WEIN AUS DEM MINHO
Neben dem Portwein dürfte der Vinho Verde der bekannteste Wein Portugals sein. Und wahrscheinlich ist es heute auch der beliebteste und erfolgreichste. Das liegt natürlich vor allem daran, dass auf den rund 60.000 Hektar, die von rund 30.000 Weinbauern bewirtschaftet werden, frische, spritzige, leichte und günstige Weine entstehen. Das Gute für uns ist, dass auch die sehr guten Weine der Region immer noch günstig zu haben sind. Aber was ist Vinho Verde überhaupt genau, und was bedeutet in diesem Zusammenhang Minho?
DER GRÜNE WEIN - VINHO VERDE WAS IST DAS?
Vinho Verde heißt grüner Wein. Und wenn man sich einen einfachen weißen Vinho Verde anschaut, dann kann der auch schon mal leicht grüne Reflexe aufweisen. Aber daher stammt der Name nicht; denn Vinho Verde gibt es traditionell auch in Rot und heute sogar auch als Rosé. Der Wein heißt Vinho Verde, weil er aus dem grünsten Gebiet Portugals stammt, und das beginnt an rechten Ufer des Douro und zieht sich weiter bis zum Minho, dem Grenzfluss zum spanischen Galicien. Gerade dort ist es wirklich grün, es gibt 1.200 mm Niederschlag im Jahr und einen deutlichen Einfluss des Atlantiks. Dass bei 1.200 mm Niederschlag trotzdem Weinbau möglich ist und nicht etwa Algenanbau, liegt daran, dass es sich vor allem um Winterregen handelt. Von Juli bis September gibt es im Durchschnitt nur 180 mm Niederschlag, und das ist weniger als in Baden-Württemberg.
Der klassische Vinho Verde besteht aus vielen Sorten, die entweder einzeln oder, was besonders früher üblich war, zusammen in einem Weingarten angebaut werden als –> Gemischter Satz oder aus unterschiedlichen Regionen des Vinho Verde stammen. Davon gibt es neun. Den besten Ruf hat sich Monção e Melgaço erworben, weil dort die vielleicht hochwertigste der Vinho-Verde-Rebsorten, der Alvarinho, die besten Ergebnisse bringt. In Lim, Basto, Cávado und Ave reift der Loureiro am besten, in Basto und Amarante der Azal, und in Baião, Sousa und Paiva gilt das für die Rebsorten Avesso und Arinto. Vor allem Alvarinho und Loureiro werden mittlerweile häufig sortenrein ausgebaut. Aber auch bei sortenreinem Arinto oder Avesso gibt es sehr gute Ergebnisse.
AUFBRUCH IN MONÇÃO E MELGAÇO
Die Vinho-Verde-Revolution hat in den 1980er Jahren in Monção e Melgaço begonnen. Dort haben Winzer wie João Antonio Cerdeira die Quinta de Soalheiro gegründet und Anselmo Mendes gleichfalls ein eigenes Weingut. Sie haben das Potential der Rebsorte Alvarinho im Zusammenspiel mit den Granitböden und dem atlantisch geprägten Klima verstanden und angefangen, es zu nutzen. Natürlich haben sie auch über die Grenze geschaut; denn in den nahe gelegenen spanischen Rías Baixas hatte man ähnliche Voraussetzungen und ebenfalls eine Albariño-Revolution eingeleitet. Weine der Rías Baixas wurden die ersten erfolgreichen Weißweinexporte Spaniens. Cerdeira, Mendes und ein paar andere haben den Weinbau revolutioniert. So romantisch es auch sicher ausgesehen haben mag, der Weinbau steckte noch in sehr traditionellen Bearbeitungsformen fest. Es gab damals noch Weinberge, in denen die Reben – es sind ja Schlingpflanzen – Bäume bewucherten. Das waren die sogenannten Arjões. Oder die Reben wurden über die Äste gehängt. Das nannte man Enforcado. Typisch war auch, sie auf Pergolen (Ramadas) zu erziehen, während man unterhalb der Reben Obst, Gemüse oder Getreide anbaute. Es war meistens ein kleinteiliges Geschäft, in dem es fast ausschließlich Weinbauern mit Gemischtbetrieben gab, die ihre Trauben verkauften. Heute ist es weniger gemischt, aber die Genossenschaften und auch die Traubenkäufe dominieren aufgrund der Landverteilung immer noch. Daneben aber hat sich ein moderner Weinbau formiert.
VOM MOUSSIERENDEN WEIN ZUM CRU
Mit der Veränderung des Weinbaus hat sich auch die Stilistik verändert. Die Portugiesen trinken immer noch gerne und vor allem den frischentiefroten Vinho Verde zu ländlichem Essen. Der besteht meist aus den Sorten Vinhão, Amaral, Alvarelhão oder Borrecãl. Oder sie trinken die frischen, leicht moussierenden Weine, die ursprünglich so früh abgefüllt wurden, dass die Gärung nach gar nicht zu Ende geführt war. Doch Vinho Verde kann viel mehr. Besonders die Rebsorten Loureiro und Alvarinho werden heute auch für Pet Nat oder Schaumwein ausgebaut, ohne Schwefel, mit verlängerten Maischestandzeiten und auch im Holzfass. Gerade beim Alvarinho ist es beeindruckend, wie exzellent die Sorte reifen kann und wie deutlich sie die unterschiedlichen Terroirs ausdrückt.