Wein aus Frankreich 

Vom wem ist die Rede, wenn es um die Mutter aller Qualitätsweine geht? Natürlich von Frankreich. In Frankreich wurde zwar nicht der Wein erfunden; denn der kommt eher aus dem vorderasiatischen Raum. Doch der Qualitätswein, wie wir ihn heute kennen, der hat sich in Frankreich, genauer gesagt, im Burgund entwickelt. So kam es, dass sich so gut wie alles, was heute weltweit an Wein entsteht, immer an Frankreich messen lassen muss. Bei Chardonnay und Pinot Noir ist der Vergleich mit dem Burgund obligatorisch. Bei Cabernet Sauvignon und Merlot es der Vergleich mit Bordeaux, bei Schaumweinen denkt man immer an die Champagne und dann oft an Crémant, bei Cabernet Franc, Chenin Blanc an die Loire, bei Sauvignon Blanc speziell ans Sancerre und an Pouilly-Fumé, bei GSM, also Grenache, Syrah und Mourvèdre, an Weine von der Rhône bis ins Roussillon. Allein dass Frankreich immer noch auf so vielen Gebieten den Standard setzt, heißt natürlich nicht, dass auch immer alles top ist. Aber es ist schon sehr viel top, und das fängt oft bereits im Kleinen an.
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Kurzer geschichtlicher Abriss

Die Geschichte des französischen Weins kann natürlich mehrere Bücher füllen, wenn man sie ausführlich erzählt. Doch wir machen’s kurz. In Frankreich begann der Weinbau mit den Griechen. Die waren ja vor rund 3.000 Jahren schon im gesamten Mittelmeerraum unterwegs und gründeten Kolonien. Unter anderem im heutigen Marseille. Die Griechen hatten immer alles Mögliche mit im Gepäck, und zur Standardausrüstung gehörten auch Weinreben. Die Kelten, die damals schon in diesen Regionen lebten, saugten viele der griechischen Kulturtechniken begierig auf und begannen selber mit dem Weinbau. Während die Griechen und später auch die Römer ihre Weine vor allem in Amphoren ausbauten und durch die Gegend fuhren, kamen die Kelten auf die Idee, Holz zu nutzen und daraus Fässer zu erzeugen. Diese Technik wiederum übernahmen die Römer nach und nach. Sie blieb also auch nach den Kelten erhalten. Nach der ausgedehnten Phase der Völkerwanderung etablierte sich ab dem 8. Jahrhundert der burgundische Adel, und es entstanden die ersten Klöster, die schnell Größe, Macht und Reichtum erlangten. Das gelang nicht zuletzt dadurch, dass es üblich wurde, den Klöstern Land zu übereignen. Dieses Land nutzten sie unter anderem für den Weinbau, und sie fanden schnell heraus, wo er besonders gut gelang. So wurden damals schon viele der Weinberge mit Namen erwähnt, die auch heute noch zu den besten an der Côte d’Ôr gehören, den goldenen Hängen Burgunds. Entscheidend für den Erfolg aber war nicht nur die präzise Standortwahl. Es war auch das Qualitätsdenken der Mönche beim Erzeugen der Weine. Sie legten fest, welche Rebsorten zum Anbau geeignet waren. Und wie der Wein ausgebaut werden sollte. Dabei spielte schon damals der goût de terroir eine Rolle, also die Herkunft. 

Die Abteien sorgten für Qualität 

Zu den vielen Klöstern, die bis zur Französischen Revolution die Kultur Frankreichs stark prägten, gehörte neben den Abteien im Burgund – Stichwort Cîteaux, das Mutterkloster der Zisterzienser – die Abbaye de Valmagne im > Languedoc genauso wie die Abbaye de Hautvilliers in der > Champagne. An der südlichen Rhône war es ein Papst, der es unternahm, den Weinbau im heutigen Châteauneuf-du-Pape und den Nachbargemeinden zu fördern. Überall wurde Wein erzeugt und auch an der Qualität gefeilt. In Bordeaux, dem zweiten großen Hotspot, war es der Adel, der Wein anbauen ließ. Bordeaux gehörte zusammen mit dem Südwesten Frankreichs wie Madiran und Cahors lange zu England, nämlich ab 1154 für 300 Jahre. Damals wurden die Weine in großen Mengen nach England und auch nach Flandern verschifft. Erst waren Cahors und Madiran beliebt, dann setzte sich Bordeaux durch. Es ist das edle, das schicke Bordeaux, das das Bild in dieser Zeit prägt, auch wenn dahinter tausende kleiner Betriebe stehen. Ähnlich ist es in der Champagne, wo die Grandes Marques, die großen Marken, für den Reichtum der Region sorgten, indem sie Champagner zu einem Luxusgut stilisierten. Unterm Strich aber sind es nicht die großen Schlösser, die das Bild des französischen Weinbaus bis heute prägen. Es sind die unzähligen kleinen Winzerbetriebe, die den Standard im Elsass und an der Loire ebenso bestimmen wie an der Nord- und Süd-Rhône, im Jura wie in den Savoyen, der Provence oder dem Languedoc und Roussillon. 

Von AOC zu AOP

Sie alle bewegen sich in einem Wertesystem, das sich im Laufe des 20. Jahrhunderts gebildet hat. Man nennt es Appellation d’Origine Contrôlée (AOC). Oder nein, falsch. Seit einigen Jahren heißt es Appellation d’Origine Protégée (AOP). In diesem System ist festgelegt, welche Weine je nach Region und Appellation als Qualitätsweine bezeichnet werden dürfen und welche nicht. Das System greift auf, was die Mönche im Burgund vor mehr als 1.000 Jahren entwickelt haben. Neben dem Qualitätswein gibt es den Landwein, den Vin de Pays, der heute auch anders heißt, nämlich IGP, was für Indication Géographique Protégée steht und sich etwas sperrig anhört. Das sind die zwei Säulen des französischen Weins. Der AOP ist der klassische Wein, der der Tradition verpflichtet ist, der IGP ist der moderne Wein, der sich um diese Tradition nicht unbedingt schert. In vielen Gegenden sind zudem Cuvée die klassischen Weine. Vor allem im Süden und Südwesten. Ein Wein aus einer Languedoc-Appellation wie Faugères, Minervois oder Saint-Chinian ist immer eine Cuvée mehrerer klassischer Rebsorten wie Syrah, Grenache, Mourvèdre, Cinsault oder Carignan. Ein Landwein aus der Gegend ist dagegen meist ein sortenreiner Wein, was dann auch auf dem Etikett steht. 

Ist Landwein jetzt besser oder schlechter

Meist sind Landweine zwar von einfacherer Qualität als die sogenannten Qualitätsweine, aber nicht immer. Ein Beispiel? Das Weingut Gaec du Haut-Planty liegt im Gebiet Muscadet de Sèvre et Main. Dort wird klassischerweise Muscadet als Qualitätswein aus der Sorte Melon de Bourgogne ausgebaut. Die Trauben werden gepresst, der Wein vergoren und länger auf der Feinhefe gelagert. Stimmen Zucker- und Alkoholgehalt, wird der Wein ein AOP. Wenn die Brüder Alain und Christian Couillaud den Melon de Bourgogne aber auf der Schale als Orange-Wein ausbauen oder gar im selben Gebiet einen Wein aus der roten Sorte Abouriou ausbauen, dann können diese beiden Weine keine Qualitätsweine sein. Sie sind Landweine, müssen aber qualitativ nicht schlechter sein. Immer mehr Winzer möchten ihre eigenen Ideen und Freiheiten ausleben und halten sich nicht mehr an die Vorgaben der Qualitätsweinappellationen. Das gilt vor allem für Regionen, in denen der Gedanke des Naturweins, des Vin Naturel, sehr stark ist. Und das ist zum Beispiel an der Loire der Fall. Dass dieser Vin Naturel in Frankreich, das eigentlich ein sehr traditionelles Weinbauland ist, so groß geworden ist, hat viel mit der sehr aktiven Protestbewegung des Landes zu tun. Der Franzose an sich streikt gerne. Er verweigert sich gerne den Großen. Asterix ist nicht umsonst so populär. Und an der Loire gibt es viele kleine Dörfer, die Widerstand leisten. Anderswo natürlich auch. So hat sich der Vin Naturel eine Nische in der Welt der uniformen Weine erobert. 

Französischer Wein ist meist eines, nämlich trocken

Der typische französische Wein ist übrigens trocken. Außer, es handelt sich um Dessertweine. Und wenn der Franzose trocken sagt, dann meint er trocken. Im Gegensatz zu hier, wo auch ein Wein mit sieben Gramm Restzucker noch als trocken bezeichnet werden darf. Burgund? Quasi ausnahmslos trocken. Bordeaux? Trocken bis auf die Dessertweine aus Sauternes und Barsac, Cadillac und einigen anderen kleinen Appellationen. Der Südwesten ist ebenso trocken wie das Languedoc und das Roussillon, mit Ausnahme der Vins doux naturels, der aufgespriteten Süßweine, wie Maury, Rivesaltes, Collioure oder Banyuls und anderen. Provence- und Rhôneweine sind auch fast durchgängig trocken, ebenso die Weine aus den Savoyen und dem Jura. Das Ganze ändert sich erst an der Loire, in der Champagne und im Elsass. Dort haben auch halbtrockene Weine (demi-sec), süße Weine (moelleux), Spätlesen (vendange tardive) und Beerenauslesen (Sélection des Grains Nobles) ihren Platz. Und der Champagner war früher süß (doux), dann wurde er immer trockener (demi-sec, sec, brut, extra brut, brut nature). 

Vom Pétillant Naturel zum Champagner und zum Pét Nat

Ach, apropos Champagner… Man sollte bei allem, was diese Region an fantastischen Qualitäten zu bieten hat, nicht vergessen, dass es noch eine ganze Menge mehr an Schäumern gibt in Frankreich. Crémant findet man im Jura wie im Elsass, an der Loire wie im Burgund, in Bordeaux oder im südfranzösischen Limoux, wo es den ersten französischen Schaumwein überhaupt gegeben haben soll. Und dann sind da natürlich noch die Pet Nats, die Pétillants Naturels, die tatsächlich die ersten Schaumweine waren, als man auch in der Champagne zunächst noch vergärenden Most in Flaschen füllte, wo er weiter gären konnte. Der Pet Nat ist heute der Schaumwein der Naturwein-Winzer und auch Ausdruck eines anderen Lebensgefühls. Es ist der Schaumwein der jungen Generation, die auf Bio setzt und auf Nachhaltigkeit. Und das ist in einem Land, in dem 55 % der Fläche landwirtschaftlich und überwiegend in Monokulturen genutzt werden, auch dringend nötig. Viel zu lange hat man auf Masse gesetzt und dabei den Boden vergessen, der all die guten Erzeugnisse und das kulinarische Erbe erst möglich macht. Aber das Umdenken hat begonnen. Und damit entstehen immer neue Weinstile. Ohnehin ist viel in Bewegung. Das hat auch mit dem Klimawandel zu tun. Sorten verschieben sich, Weinberge, die früher als zu kühl galten, stehen heute im Mittelpunkt des Interesses, andere Regionen, wie die rechte Seite der Gironde in Bordeaux, experimentieren schon mit südländischen Sorten wegen der Wärme und Trockenheit. Frankreich? Das ist das Mutterland des Qualitätsweines. Es hat viel Konkurrenz bekommen, aber das macht es erst richtig spannend.