GAILLAC 

Vin du Coq hieß früher der Wein aus dem Gaillac; denn der Name geht zurück auf lat. gallus, der Hahn. Le Coq, der Hahn auf Französisch, gehört mit drei Lilien zum Stadtwappen von Gaillac. Das gleichnamige Weinbaugebiet liegt im Südwesten Frankreichs direkt am Fluss Tarn, genauso wie -> Fronton, eine weitere südwestfranzösische Appellation. Im Gaillac wird seit Urzeiten Wein erzeugt. Von dort kamen auch einige der ersten angesehenen Schaumweine. Heute leidet die Region ein bisschen daran, dass man dort alles erzeugt: trocken und süß, Schaum und kein Schaum, weiß, rosé und rot, und das aus heimischen, aber auch aus zugereisten Rebsorten.
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VIN DU COQ 

Weinbaugeschichte hört sich ja manchmal etwas langweilig an. Erst waren die Kelten da und haben wahrscheinlich schon Weinbau betrieben. Jedenfalls waren sie im Südwesten Frankreichs. Von Gaillac weiß man es nicht so genau. Wohl aber weiß man, dass die Römer kamen und dass von ihnen ab dem 1. Jh. vor Chr. ganz sicher Weinbau betrieben wurde. Typisch für Frankreich ist auch, dass nach den Römern und mit der Völkerwanderung erst mal Schluss war mit dem Weinbau. Es ging jahrhundertelang nur ums Überleben. Erst mit dem aufkommenden Mittelalter wurden wieder Weinberge angelegt. Im 10. Jahrhundert kamen Benediktiner-Mönche in die Region und errichteten das Kloster Saint-Michel de Gaillac. Ab da ging es mit dem Weinbau aufwärts. Wein aus Gaillac wurde nach Norden und vor allem nach England exportiert. Der Graf von Toulouse – Toulouse ist ja die Hauptstadt des Sud-Ouest –, Raymond VII., ordnete im 13. Jahrhundert die erste kontrollierte Herkunftsbezeichnung an, also das, was seit dem 20. Jahrhundert eine Appellation d’origine contrôlée ist. Die Winzer mussten daher bestimmte Qualitätskriterien erfüllen, um ihre Weine verkaufen zu dürfen. Das war ein Meilenstein im französischen Weinbau. Im 16. Jahrhundert wird der schäumende Wein aus Gaillac lobend erwähnt, lange bevor der Schaumwein der Champagne en vogue war. Im Gaillac hat man daraus eine ähnliche Tradition gemacht wie in Limoux im Languedoc, wo der Schaumwein noch eher erwähnt wurde. Man hat hier wie dort Weine angeboten, die noch nicht zu Ende vergoren waren. Wahrscheinlich schmeckten sie zu Beginn so wie bei uns der Federweiße. Als dann die Füllung in Flaschen üblich wurde, hat man die noch gärenden Weine in die Flaschen gefüllt, fest verschlossen und weiter gären lassen. Man nennt das Méthode artisanal, Méthode rural oder auch Pétillant Naturel (Pet-Nat). Bis ins 20. Jahrhundert hat man dann vor allem auf süße Weißweine gesetzt und schließlich irgendwann die erwähnte Bandbreite von allem angeboten. Die Klammer war in diesem Fall zum einen, dass die Etiketten der Weine lange das Wappen von Gaillac trugen, drei gelbe Lilien und einen gelben Hahn auf blauem Grund, und zum anderen, dass es für Weine aus dem Gaillac eine eigene Flaschenform gab und noch gibt. Oder sagen wir es mal so: Es gab ursprünglich drei Flaschenformen mit der Bezeichnung gaillacoise. Da drei Flaschenformen aber auf Dauer zu teuer waren, hat man sich auf eine Form geeinigt. Doch auch die ist aus der Mode gekommen, weil es viel preisgünstiger ist, Weine in typische Bordeaux-Flaschen zu füllen. 

SELTENE SORTEN AM UFER DES TARN 

Der Tarn ist wie der Lot einer der Flüsse der Region, an denen sich der gesamte Weinbau abspielt. Die rund 3.500 Hektar Rebfläche befinden sich auf der rechten Seite des Tarn auf den unteren Hanglagen, die von Lehm und Kalk geprägt sind. Das sind die Prèmieres Côtes. Darüber liegt das Plateau de Cordes mit stark kalkhaltigen Böden. Die waren früher nicht so geschätzt, weil es dort oft zu kühl war. Mit dem Klimawandel hat sich das natürlich geändert. Am linken Ufer gibt es dann noch die sogenannte Rive gauche mit Kies und Sand. Die wichtigsten regionalen Rebsorten sind die roten Sorten Duras, Prunelard und Fer Savadou sowie die weißen Len de l’El, Ondenc und Mauzac. Hinzu kommen die roten Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Gamay und Syrah sowie die weißen Sorten Sauvignon Blanc, Sémillon und Muscadelle. Man merkt hier schnell, dass der Einfluss von Bordeaux recht groß ist. Der typischste Wein war lange Zeit der Gaillac Doux mit mindestens 70 Gramm Restzucker. Heute sind trockene Rot- und Weißweine aus den Prèmieres Côtes am meisten angesagt, ebenso Schaumweine mit nur einer Gärung, wobei die trockenen Gaillac Mousseux Méthode Gaillacoise und die süßen Gaillac Mousseux Méthode Gaillacoise Doux heißen, die mit zweiter Gärung Gaillac Mousseux Méthode Deuxième Fermentation. 

ESTABLISHMENT UND WIDERSTAND 

Noch vor rund 30 Jahren gab es im Gaillac praktisch ausschließlich Genossenschaften, die auch die Weinpolitik der Region bestimmten. Dem haben sich eine Reihe von Winzern entgegengestellt, die wenig Lust hatten, sich der Idee unterzuordnen, mit ihren Weinen dem übermächtigen Bordeaux die Stirn zu bieten. Sie haben sich also aus der Tradition der kontrollierten Herkunftsbezeichnung entfernt. Es sind Winzer wie Robert Plageoles, Michel Issaly oder Patrice Lescarret von Causse Marines. Die drei gelten als das Trio infernale im Gaillac, dem sich aber auch jüngere Winzer angeschlossen haben. Sie beziehen sich praktisch ausschließlich auf die alten heimischen Rebsorten und erzeugen aus diesen Sorten das, was man heute Vin Naturel nennt, Naturwein aus biologisch erzeugten Reben, dem praktisch nichts weggenommen und so wenig wie möglich hinzugegeben wird.