Für die Filterung wurden keine Ergebnisse gefunden!
Dei Wenn man im Sommer zu den Ruinen der Cartoixa de Santa Maria d’Escaladei hinaufwandert, kann man nicht anders, als sich vorzustellen, wie man hier wohl vor fast tausend Jahren gelebt hat. Die Landschaft ist nahezu gleich geblieben. Es herrscht absolute Stille. Lediglich ein Greifvogel stößt hier und da einen Schrei aus. Sonst kein Windhauch, kein Verkehrsgeräusch, keine Motorsäge, rein gar nichts. In diese wilde, zerklüftete Landschaft hatten sich im Jahr 1136 einige Kartäusermönche zurückgezogen, um die Abtei Priorato de Scala Dei, auf Deutsch Priorat der Himmelsleiter, zu gründen. Der Grundstein wurde genau dort gelegt, wo ein Hirtenjunge damals einen Engel die Himmelsleiter hinabsteigen gesehen hatte. Mit im Gepäck hatten die Mönche unter anderem Weinreben; denn ohne Reben kein Messwein. Nach diesem Kloster, das über 700 Jahre bestand, wurde auch die Region benannt. Als die letzte Handvoll Mönche im 19. Jahrhundert das Kloster verließ, hatte sich der Weinbau im Priorat auf rund 17.000 Hektar ausgedehnt. Der Priorat war eines der wichtigsten Anbaugebiete Spaniens. Hätte man allerdings im Jahr 1970 jemanden in einer Madrilener Weinbar gefragt, was der Priorat sei, hätte das wohl kaum einer gewusst. Als die Mönche gegangen waren, kam wenig später die Reblaus, und die hat praktisch 95 % der 17.000 Hektar Weinreben vernichtet. Neu gepflanzt wurde danach wenig. Es blieben wenige Weinberge zurück auf Böden, die so stark vom dort typischen Schiefer geprägt waren, dass die Reblaus keinen Halt gefunden hatte. Ähnlich war das an der Mosel der Fall.
Ende der 1980er Jahre trieb es eine kleine Gruppe von Winzerinnen und Winzern in die Region. Angeführt wurde sie vom katalanischen Biologieprofessor Luis Pérez, der das Potential der Region erkannt hatte. Ihm folgten damals Álvaro Palacios, René Barbier, Adrian Garsed, Daphne Glorian und Carles Pastrana. Man kann es sich heute kaum vorstellen, aber in der Region wurde damals ausschließlich Wein für eine Genossenschaft abgefüllt, und es gab entsprechend keinen Wein, der hätte beweisen können, dass die Region über das Potential verfügte, das Pérez ihr zuschrieb. Doch die jungen Winzer machten sich an die Arbeit, pachteten alte Weinberge und pflanzten neue an. Die Weine, die diese Gruppe dann wenig später in den Verkauf brachte, hießen Clos Mogador, Finca Dofi, Costers del Siurana, Mas Martinet oder Cims de Porrera. Sie schlugen in der Weinwelt wie eine Bombe ein. Sie passten exakt zu einer Zeit, in der der spanischen Weinbau gerade modern wurde, in der die Weine aus Ribera del Duero erfolgreich wurden und die Rioja diesen Stil übernahm. Es war die Zeit der konzentrierten Frucht, der Extraktion und des Ausbaus in Barriques. Zu diesem Stil passten die Priorat-Weine sehr gut.
Dem Biologieprofessor Luis Pérez war auf seinen ersten Erkundungstouren im Priorat schnell klar geworden, dass die Terrassen an der Sierra di Montsant mit den oft sehr steilen und sehr hoch gelegenen Weinbergen hervorragende Bedingungen boten. Das Klima war insgesamt recht mild, die Sommer heiß, aber nicht zu heiß, trocken, aber nicht zu trocken, und das Mittelmeer brachte stetig kühle Brisen und Luftfeuchte. Der Riu de Siurana, ein Nebenfluss des Ebro, sorgte für Wasser. Was den Priorat aber unter den Weinbaugebieten zusätzlich so einzigartig machte, war der Llicorella, ein schwarzer Schieferboden, der gerade bei Wein von alten Reben für eine fantastische Spannung und für Mineralik sorgt. Zwar sind die Hektarerträge klein, und die Arbeit in den Terrassen und auch in den Costers, den nicht terrassierten Steilhängen, ist sehr aufwendig. Doch die Gruppe der jungen wilden Winzer hatte von Beginn an einen guten Preis für ihre Weine festgelegt, mit dem sie leben konnten. Die wichtigsten Sorten, die die Winzer vorgefunden hatten, waren Garnatxa (Garnacha, Grenache Noir), Garnacha Peluda (Lledoner Pelut), Cariñena (Mazuelo, Carignan) sowie Garnatxa Blanca (Grenache Blanc), Macabeu (Macabeo) und Pedro Ximénez. Die Winzer haben damals allerdings noch weitere Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Noir, Syrah, Chenin Blanc oder Viognier gepflanzt.
Internationale Sorten zu nutzen war eine Zeitlang ebenso populär wie die hohe Konzentration der Weine. Doch im Laufe der Zeit hat man sich in der Region wieder voll auf die alten Rebsorten zurückbesonnen und auch immer öfter auf Konzentration und neues Holz verzichtet. Die Region hat schnell einen großen Boom erfahren. Viele Weingüter haben sich neu angesiedelt – glücklicherweise ohne das Gebiet großartig zu verändern. Viele der Weingüter haben direkt auf biologischen Weinbau gesetzt, um die einzigartige Landschaft zu erhalten. Dabei haben die Winzer immer mehr unterschiedliche Bodentypen und Mikroklimata entdeckt und Orte wie Gratallops, Falset, Poboleda, Porrera und Scala Dei, La Morena de Montsant, La Vilella, Mola Lloá und Torroja entdeckt. Im Priorat entstehen heute Weine, die die natürliche Konzentration durch alte Reben und geringe Erträge mit immer mehr Frische und Eleganz verbinden. Der Priorat-Blockbuster hat sich zum Gentleman weiterentwickelt.
Funktionale Cookies sind für die Funktionalität des Webshops unbedingt erforderlich. Diese Cookies ordnen Ihrem Browser eine eindeutige zufällige ID zu damit Ihr ungehindertes Einkaufserlebnis über mehrere Seitenaufrufe hinweg gewährleistet werden kann.
Tracking Cookies helfen dem Shopbetreiber Informationen über das Verhalten von Nutzern auf ihrer Webseite zu sammeln und auszuwerten.