WEIN AUS FRANKEN
Wenn es um Wein und Franken geht, dann sagt schon der Name dieser Region viel aus. Der Weinbau dort geht auf die Franken zurück, nicht zuletzt auf Karl den Großen, der 779 zwischen Randersacker und Würzburg Besitz samt Weinberg markiert hat. Franken teilt sich in ein kleines Gebiet mit langer Rotweintradition und in ein großes Gebiet mit langer Weißweintradition auf. Der Rotwein entsteht rund um Klingenberg und Bürgstadt, der Weißwein vor allem am Main.
EINE ERSTAUNLICHE REBSORTENVIELFALT
Wer sich heute außerhalb Frankens mit Frankenwein beschäftigt, den interessieren vor allem die Spätburgunder Churfrankens, die Silvaner und oft auch der Riesling. Das sind die drei Rebsorten, die im Verband der Prädikatsweingüter (VDP), in dem sich einige der besten fränkischen Weingüter finden, auch als Große Gewächse ausgewiesen werden. Doch schaut man ins eher einfache Qualitäts- und Preissegment, so findet man eine beeindruckende Vielfalt an Rebsorten. Zwar liegt der Silvaner seit kurzer Zeit wieder an der Spitze der Rebsorten-Skala Frankens, doch lange Zeit war das der Müller-Thurgau, und der hat eine ganz Winzergeneration geprägt. Unter dem Motto Frank & Frei hat man ab Ende der 1970er Jahre einen fränkischen Weintyp geschaffen, der für damalige Verhältnisse ziemlich trocken war, kühl vergoren, fruchtig und sehr klar und sauber. Er war so etwas wie das role model des modernen deutschen Weins und hatte seine Berechtigung. Demgegenüber hat man damals den Silvaner immer viel zu spät gelesen und aus ihm einen eher üppigen, behäbigen Wein gemacht, was deutlich am Image dieser Sorte und Frankens gekratzt hat. Nach Müller-Thurgau und Silvaner folgt der Bacchus noch vor dem Riesling als dritte Sorte. Des Weiteren findet man Domina, dann Spätburgunder und Weißburgunder, danach Kerner, Scheurebe, Dornfelder und Regent. Man sieht also eine ziemlich wilde Mischung aus klassischen Sorten und Neuzüchtungen. Und das sagt viel über den Weinbau aus, der in Franken nicht zuletzt von Genossenschaften geprägt ist, da es viele Winzer mit kleinem Besitz gibt, der oft nur auch im Nebenerwerb bearbeitet wird.
AUF DER ÜBERHOLSPUR
Lange war das Image Frankens von den Weintypen des Müller-Thurgaus und des Silvaners geprägt. Dass sich das massiv ändert, liegt an Winzerinnen und Winzern einer neuen Generation, die das Heft seit der Jahrtausendwende in die Hand genommen haben und deutlich andere Weine entstehen lassen. Das hat viel mit einem erweiterten Blick auf die eigene Heimat zu tun; denn Franken, am Nordrand Bayerns gelegen, gehört zu den ersten Weinbauregionen in Deutschland, bei denen sich der Klimawandel schon deutlich auswirkt. Franken wird immer trockener, und mit konventioneller Landwirtschaft ist Weinbau immer schwieriger zu betreiben. Wenn man sich nun aber mehr dem biologischen und auch biodynamischen Weinbau zuwendet, wie es beispielsweise das –> Weingut am Stein tut, dann verändert sich nicht nur der Weinberg, sondern die meisten der so vorgehenden Winzer arbeiten auch intuitiv viel deutlicher das Terroir heraus. Das schafft man nicht zuletzt dadurch, dass die Lesezeitpunkte verändert werden und die Weine schlanker, mineralischer, straffer werden und mehr auf die Textur und Struktur als auf die Frucht gesetzt wird. All das kann man ganz besonders gut an den Churfränkischen Burgundern vom Buntsandstein ablesen, aber auch an den Silvanern wie auch den Rieslingen vom Muschelkalk und Keuper. Es hat hier einen Paradigmenwechsel gegeben, der auch einige der heute führenden Winzerinnen und Winzer Deutschlands hervorgebracht hat, die man der Naturweinszene zuordnen kann. Der Blick auf den Silvaner hat sich gleichfalls deutlich zum Positiven verändert. Schließlich ist der Silvaner, der in Franken erstmals in Deutschland erwähnt wurde, für sehr lange Zeit die wichtigste weiße Rebsorte gewesen, die ihren Status dann an den Riesling verloren hat. Heute erkennen nicht wenige die Vielfalt und die Klasse, die man mit Silvaner erzeugen kann, egal ob als Pet Nat oder Sekt, in klassischer Ausbauweise oder mit verlängerter Maischestandzeit oder als Orangewein aus dem Betonei oder dem Granitfass. Silvaner Rulez! Das hört man immer öfter, und das sogar im Ausland!
IMAGE IST ALLES
Mit solchen Weingütern verändert sich nach und nach auch das Image Frankens. Es gehört bis heute zu den traditionellen Weinbauregionen mit viel historischen Orten wie Volkach, Iphofen oder Sulzfeld mit alten Wehrmauern, Fachwerk und gepflasterten Gassen. Dann gibt es natürlich Würzburg mit seinen Barockensembles und dem Würzburger Stein, einer der berühmtesten und ältesten Weinlagen Deutschlands. Und nicht zuletzt steht der Bocksbeutel für diese Tradition, die ihren Wert hat und doch auch in gewissem Maße geschliffen werden musste, um Veränderungen zu ermöglichen.