Malbec, der große Verführer
Mai – Normalerweise macht ja nur der April was er will!
Das Wetter in Hamburg war absolut ätzend, kalt, feucht und endlos schlecht. Wir warteten auf einen Sommer, der nie so richtig kam.
Aus einer Bestellung via What’s App, die ein Sylter Gastronom hastig auf ein Stück Papier gekitzelt hatte, entstand in einem Facebook Thread (danke an den Wine Terminator) die Idee der Klopapier Bestellaktion. Es gab -10% auf das gesamte Sortiment, aber nur wenn die Bestellung auf Klopapier geschrieben war und uns durch einschlägige soziale Netzwerke erreichte. Bis spät in die Nacht arbeiteten wir die Ordern ab. Durchgeknallt? Mag sein, aber wir leben in einer stark vernetzten Welt die emotionaler, direkter und lustiger ist, als das graue „Old Establisment“.
Ein Besuch auf Sylt und ein Treffen mit Achim Becker aka „The Wineterminator“ wurde zu einer haltlosen Verkostung mit vielen tollen Weinen beim schweizer Kult Wirt Pius Regli vom Manne Pahl. Das Urteil von Achim schätzen wir sehr und halten ihn für einen der authentischsten Weinverkoster im deutschsprachigen Raum. Es gibt fast nichts, was er nicht schon getrunken und verkostet hat. Folgt seinem Blog.
Ein phantastisches Essen bei unserem Sylter Freund Johannes King in seinem Sölring Hof werden wir lange in sehr guter Erinnerung behalten. Ein Stück Steinbutt im ganzen gebraten, begleitet von stimmigen Weinen, empfohlen durch Sommelière Bärbel Ring. Mehr geht vielleicht, aber nicht für uns.
Juni – Expeditionen ins Rebenland
Nachdem wir Anfang des Jahres das geschäftliche mit Cômte Alain de Laguiche geregelt hatten und seine deutschen Exklusivimporteure wurden, erfolgte der lang ersehnte Besuch auf Château d’Arlay im Jura. Wie eine Zeitreise, so eigenständig und dabei fast in Vergessenheit geraten, erleben diese Dinosaurier der Weinwelt eine weltweite Renaissance. Auf weniger als 2000 Hektar wird zur Zeit extrem viel Lärm erzeugt und das völlig unbeabsichtigt. Warum? Finde Deinen Stil und halte diesen bei, das lernen wir gerade von diesem kleinen Gebiet.
Tief in Frankreichs Süden, dort wo die Rhône behäbig ins Mittelmeer fließt, liegt das wind- und sonnengepeitschte Arles. Ein schicksalhafter Ort der (n)irgendwo zwischen Melancholie und Lebensfreude liegt. Zweimal im Jahr haben wir Dank der Arosa Flusskreuzfahrten das Glück hierher zu kommen.
Allein die Qualität der Tomaten auf diesem authentischen, stimmungsvollen Wochenmarkt ist unerreicht.
Wir haben eine heimliche Liebe für den Süden. Am Zuggleis, kurz vor dem Flughafen von Marseille, füllten wir unsere Lungen mit dem typischen Duft der Provence, dem „Garrigues“. Episch!
Wieder die Koffer gepackt und auf nach Porto im Norden Portugals. Ein Abendessen im „O Gaveito“ im Hafenviertel Matosinhos ist immer ein Erlebnis. Bester Fisch, klassisch und einfach zubereitet und dazu spannende einheimische Weine.
Am nächsten Morgen Aufbruch, gemeinsam mit einigen Sommeliers, zur Quinta de Soalheiro (Hyperlink) und feinstem Alvarinho präsentiert von Luis Cerdeira. Gleichzeitig war eine japanische Sommelier Truppe aus Tokio angereist, eine urkomische Begegnung. „Manga meets Lederhose! Danach gab es noch eine Rafting Tour auf dem Minho. Das Leben ist schön.
Weiter ging es nach Süden an Porto vorbei. In Luso liegt das legendäre Bussaco Palace Hotel (Hyperlink). Der Kellerchef, Antonio Roccha spendierte ein paar alte, unberührte Schätze aus den Kellern des Hotels. Diese gehören zu den langlebigsten und unbekanntesten Gewächsen der Welt. Lange Zeit waren sie nur den Hotelgästen vorbehalten. Ein Stück atemberaubende Weingeschichte, denn nur wenige Tropfen erreichen ein so biblisches Alter in perfektem Zustand. Am Abend trafen wir uns mit Filipa Pato und ihrem Mann dem Sommelier, William Wouters. Ihre eleganten, finessenreichen Weiß- und Rotwein sind absolute Juwelen und werden aus teilweise uralten Reben gekeltert. Das atlantisch geprägte Bairrada mit seinen kalkhaltigen Böden kannte bis vor wenigen Jahren niemand, aber bekommt immer mehr verdiente Aufmerksamkeit. Neben dem höher gelegenen Dao sind das die großen Aufsteiger der letzten Jahre in Portugal.
Juli – Helden des Alltags und Shanti
Engagierte, fröhliche Menschen, wie Herr Werner Kröger aus Schleswig-Hostein, werden leider immer seltener. Unser „Eieropi“ könnte schon längst in Rente sein, aber er findet keinen geeigneten Nachfolger. Alle 14 Tage kommt er seit Urzeiten in unsere Straße und öffnet die Türen seines Lieferwagens. Er hat die besten und dicksten Eier, hervorragende Wurst- und Schinkenqualitäten, frisches Gemüse vom Land und die weltbesten Kartoffeln im Angebot. Alles aus unserer Region und nicht teurer als anderswo, aber besser. Nicht nachlassen, lieber Herr Kröger. Unsere Bewunderung und Treue haben Sie! Hier seine Mobilnummer für alle Hamburger: 0171-406 61 96
Ayurveda Wellness auf Bali. Nach über 13 Jahren habe ich sehnsuchtsvoll auf ein 2. Mal gewartet, so ein Treatment zu bekommen. Es war göttlich. Jeden morgen um 5.30 Uhr aufstehen, Meditation, Yoga, Frühstück, Massage, Yoga, Mittagessen, Massage, Yoga, Abendessen und um 22.00 Uhr in die Heia. Wahnsinn, den Wein haben wir nicht vermisst. Gut so.
Die Gerüche, die Geschmäcker, die Farben. Die Welt ist ein schöner Platz, aber leider ist auch dieses Paradies in Gefahr. Allein die meterdicke Wand am Strand aus Plastikflaschen war abstoßend. Das ausgebleichte Korallenriff, das Fehlen der großen Fische etc.. In Südostasien sieht man den Verfall der Erde in brutalster Deutlichkeit.
Eine traditionelle Pool Weinprobe, dieses Mal mit balinesischen Weinen, durfte nicht fehlen. Vor Ort „ok“, aber die bleiben wohl besser im Paradies und werden dort getrunken.
August – Kalorien ohne Ende
Der Rückflug ging über Singapur und das haben wir mit einigen Geschäftsterminen verbunden.
Es ist zwar immer noch nicht Japan, aber wir kommen der Sache qualitativ näher. Im Shinji im St. Regis war das Omakase Menü sternemäßig, aber viel wichtiger, mit perfekten Produkten authentisch inszeniert. Weit weg von dem was bei uns als Sushi abgefeiert wird.
Das der Michelin für Singapur wenig taugt, merkt man an diesem Lokal, dem „Hong Kong Soya Chicken, Rice and Noodles“. Der billigste Michelin Stern der Welt, der auch keiner ist, nicht einmal andeutungsweise. Trotzdem war es ein Spaß und das traditionelle „Soya Chicken and Rice“ haben wir später bei einer privaten Einladung in absoluter Perfektion genossen und dort auch gehört was man vom Michelin in Singapur halten darf.
Szenenwechsel nach Wien. Die „Sommelier Battle“ in der neuen Wiener Weinbar Mast war in gewohnt feucht-fröhlich-österreichischer Manier. Was das Sommelier Duo Steve Breitzke & Matthias Pitra auf die Beine gestellt hat ist zeitgemäß, top und eine Reise wert.
Der Würstl Kebap zeigt die kosmopolitische Seite der österreichischen Metropole. Frei nach „Nighthawks“ von Edward Hopper
Weiterfahrt an den Neusiedlersee. Seit 10 Jahren gibt es die naturbelassenen Weine von Stephanie und Eduard Tscheppe-Eselböck. Mit ihren markanten Etiketten hat das sympathische Paar für viel Aufsehen gesorgt, aber das eigentlich Spektakuläre ist der Flascheninhalt. Als belächelter Außenseiter gestartet haben sich die Gut Oggau-Gewächse im Laufe der Zeit international etabliert. Es war sehr spannend an diesem Jubiläumsabend im Restaurant Taubenkobel zu sehen, wie hervorragend gut gemachte „Naturweine“ reifen und dabei auch noch so gut zu dem köstlichen Menü schmecken können. Wir sind stolz darauf, die Weine von Gut Oggau recht früh für uns entdeckt zu haben.
Besuch an der oberen Nahe, in Auen, bei Marcus Hees. Er ist in der „Feuchten Ecke 6“ groß geworden und bewirtschaftet die höchstgelegenen Weinberge der Region. Seine straffen, saftigen und eleganten Weißburgunder und Rieslinge werden sich künftig noch mehr etablieren und das nicht nur wegen des Klimawandels. Da sind wir uns sicher. „Auenland“ rulez!
Im dritten Teil blicken wir auf das letzte Tertiär 2017 zurück.