
Road to Revolution 3: Das große Finale
Immer dann, wenn ich den Einstiegstropfen eines renommierten Weinguts trinke, kommt es mir so vor, als hätte mir ein Sternekoch ein perfektes Omelett zubereitet. Denn auch wenn die Vinifikationsparameter bei den Brot-und-Butter-Weinen gestandener Betriebe aus Kostengründen logischerweise qualitativ heruntergeschraubt werden, erwartet die Liebhaberin und den Aficionado hier großes Handwerk für kleines Geld.
Aus wurzelechten Stöcken werden junge Reben, das Barrique verwandelt sich in einen Stahltank, aus 24 majestätischen Monaten Reifezeit wird ein halbjähriges Nickerchen und die Gärung ist vielleicht nicht mehr ganz so spontan wie ursprünglich. Vieles schwindet, doch was bleibt, ist der Anspruch. Das handwerkliche Geschick des Winzers. Fingerspitzengefühl beim Pressen, perfektes Timing bei der Mazeration und Akribie am Rütteltisch. Alles Erfahrung, über Jahre hinweg kumuliert, die Vintage für Vintage in das Making des Flaggschiffs fließt, doch auch bei Grundqualitäten zum Tragen kommt, wie Möbelpacker.
Dieses Know-how legt der Winzer nicht kurzerhand ab, wie eine Art Gewand, wenn es an die Vinifikation seiner Basis geht. Wie ein Sternekoch, der statt eines Soufflés ein Omelett zubereitet. Der Anspruch bleibt. Ist dieser einmal in Fleisch und Blut übergegangen, gibt es kein Zurück. Ob Stephen Curry von den Golden State Warriors, seines Zeichens der beste Distanzwerfer in der Geschichte der nordamerikanischen Basketballliga NBA, einen Korbleger im Training oder den entscheidenden Dreipunktewurf im Finalspiel nimmt: Der Anspruch, diesen zu versenken, bleibt.
Genau deshalb liebe ich es, die flüssigen Visitenkarten renommierter Betriebe genießen zu können. So auch bei Quinta de Soalheiro und Ramilo Wines, beides Betriebe, die in Portugal Ansehen genießen, auf eine langjährige Tradition zurückgreifen und Weine im Portfolio wissen, die bis zu 160 Euro kosten.
Links der 2023 Allo von Quinta de Soalheiro für 8,50 Euro. 70 % Loureiro, 30 % Alvarinho. Ein astreiner Spaßwein mit leichten 11,5 % Alkohol. Frisch, knackig, unkompliziert. Ein Bilderbuchweißwein. Daneben der 2021 Colheita Tino von Ramilo Wines. Ein autochthoner Vin de Soif mit Trinkfluss 2000, saftiger Frucht und stängeligem Frische-Kick, der auch dem Geldbeutel schmeckt. Genial viel Wein für das Geld. In Zeiten der Inflation und steigender Preise wahrer Luxus für mich.
Ein Gastbeitrag von Milton Sidney Curtis, bekannt aus Instagram, wo er seine Follower regelmäßig mit feinem Content versorgt.