DOURO

Knappe 900 Kilometer ist der drittgrößte Fluss der iberischen Halbinsel lang, rund 572 km davon fließt er als Duero durch Spanien. Dann bildet er 112 Kilometer lang die Grenze zu Portugal, um schließlich die letzten 213 Kilometer durch Portugal bis zum Atlantik zu fließen. In Portugal gibt er dann auch dem wichtigsten Weinanbaugebiet des Landes seinen Namen: dem Douro.
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Die Region Douro beeindruckt nicht nur durch seine spektakuläre Landschaft, sondern auch auf dem Papier: Sie ist das älteste kartographisch definierte Weinbaugebiet der Welt, rund 40 verschiedene Rebsorte sind hier zum Anbau zugelassen und seit 2001 trägt die Region stolz den Titel UNESCO Weltkulturerbe. Rund 80 Kilometer östlich von Porto beginnt das Gebiet, um sich dann höchst malerisch für weitere 80 Kilometer bis zur spanischen Grenze zu schlängeln. Tief hat sich der Fluss im Laufe der Jahrtausende in die Landschaft hineingegraben, steil wie bei einer Achterbahn sind die oft spektakulär terrassierten Hänge. Menschen leben hier schon seit der Altsteinzeit, Wein wird nachweislich seit der Bronzezeit angebaut. Römer, Sueben und Mauren perfektionierten dann die Technik. 

DIE WIEGE DES PORT 

Schon 1756 wurde das Gebiet auf Veranlassung vom damaligen Premier Marques de Pombal exakt kartographiert – die hervorragenden Schieferlagen bildeten dann die Grundlage für eine der ältesten gesetzlich geschützten Weinherkunftsangaben der Welt. Der Wein, der hier entsteht, erhielt seinen Namen dann aber nicht vom Fluss, an dessen Hängen er wächst, sondern vom dem Ort, von dem aus er in die ganze Welt (vor allem aber nach England) verschifft wurde: Die Hafenstadt Porto war es, die dem Portwein ihren Namen gab. Und einer gängigen Hypothese nach war es auch der Export auf die britische Insel, der das zentrale Wesensmerkmal des Port – das obligatorische Aufspriten, also das Versetzen des Weins mit reinem Alkohol – als Konservierungsmaßnahme für den Seeweg inspirierte. 

ES GEHT AUCH OHNE SPRIT 

Doch auch, wenn das Douro lange Zeit nahezu ausschließlich mit dem Portwein assoziiert wurde, im Gebiet wurden auch schon immer ungespritete Weine vinifiziert. Lange mehr oder minder eher überschaubare Qualitäten nahezu ausschließlich für den portugiesischen Eigenbedarf bestimmt, seit geraumer Zeit aber auch zunehmend Premiumweine für den internationalen Markt. Pionieren wie Dirk Niepoort ist es zu verdanken, dass die Qualität dieser Weine in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten stetig gestiegen ist. Heute stehen sie nicht mehr hinter den älteren Verwandten mit den höheren Alkoholwerten zurück, im Gegenteil: Einige zählen inzwischen mit zum Interessantesten, was die Iberische Halbinsel den weltweiten Weinfreunden zu bieten hat. Und auch die Weißweine, die hier aus Sorten wie Gouveio, Malvasia Fina, Rabigato oder Viosinho vinifiziert werden, verdienen zunehmend Beachtung und Anerkennung. 

GEMISCHTE SÄTZE UND AUTOCHTHONE REBSORTEN 

Zirka 40.000 Hektar werden im Gebiet zurzeit insgesamt bewirtschaftet, mehr als drei Viertel davon für Produktion von Port. Trotz der nach wie vor um die 40 zugelassenen Rebsorten (nahezu identisch auch für die ungespriteten Weine) hat sich eine klare Fünfergruppe gebildet, die den weit überwiegenden Teil der angebauten Fläche einnimmt: Namentlich sind das Touriga National, Touriga Francesca, Tinta Roriz (a.k.a. Tempranillo), Tinta Barocca und Tinta Cão. Aber innovative und experimentierfreudige Geister wie Dirk Niepoort sind auch hier dabei, den Spiegel der verwendeten Rebsorten wieder zu verbreitern. Und zwar, indem sie Weingärten mit Gemischten Sätzen und alten, fast vergessenen autochthonen Rebsorten wieder eine Chance geben. 

Das historische Kerngebiet des Douro war mit seinen Schieferböden lange Zeit dem Portwein vorbehalten. Erst Ende der 1970er Jahre wurden die DOC-Bestimmungen auch für die normalen, ungespriteten Weine geöffnet. Seitdem ist es eigentlich eine Doppel-Appellation: „Douro“ für die konventionellen Weine, „Douro e Porto“ für die traditionell gespriteten. Zum Kernbereich mit seinen qualitativ hochwertigen Schieferböden sind weitere Flächen mit anderen Untergründen hinzugekommen. Heute wird am Douro auch auf Granit- und Kalkböden Wein produziert. Und auch Silex (a.k.a. Feuerstein) verleiht einigen am Douro wachsenden Weinen eine ganz spezielle Mineralität. 

Heute wird die Region in drei Subbereiche unterschieden: dem „Cima Corgo“, in dem sich auch die besten Portweinlagen befinden, als größten Bereich. Dem „Baixa Corgo“(übersetzt: unterer Corgo) flussabwärts nach Porto hin. Und dem östlicher, zur spanischen Grenze hin liegenden „Douro Superior“, das als Gebiet später hinzugekommen ist und dessen außerordentliches Potential sich jetzt erst heute nach und nach offenbart.