CÔTES DU RHÔNE 

Woran denkt ihr, wenn ihr an Côtes du Rhône denkt? Wenn wir die Augen schließen, kommen uns Felder voller Lavendel, alte romanische Kirchen, Märkte, die nach Kräutern der Provence duften, bodenständiges Essen und natürlich Wein in den Sinn. Die Weine der Côtes du Rhône gibt es in Weiß, Rosé und Rot. Die schmecken nicht nur in einem der kleinen Bistrots im Schatten der alten Paläste von Avignon, sondern auch zu Hause. Das hat sie so erfolgreich gemacht.
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WEIN SEIT MEHR ALS 2.600 JAHREN 

Die Weinregionen an der Rhône gehören zu den ältesten in Frankreich. Von Vienne bis nach Avignon umfassen sie 70.000 Hektar in 171 Kommunen und sechs Departements. 66 % der Fläche sind den Côtes du Rhône vorbehalten, 16 % den Côtes du Rhône Village und 18 % den Crus. Die ersten Weinberge haben die Griechen an der Stelle angelegt, an der die Rhône in das Mittelmeer fließt. Massalia, das heutige Marseille, war der Ort, an dem vor rund 2.600 Jahren Griechen angelandet und sesshaft geworden sind. Von dort aus breiteten sie sich flussaufwärts aus. An der anderen Seite lebten Kelten, die die nördliche Rhône bis in die heutige Schweiz bevölkerten und ebenfalls Wein anbauten. Eine große Bedeutung hatte dann die Zeit des Römischen Reiches. Die Römer hatten viele Garnisonen in der Region und betrieben umfangreichen Weinbau. Dazu kam, dass viele Legionäre, die nach dem Ausscheiden aus der Armee ein Stück Land und Weinreben zugesprochen bekamen, an der Rhône blieben. Noch heute findet man Aquädukte, Tempel, Theater und Thermen aus der römischen Zeit – und sogar noch die eine oder andere Trockenmauer. 

DIE PÄPSTE SORGTEN FÜR INTERNATIONALEN RUHM 

Die nächste erfolgreiche Ära war die unter Päpsten, die mit Bertrand de Got, Erzbischof von Bordeaux, begann, der als Clemens V. 1305 zum Papst gewählt wurde und sich als Amtssitz für Avignon entschied. Er besaß ein Weingut in Pessac bei Bordeaux, weshalb es heute »Pape Clement« heißt. Auch brachte er Weinbauspezialisten mit und förderte den Weinbau rund um Avignon intensiv. Das geschah natürlich auch dort, wo er und seine Nachfolger ihre Sommer verbrachten: im Châteauneuf-du-Pape. Als der Sitz der Päpste 1423 wieder nach Rom verlegt wurde, blieb es Tradition, dass die Päpste Weine von der Rhône erhielten. 

HIER ENTSTANDEN DIE APPELLATIONS D’ORIGINE CONTRÔLÉE 

Auf die Reblauskatastrophe folgte eine Zeit der Weinpanscherei, die ein seriöser Weinmacher wie Baron Pierre Leroy de Boiseaumarié (1890–1967) irgendwann so satthatte, dass er es 1929 schaffte, einen Großteil der Erzeuger des Rhônetals von der Wichtigkeit von Qualitätsstandards zu überzeugen. Das führte zu einem Zusammenschluss, und daraus ging schließlich das System der Appellations d’Origine Contrôlée (AOC) hervor. Zudem wurde das bis heute bestehende Institut Nacional de l’Appellation et de la Qualité (INAO) gegründet, das bis heute die Standards im Qualitätsweinbau definiert. Ab den 1970er Jahren wurde die Region außerdem eine der Pionierregionen für biologischen Weinbau. 

DIE NÖRDLICHE RHÔNE … 

Die Region teilt sich entlang der 200 Flusskilometer in die nördlich gelegenen Anbaugebiete der Rhône septentrional und die südlichen der Rhône méridional. Im Norden und im Süden werden zwar deutlich unterschiedliche Weine erzeugt, aber »Côtes du Rhône« gibt es in beiden Bereichen. Das nördlich gelegene Tal der Rhône septentrional ist eher eng mit oft steilen Terrassenlagen. Die Böden sind geprägt von der Entstehung der Alpen und des Massif central mit Granit und Schiefer, etwas Kalk, Gneis und Glimmer. Dort gibt es vor allem Syrah und die weißen Sorten Viognier, Roussanne und Marsanne, die auch die Côtes-du-Rhône-Weine dort stärker prägen als im Süden. 

… UND DIE SÜDLICHE RHÔNE 

Nach einem Teilbereich, in dem es mehr Atomkraftwerke als Weinbau gibt, öffnet sich das Tal, und der Süden beginnt auf der Höhe von Montélimar. Die Hügel sind hier sanft und nur manchmal durchsetzt von Bergen und Bergketten wie dem Mont Ventoux, der Montagne du Luberon, den Dentelles de Montmirail oder dem Massif de Ventabren. Die Böden bieten eine wilde Mischung von alluvialem Schwemmland, Lehm, Sand und Ton, Kalk und Kieseln wie den berühmten Galets roulés, den großen runden Kieselsteinen, die während verschiedener Eiszeiten in die Landschaft gespült wurden. Die Weinberge findet man, grob gesagt, auf drei Stufen. Die erste liegt unweit der Flüsse. Dort herrschen Sand und Schwemmland vor. Die nächste Stufe liegt auf 100 bis 150 Metern und besteht aus Terrassen, die von Kies geprägt sind. Im Massif d’Uchaux, in Ventabren oder in den Hügeln von Visan Valréas geht es schließlich auf der dritten Stufe bis auf 500 Meter hoch. Dort ist es felsig und kalkig. 

VIEL SONNE UND EIN STARKER WIND 

Nicht ganz unwichtig ist auch der klimatische Unterschied zwischen der Rhône septentrional und der Rhône méridional. Der Norden ist kontinental geprägt mit sehr heißen Sommern und kalten Wintern, der Süden hingegen mediterran mit heißen und trockenen Sommern und eher milden und teils feuchten Wintern. Im Norden gibt es rund 2.000, südlich von Avignon eher 2.800 Stunden Sonne. Hinzu kommt im Süden der Mistral, »der Meister«. Dieser Wind ist wild und heiß und kann oft tagelang durch das Tal der Rhône peitschen. Daher sind viele Weinberge zum Schutz von Bäumen und Buschwerk umgeben, und die Reben werden niedrig erzogen. Der Sturm vertreibt die Wolken und sorgt daher für eine außergewöhnlich hohe Lichteinstrahlung und ein schnelles Trocknen der Reben, was den biologischen Anbau leichter macht. 

GRENACHE – SYRAH – MOURVÈDRE 

Im Gegensatz zur nördlichen Rhône, wo die Weine oft aus einer Rebsorte erzeugt werden oder hier und da kleinere Anteile einer zweiten Sorte hinzukommen, ist es für die Weine der Côtes du Rhône des Südens typisch, dass man viele Rebsorten zusammenbringt. Um die richtige Assemblage zu finden, also eine stimmige Komposition, dürfen die Winzer unter 23 Rebsorten wählen. Die drei Hauptrebsorten werden zusammen gerne als »GSM« abgekürzt, was für Grenache, Syrah und Mourvèdre steht und damit für 86 % der Rotwein-Produktion plus 8 % Rosé. Grenache Noir wird auf mehr als 37.000 Hektar und Syrah auf 23.000 Hektar angebaut. Neben diesen drei Rebsorten gibt es 20 mögliche weitere. Für Rotweine dürfen übrigens auch weiße Rebsorten genutzt werden. Folgende Rebsorten dürfen verwendet werden: Bourboulenc, Caladoc, Carignan, Cinsaut, Grenache Gris, Marsanne, Marselan, Muscardin, Piquepoul Blanc, Piquepoul Noir, Roussanne, Terret Noir, Ugni Blanc, Vaccarèse und Viognier. Bei den eher raren Weißweinen sind Bouboulenc, Clairette, Grenache Blanc, Marsanne, Roussanne und Viognier die Hauptrebsorten, ergänzt durch Muscardin, Piquepoul Blanc und Ugni Blanc. 

CÔTES DU RHÔNE, VILLAGE UND CRU 

Seit 1967 haben sich neben den Cotes du Rhône die Côtes du Rhône Villages etabliert. Es sind 22 Kommunen, die ihren Namen auch aufs Etikett schreiben dürfen. Ferner gibt es noch 17 Crus. Im Norden sind das Château-Grillet, Condrieu, Cornas, Côte-Rôtie, Crozes-Hermitage, Hermitage, Saint-Joseph und Saint-Péray und im Süden Beaumes-de-Venise, Cairanne, Châteauneuf-du-Pape, Gigondas, Lirac, Rasteau, Tavel, Vacqueyras und Vinsobres. Die Crus sind ganz unbestritten die Zugpferde der Region. Die Côtes du Rhône sind hingegen eher Weine für jede Gelegenheit, die viele Facetten bieten können vom »Primeur« oder vom »Vin de Soif», der mit »Macération carbonique« erzeugt wurde, bis zu Weinen, die es sogar mit den Crus ernsthaft aufnehmen können. Es kommt halt auf den Winzer, sein Können und seine Ideen an.