HEMEL-EN-AARDE

 
Schon der Name der Weinbau-Region sagt viel über ihren Charakter aus: Himmel und Erde. Wenn man sich die steil aufragenden Felsen, die die Region prägen, anschaut, dann hat man tatsächlich manchmal den Eindruck, dass sie in den Himmel übergehen. Hemel-en-Aarde liegt im Hinterland von Hermanus, einem Städtchen an der Walker Bay, wo sich im Frühjahr regelmäßig hunderte Wale verschiedenster Art treffen. Die Region Hemel-en-Aarde war lange Zeit vor allem für ihre Viehherden bekannt. Einer der dortigen Flüsse wurde sogar Butter genannt, weil Butter aus den höher liegenden Gebieten per Schiff den Fluss hinuntergebracht wurde. Der Fluss heißt heute Bot River. In der Anbauregion gab es zwar schon vor der Reblauskatastrophe Weinbau, aber nur wenig und danach zunächst einmal keinen mehr. Erst Tim Hamilton-Russel, ein reicher Weinliebhaber, fand 1975 auf der Suche nach dem richtigen Terroir für seinen Weinbau im Stil der Côte d’Ôr den Weg nach Hemel-en-Aarde. Natürlich hat Hemel-en-Aarde andere Voraussetzungen als das Burgund. Doch tatsächlich hat sich dort ein überaus erfolgreicher Pinot-Noir- und Chardonnay-Anbau etabliert, der sich auf rund 20 Weingüter, Tendenz steigend, verteilt. Lange war die Region die südlichste Weinbauregion Südafrikas. Sie ist stark geprägt vom Meer, das teils nur fünf Kilometer entfernt liegt. Die Böden sind komplex. Vor allem aber befindet sich dort erodierter Granit (Cape Granite) und Schiefer (Malmesbury Shale, Bokkeveld Shale), Sandstein (Table Mountain Sandstone) und Ton.
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Eine Appellation, drei Wards 

Mit der Klassifizierung des Anbaugebietes Walker Bay haben sich in der kleinen Region Hemel-en-Aarde drei unterschiedliche Subklassifikationen, sogenannte Wards, herausgebildet. Es sind das Hemel-en-Aarde Valley, das Upper Hemel-en-Aarde Valley und der Hemel-en-Aarde Ridge. Das Hemel-en-Aarde Valley ist gerade mal 6,7 Kilometer von Hermanus entfernt, und es war das erste Gebiet, in dem Reben gepflanzt wurden. Die überwiegende Mehrheit der Weinberge dieses Wards befindet sich an den nach Nordosten, Norden und Nordwesten ausgerichteten Hängen des Bokkeveld-Shale-Bodens auf der Südseite des Onrust-Flusses. Dieser Boden hat einen ungewöhnlich hohen Tongehalt, der im Durchschnitt viel höher liegt als bei den Böden des Malmsbury Shale an der Westküste. Der Tongehalt dieses Bodens entspricht in etwa dem an der Côte d'Ôr in Burgund, weshalb dann doch ein Vergleich möglich ist. Allerdings sind die Weinberge tendenziell flacher und steiniger. Außerdem gibt es hier keinen Kalk, sondern Ton auf Schiefer. Ein anderes Gebiet befindet sich weiter landeinwärts an den nördlichen Hängen des Hemel-en-Aarde-Tals. Dort trifft man an den nach Süden ausgerichteten Hängen auf Böden aus Tafelbergsandstein. Diese quarzhaltigen sandigen Böden haben einen sehr geringen bis gar keinen Tongehalt, sie sind bröseliger, aber auch tiefgründiger. Das Upper Hemel-en-Aarde Valley liegt sieben Kilometer weiter landeinwärts. Es ist das größte der drei Wards des Hemel-en-Aarde-Gebiets. Die Reifung erfolgt hier tendenziell später als in der Appellation Hemel-en-Aarde Valley. Die Weinberge im Oberen Hemel-en-Aarde-Tal sind sowohl an den nach Norden ausgerichteten Hängen (auf der Südseite des Onrust-Flusses) als auch an den nach Süden ausgerichteten Hängen (auf der Nordseite des Onrust-Flusses) angepflanzt. Die Böden wechseln in dieser Appellation von Bokkeveld Shale zu leichter strukturiertem Tafelbergsandstein, und zwar vor allem auf der Nordseite des Onrust-Flusses. Zudem gibt es seltene Vorkommen von zersetzten Granitböden, vor allem auf der Südseite des Onrust-Flusses. Stellenweise überlagern diese leichter strukturierten Böden einen Unterboden mit hohem Tongehalt. Bleibt noch der Hemel-en-Aarde Ridge, wiederum 18 Kilometer weiter die Berge hinauf. Es ist der Hügelkamm am Oberlauf des Klein River Valley, von der Wasserscheide des Onrust River abwärts und in Richtung Osten. Die Reifung erfolgt hier im Allgemeinen später als bei den beiden anderen Appellationen des Hemel-en-Aarde-Gebiets. In dem Hemel-en-Aarde Ridge kommen Böden aus dem Bokkeveld Shale vor, vor allem aber steinige, tonhaltige Böden. Die höchsten Berghänge dieser Appellation weisen leichter strukturierte Böden auf mit Tafelbergsandstein. 

Eine Vision bildet die Basis für viele Weingüter 

Das Engagement von Hamilton-Russel war entscheidend für das Anbaugebiet. Innerhalb kurzer Zeit wurden seine Weine national wie international bekannt. Das Weingut hat zwei Niederlassungen gegründet, und – noch entscheidender – diverse Weinmacher, die bei Hamilton-Russel die Keller führten, haben sich in dem Gebiet selbstständig gemacht. Dazu gehören Richard Finlayson, Storm Kreusch-Dau und Kevin Grant. Richard Finlayson hat gleich zwei Söhne, die sich ihrerseits mit einem eigenen Weingut selbstständig gemacht haben. Es handelt sich um Crystallum, wo sich Peter-Allan als Weinmacher verwirklicht hat und wo Andrew als ökologisch orientierter Architekt und Gestalter tätig ist. Der größte Teil der Frucht kommt aus dem am höchsten liegenden Teil des Tals, dem Hemel-en-Aarde Ridge, wo die Weinberge auf rund 300 Metern liegen.