Swartland Revolution
Um das Jahr 2000 herum hat sich eine Gruppe von Winzern zusammengetan, die dem Swartland ein anderes Gesicht gegeben haben. Sie pflanzten neue Weinberge oder begannen nach alten Weinbergen zu suchen, um diese für einen neuen Typ Wein zu nutzen. Das heißt aber nicht, dass es dort nicht schon in größerem Umfang Weinbau gegeben hätte. Namen wie Allesverloren oder Lammershoek waren schon länger ein Begriff. Doch das Engagement der jungen Winzer ist als Swartland-Revolution bekannt geworden. Die Gruppe, die sich traf, warf viele Regeln des damaligen südafrikanischen Weinbaus über Bord, um einen neuen Stil zu kreieren. Zu dieser Gruppe gehörten Adi Badenhurst, Callie Louw, Eben Sadie oder auch Andrea und Chris Mullineux. In letzter Zeit sind noch weitere Winzer wie Donovan Raal oder David Sadie dazugestoßen, und aus der Swartland-Revolution sind die Swartland Independent Producers geworden. Sie waren auf der Suche nach einer neuen Identität für südafrikanische Weine. Um dies zu erreichen, suchten sie besser an das Klima angepasste Rebsorten. Sie sichteten alte Reben, wählten auch alternative Ausbauarten zum Barrique wie etwa große Fuder, Betoneier und Ton-Amphoren. Sie experimentierten mit früheren Lesezeitpunkten und einem anderen Weinbergsmanagement. Die Entwicklung, die sich eingestellt hat, kann man sehr schön anhand einer der Wein-Ikonen dieser Region nachvollziehen. Es ist der Palladius von Eben Sadie. Mitte der 1990er Jahre war das noch eine Cuvée aus vier sehr spät gelesenen Traubensorten, die im Barrique so ausgebaut wurden, wie man das halt damals machte – immer ein bisschen mit Blick auf weiße Bordeaux-Stile aus Graves oder Pessac-Leognan. An den Veränderungen bis heute kann man die Entwicklung von Eben Sadie, aber letztlich auch die der gesamten Gruppe nachvollziehen. Heute ist der Palladius eine Cuvée aus Chenin Blanc, Clairette Blanche, Colombard, Grenache Blanc, Marsanne, Palomino, Roussanne, Sémillon Blanc, Sémillon Gris, Verdelho und Viognier. Alle diese Rebsorten sind für das Zusammenspiel bewusst ausgewählt worden. Sie werden zum genau richtigen Reifezeitpunkt gelesen, stammen durchwg von alten Reben und werden mittlerweile in Tongefäßen und später als Cuvée im großen Fuder ausgebaut. Es ist ein völlig anderer Wein als vor 20 Jahren. Schon damals war er ein besonderer Wein aus Südafrika. Heute aber ist er einer der ganz großen Weißweine vom Kap. Er ist auch auf der internationalen Bühne unverkennbar und unkopierbar ein großer Wein. Und er stammt eben auch zu einem großen Teil von alten Reben und insofern von jenen Weinbergen, die Eben Sadie und seine Mitstreiter mithilfe des Old Vine Projects vor der Zerstörung gerettet haben. Der Palladius mit seinen vielen Rebsorten ist ein Unikat. Typischer für die Region sind entweder reinsortige oder von einer Sorte bestimmte Weine. Bei Weißweinen handelt es sich oft um Chenin Blanc, bei Rotwein oft um Syrah. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass es viel Granit im Boden gibt, der in den Niederungen meist schon zu Ton verwittert ist. Trotzdem ist Syrah nur bei der jungen Generation von Weinmachern die wichtigste Rebsorte. Bei den eher konventionell arbeitenden Weingütern dominieren Cabernet Sauvignon und Pinotage, Chardonnay und Sauvignon Blanc. Das Swartland liegt zwar im Inland, doch der Einfluss des Meeres sollte nicht unterschätzt werden, gerade was die Gegend rund um den Paardeberg angeht. Er wirkt sich vor allem nachts aus. Tagsüber liegen die Durchschnittstemperaturen bei guten 24 °C, nachts aber wird es kalt, sodass die Trauben ihre Säure sehr gut halten können. Diese Bedingungen sind ideal für einen südlich orientierten Weinbau, weshalb immer mehr südliche Sorten wie Viognier, Clairette oder Grenache angebaut werden. Hier wie auch anderswo gibt es zudem eine Renaissance des Cinsault, da sich herausgestellt hat, dass die Sorte ein hervorragendes Reifepotential besitzt.