It’s the freshness, stupid: Trip durchs atlantische Portugal
Cabernet Franc oder Breton?
Die Wurzeln des Cabernet Franc reichen tief. Vermutlich im Baskenland entstanden, hat die Sorte an der Loire ihre Heimat gefunden. Dort wird er häufig auch als „Breton“ bezeichnet – eine Hommage an Abbé Breton, der im 17. Jahrhundert Setzlinge in Bourgueil pflanzte. An der Loire, dem wichtigsten Anbaugebiet der Sorte, ist Cabernet Franc mit rund 16.000 Hektar die dominierende Rebsorte. Das entspricht etwa einem Drittel der weltweiten Anbaufläche. Besonders in Bourgueil, Anjou, Chinon und Saumur-Champigny entfaltet er seine unverwechselbare Persönlichkeit. Gemeinsam mit Sauvignon Blanc ist er eine der Eltern Rebsorten der bekannteren und weiter verbreiteten Cabernet Sauvignon und Merlot.
Das Aromenprofil: Von Frucht bis Frische
Cabernet Franc ist unverkennbar in der Aromatik. Typisch sind Noten von Himbeeren, schwarzen Johannisbeeren, Veilchen, Pfeffer und Tabak. Ein pflanzlicher Einschlag – von grüner und roter Paprika bis hin zu frischen Blättern – verleiht der Rebsorte ihren herb-frischen Charakter. Knackige Säure und zuweilen rustikale Gerbstoffe sorgen für den typischen Crunch. Bei unzureichender Reife können jedoch sogenannte Methoxypyrazine entstehen. Dominante Noten, die an Buchsbaum, sogar an Katzenklo und Schweiß erinnern. Wer jedoch den perfekten Erntezeitpunkt trifft, wird mit einer Balance aus Frische und Eleganz belohnt, die ihresgleichen sucht.
Veränderte Klimaverhältnisse, deren Auswirkungen wir in Zukunft noch stärker erfahren werden, sorgen auch für neue Geschmacksmuster. Cabernet Franc kommt zuverlässiger zur Vollreife in Temperaturen, in denen die früher reifenden Cabernet Sauvignon oder Merlot überreif werden oder ihr volles Potential nicht mehr abzurufen in der Lage sein werden. Wie alles, ist auch diese Vorstellung Veränderungen unterworfen. Auf der ganzen Welt wird er angebaut, in den unterschiedlichsten Klimazonen. Entsprechend heterogen sind die Ergebnisse. Meist dient er als Minderheitspartner in Bordeaux Blends, um den Weinen Frische, Herbheit und Würze zu verleihen. Der Cab Franc ist eine Spice Box.
Zwischen Tradition und Moderne: Cabernet Franc in Frankreich
In Bordeaux führt Cabernet Franc ein Doppelleben. Er ist die Geheimwaffe in klassischen Cuvées, bringt Struktur in Merlot- und Cabernet-Sauvignon lastige Blends und macht sie eleganter. Gerade mal 10% der Rebfläche sind mit ihm bestockt. Nur selten gehört ihm das Rampenlicht. Dabei hat er mit Ikonen wie Château Figeac oder dem legendären ‘47er Cheval Blanc gezeigt, welches Lagerpotential in ihm steckt.
An der Loire hingegen ist er der unbestrittene Star. Seine klassische Kombination aus Cassis, grüner Paprika und Tabak spiegelt das kühlere Klima wider. Herausragend sind die Weine von Arnaud Lambert, der in Saumur und auf den Hügeln von Brézé und Saint Cyr auf eindrucksvolle Weise Tradition und Innovation verbindet. Cabernet Franc wird auf diesen Terroirs zum Botschafter von Herkunft und Authentizität.
Der Kosmopolit: Cabernet Franc weltweit/ Solist mit Starqualität
Cabernet Franc überzeugt zunehmend auch als sortenreiner Wein. Die stilistische Bandbreite reicht von leichten, fruchtbetonten Varianten bis hin zu kraftvollen, komplexen Tropfen. Beispiele finden sich in der Toskana, den kühleren Lagen des Napa Valley oder in Südafrika, wo Winzer wie Jean Smit von Damascene der Rebsorte eine neue Bühne bieten.
Die besten Cabernet-Franc-Weine entstehen oft in kühleren Regionen. In Kanada hat die Rebsorte eine zweite Heimat gefunden. Francois Morrissette aus Niagara Falls erzeugt Weine, die Frankreich als Inspiration nutzen, aber eine faszinierende Eigenständigkeit besitzen. Auch in Deutschland findet Cabernet Franc dank des Klimawandels zunehmend optimale Bedingungen. Auf den Gipskeuper-Böden Württembergs schafft Rainer Schnaitmann Weine, die ihre Herkunft schmeckbar machen und die Zukunft des deutschen Weines andeuten.
Gastronomisches Powerhouse
Weine aus Cabernet Franc sind perfekte Gastroweine. Je nach Stil passen sie sowohl hervorragend zu fettigen, rustikalen Gerichten als auch zu feinen, hoch aromatischen Speisen. Die Menschen sehnen sich nach saftig-eleganten Stoffen, die mit juicy Niagaratrinkfluss daherkommen. Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass aufgepimpte Extrakt Monster in den seltensten Fällen gut zum Essen passen. In den richtigen Händen liefert Cabernet Franc genau solche Tropfen, die vor allem zu jeder Gelegenheit für ganz viel Spaß im Glas sorgen.
Zukunftssorte
Cabernet Franc ist kein Nebendarsteller mehr. Das positive Zeitfenster für diese Sorte ist jetzt offen. Gerade kommen viele günstige Faktoren zusammen. Es kann sich jederzeit wieder schließen, niemand weiß genau vorherzusagen, wie sich die Dinge entwickeln werden. Er ist eine der spannendsten Rebsorten für die Zukunft, die mit Eleganz, Frische und Vielseitigkeit Weinkenner weltweit begeistert. Wer ihn unterschätzt, verpasst die Chance auf außergewöhnliche Weinerlebnisse und den nächsten „Game Changer“ der Weinwelt.
Antwort auf die Klimaerwärmung?
Die Rebsorte ist nicht der Erlöser und die einzige Antwort auf alle Klimaerwärmung Fragen. Aber er zeigt einen möglichen Weg auf, mit den neuen Herausforderungen umzugehen. Allerdings erfordert Cabernet Franc einiges an Fingerspitzengefühl. Zu spät geerntet ergibt auch er plumpe Alkoholbomben. Und wer der Versuchung erliegt, den Ertrag nicht ausreichend zu begrenzen, wird gnadenlos mit vegetabilen und grünen Aromen bestraft. Es gibt andere Rebsorten wie Grenache, die ebenfalls ihre Lücke in einer wärmer werdenden Welt besetzen. Die Allstars Cabernet Sauvignon und Merlot werden wohl nicht so schnell vom Thron verdrängt. Aber überall dort, wo es für die Kinder zu heiß wird, kann die Elterngeneration in die Bresche sprengen. Cabernet Franc liefert bereits heute hervorragende Weine von Weltklasse, in Zukunft werden diese noch mehr, noch besser und wichtiger.