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Heute gibt es dort sehr guten leichten Vernatsch und würzigen Lagrein, leicht mediterran anmutenden Merlot und Pinot, vor allem aber jede Menge Weißweine vom Kerner und Riesling über die Pinot-Sorten bis hin zu Sauvignon Blanc und Gewürztraminer. Möglich war dieser Kulturwandel, weil alle mitgespielt haben. Tourismusförderung, Gastronomie und Hotellerie, aber vor allem die Genossenschaften haben sich gemeinsam nach der Etablierung einiger Leuchtturmprojekte auf ein neues Level begeben. Heute ist Südtirol, was Wein und Tourismus angeht, ein Hochpreisgebiet mit sehr guter Qualität. Der Weinbau muss bestenfalls aufpassen, dass er stilistisch nicht allzu stromlinienförmig wird, und er muss mehr auf Nachhaltigkeit und vor allem auf ökologischen Anbau setzen. Der betrifft erst acht Prozent der Fläche, aber auch da tut sich was.
Der Weinbau in den Alpentälern wurde gemäß rund 3.000 Jahre alten archäologischen Funden wohl von rätischen Stämmen etabliert, lange bevor die Römer kamen. Das Gebiet gehörte später zum Reich der Habsburger und hatte als Teil Tirols eine 600 Jahre währende österreichische Geschichte, bevor es nach dem 1. Weltkrieg an Italien fiel. Damals wurde dann zwar die Realteilung eingeführt, doch wurden die Besitztümer weiterhin nach dem jahrhundertelang geltenden Recht der sogenannten geschlossenen Höfe vererbt, bei dem ein Besitz so groß bleiben musste, dass er eine fünfköpfige Familie ernähren konnte. Die Höfe waren zu dieser Zeit allerdings Mischbetriebe mit kleinen Anteilen von Weinbergen, die eine Eigenvermarktung nicht sinnvoll machten. Daher war die Gründung von Genossenschaften ab dem Ende des 19. Jahrhunderts durchaus sinnvoll. Sie dominieren bis heute den Weinbau, waren zeitweise die Bremser der Veränderung, wurden später aber ihr Motor. Visionäre wie Rudi Kofler, der seit langer Zeit die Geschicke der Cantina Terlan bestimmt, haben den Weinbau tiefgreifend verändert und beispielsweise Weißburgunder mit 98 Parker-Punkten erzeugt. In Südtirol gibt es heute rund 5.000 Weinbauern, von denen rund 3.500, also 70 % ihre Trauben oder Moste an die Genossenschaften liefern. Weitere 25 % sind private Betriebe und schließlich rund 5 % sogenannte Freie Weinbauern Südtirols (FWS).
Die Region grenzt im Norden an Österreich und die Schweiz, im Westen an die Lombardei, im Süden ans Trentino und im Osten an Venetien. Das Tal der Etsch, das Eisacktal und die vielen Nebentäler profitieren dabei vom Einfluss der Alpen und der Dolomiten sowie in entgegengesetzter Richtung vom milden Klima des Gardasees. Kühle trifft auf Wärme, und die Tag- und Nachtamplituden gehen in so unterschiedliche Richtungen, dass sich die Frucht besonders stark ausprägt und auch die Säure konserviert wird. Obwohl Alto Adige eine klassische Cool-Climate-Region ist, wird es inzwischen auch hier wärmer und trockener. Erste Winzer probieren den Anbau auf über 1.000 Metern aus, auch wenn sich das meiste auf 200 bis 900 Metern abspielt. Auf den rund 4.800 Hektar Rebfläche gibt es in den Flachlagen vor allem Lehm und Schwemmlandschotter, weiter oben dann Porphyr und Quarz, Urgestein, Dolomit und Geröll mit oft hohen Kalkanteilen.
In Südtirol sind 64 % der Weine Weißweine, der Rest Rosés oder Rotweine mit einer leicht steigenden Tendenz bei Schaumweinen. Beeindruckend ist, dass 98 % der Weine unter die Qualitätsweinrichtlinien fallen. Die weiteren 2 % sind fast ausschließlich Weine, die von freidenkenden Winzern erzeugt werden, die lieber ihr eigenes Ding machen, als sich der Qualitätsweinkontrolle unterzuordnen und entsprechend Landwein, bzw. IGT Indicazione Geografica Tipica, erzeugen.
An der Spitze der wichtigsten Weißweinsorten stehen Weißburgunder und Grauburgunder, also Pinot Bianco und Pinot Grigio. Dazu kommt natürlich der Gewürztraminer, der zwar nach einer Südtiroler Ortschaft benannt ist, aber wohl aus dem Jura stammt. Einen eigenen Status bzw. eine eigene Stilistik hat sich der Sauvignon Blanc erarbeitet, und das könnte auf Dauer auch für den Chardonnay gelten. Vor allem im kühlen Tal der Eisack findet man Müller-Thurgau, Riesling, Kerner, Sylvaner, Veltliner und Goldmuskateller. Praktisch alle diese Weine werden trocken ausgebaut und meist auch reinsortig. Hier und da gibt es Cuvées zum Beispiel aus Weißburgunder, Sauvignon Blanc und Chardonnay.
Bei den weißen Rebsorten folgt auf den Pinot Grigio (ca. 12 %) und den Gewürztraminer (11,2 %) der autochthone Vernatsch (11 %), der in Deutschland als Trollinger bekannt ist. Er bildete die Basis für die leichten Weine der Vergangenheit. Diese Leichtigkeit besitzt er natürlich immer noch, aber die wird heute anders gepflegt; denn es wird zugunsten der Qualität auf hohe Erträge verzichtet. Die wichtigste rote Sorte ist der Blauburgunder, der Pinot Noir, gefolgt vom autochthonen Lagrein. Dazu gibt es ein wenig Merlot und Cabernet. Rosés und Schaumweine sind noch vergleichsweise selten anzutreffen, da sie international aber sehr populär sind, steigt auch in Südtirol die Quote.
Es gab die Zeiten, in denen Südtirol vor allem wegen seiner Autobahn vom Brenner Richtung Gardasee geschätzt wurde. Man ließ die schmucken Orte und Berghöfe einfach links liegen, und wer nach Meran oder Bozen fuhr, war oft alt oder krank oder completely old-fashioned und kam wegen der guten Luft. Heute beherbergen Berghöfe diverse mit Michelinsternen ausgezeichnete Restaurants, in der die traditionsreiche Küche der Region selbstbewusst modern interpretiert wird. Nebenan geht man Ski fahren oder gönnt sich einen Tag Auszeit zum Beispiel in der von Mattheo Thun gestalteten Meraner Therme. Tiroler Speck, die Schlutzkrapfen, das Schüttelbrot oder die Speckknödel werden mit mediterranen Elementen kombiniert und vor allem zu Weinen der Region gereicht. Landwein oder Fassware gibt es hier so gut wie gar nicht mehr. 98 % sind in Flaschen gefüllte DOC-Weine. Südtirol bietet heute einen eigenen kleinen Kosmos, der ganz unabhängig vom Rest Italiens funktioniert, dort aber hoch im Kurs steht. Kaum ein Weißwein ist in Italien so beliebt wie trockener Traminer aus Südtirol. Die eigene Ausprägung von Kultur, Sprache, Küche, Architektur und Wein, verbunden mit dem autonomen Status und einigen Steuererleichterungen, haben Südtirol sehr erfolgreich und attraktiv gemacht.
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