Jessica Saurwein im Interview - Südafrika - Overberg
Noch eine starke Frau im Portfolio von Wein am Limit, eine, die mit unfassbar viel Leidenschaft und Verstand an die Sache herangeht. Ausgebildet an der Universität von Stellenbosch als Önologin, hat sie sich viele Jahre im Keller von Kleinood-Tamboerskloof während der Lese die Hände abgeschubbert. Mittlerweile hat die junge Mutter den sechsten Jahrgang unter ihrem eigenen Label abgefüllt und mit dem Einzug ihrer Familie in die eigene Waterval Farm, ist der nächste Step für den Traum des eigenen Weinguts und der eigenen Weinberge gelegt worden.
Wir dürfen bei Wein am Limit mit Jessica’s 2020er Jahrgang und einer kleinen Allokation anfangen, den viele Experten der Szene als ihre persönliche Benchmark sehen. Diese Stoffe haben eine Finesse und Leichtigkeit, die man nur mit viel Arbeit und Gespür der intensiven südafrikanischen Sonne abringt. Ein neuer Stern am Firmament der südlichen Hemisphäre. Einer, der von Jahr zu Jahr intensiver leuchtet.
Zum Einstieg würden wir uns freuen, wenn Du ein wenig über Dich und den Ursprung Deines Nachnamens erzählen würdest, liebe Jessica.
Saurwein ist der Nachname meiner Familie (väterlicherseits). Meine Vorfahren haben im 17. Jahrhundert „sauren“ Wein für den Kaiser von Österreich hergestellt. Es wurde zu meiner Berufung, den Ruf der Familie in Sachen Wein wiederherzustellen, und so absolvierte ich nach einem Zwischenjahr, in dem ich in lokalen und internationalen Weinbergen arbeitete, einen Bachelor-Abschluss in Önologie und Weinbau an der Universität Stellenbosch. Danach führte mich mein Weg zunächst in die Welt des Sales und Marketings, während ich jedes Jahr während der Weinlese im In- und Ausland im Weinkeller arbeitete. Ich fand meinen Weg zurück zum Wein, indem ich 2015 meine eigene Produktion in Teilzeit startete. Als ich im Oktober 2017 ein Baby bekam, kündigte ich meinen Job, um Mutter und Vollzeit-Winzerin für meine eigene Marke Saurwein Wines zu werden. Heute konzentriere ich mich auf die handwerkliche Verarbeitung meiner beiden Lieblingssorten und stelle drei Weine unter dem Markennamen Saurwein her, zwei Pinot Noirs und einen Riesling.
Ausgebildet an der Universität von Stellenbosch als Önologin, hat sie sich viele Jahre im Keller von Kleinood-Tamboerskloof während der Lese die Hände abgeschubbert.
Was hat Dich ursprünglich an der Weinbranche gereizt?
In unserem Haus gab es keine Mahlzeit, die nicht von einem Glas Wein begleitet wurde. Im Alter von 14 Jahren durfte ich zu besonderen Anlässen ein kleines Glas Wein trinken. Nach der Schulzeit hatte ich die Möglichkeit, in Wein-bergen in Südafrika und Frankreich zu arbeiten. Nach einigen späten Nächten auf wackeligen Leitern auf ruhigen Farmen, umgeben von der Natur, wusste ich, dass die Weinindustrie mein Lebensabenteuer werden würde. Der Abschluss in Agrarwissenschaften war eine Herausforderung. Wein zu studieren war wie das Erlernen der Sprache der Natur, die sich in einer einzigen Pflanze, der Weinrebe, ausdrückt. Ich würde das alles jederzeit wieder tun!
Weinbau ist eine überwiegend männliche Branche. Hat sich Deiner Meinung nach etwas geändert?
Es gibt heutzutage zweifellos mehr Frauen, die sich einen Namen in der Branche machen. Es sollte auch nicht anders sein, schließlich haben Frauen genauso viel zu bieten wie Männer!
Welche Veränderungen würdest Du Dir in der Branche wünschen?
Es wäre schön, wenn mehr und mehr junge Menschen aus allen Kulturkreisen in die Weinwelt integriert würden, sei es durch formale Institutionen oder durch Lehrstellen. Wir haben als Land in dieser Branche viel Großartiges zu bieten, und wenn sich mehr junge Menschen mit diesem Thema befassen, können wir den immer größer werdenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in Südafrika decken.
Wir freuen uns, Deine Weine anbieten zu können, zwei Pinots und einen Riesling mit interessanten Namen. Wie kamen die Weine zu ihren Namen und was macht Ihre Weine einzigartig?
Alle Etiketten sind von der südafrikanischen Künstlerin Isabella Kuijers gemalt. Die natürliche Flora und Fauna, die jeden Weinberg umgibt, ist auf den Etiketten abgebildet. Die schönen Etiketten sollen ein Versprechen auf das sein, was in der Flasche zu finden ist. Der einzigartige und begehrte Weinberg Kaaimansgat liegt im Elandskloof-Tal hinter Villiersdorp und liefert Pinot Noir-Trauben, aus denen der NOM Pinot Noir hergestellt wird. Der Wein hat eine tiefe Aromatik und einen faszinierenden Geschmack. Die Pflanzen auf dem Etikett sind Proteas und Ericas, die in den Bergen rund um den Weinberg wachsen, und die Rosen sind ein Symbol der Verheißung.
Alle Etiketten sind von der südafrikanischen Künstlerin Isabella Kuijers gemalt. Die natürliche Flora und Fauna, die jeden Weinberg umgibt, ist auf den Etiketten abgebildet.
Der Name des NOM Pinot Noir ist aus der afrikanischen Mythologie abgeleitet. NOM steht für nombulelo (Dankbarkeit in „Xhosa“), und Nomkhubulwane ist eine vergessene afrikanische Göttin der Landwirtschaft, die für Regen, Natur und Fruchtbarkeit angebetet wurde. Junge Frauen kletterten früher auf die nächstgelegenen Berggipfel, um zu dieser afrikanischen Göttin zu beten. OM symbolisiert das Konzept der universellen Schöpfung. Dieses Wort ist auch ein Synonym für Frieden. Die Weinberge befinden sich in der Hemel-en-Aarde Ridge Region, ein wunderschöner und friedlicher Ort, der mir sehr am Herzen liegt. Das Etikett zeigt die Flora und Fauna des Bergreservats Babylonstoren, das die Weinberge umgibt. CHI bedeutet „Lebenskraft“ und CHI steht für Chiuta (ein afrikanischer Regengott). Der Weinberg liegt im fruchtbaren Elgin-Tal und grenzt an das Naturschutzgebiet Kogelberg (daher auch die lokale Fauna auf dem Etikett: Disa, Schwarzbärtige Protea usw.), die malerische Lage des Weinbergs inspirierte die Erzeugung dieses knackigen Rieslings und die Äpfel auf dem Etikett weisen auf die Geschichte des Apfelanbaus in Elgin hin. Die Weine sind unglaublich einzigartig, denn jeder Wein stammt aus einem einzigartigen Weinberg inmitten eines Naturschutzgebietes. Jeder von ihnen ist ein Ausdruck seiner Lage.
Gibt es in Deiner Region eine Gemeinschaft von Winzerinnen? Wie arbeitet ihr zusammen, um die Region zu entwickeln und Euch gegenseitig zu unterstützen?
Über die Gruppe der Winzerinnen hinaus gibt es in der südafrikanischen Weingemeinschaft eine allgemeine Kameradschaft. Die Menschen sind sehr offen für Gespräche über Weinbautechniken, Terroirs und Böden. Es ist ein ganz besonderes Netzwerk für Informationsaustausch und Zusammenhalt, das auch die Covid-Ära nicht auflösen konnte.
Jessica bei der Verkostung der Jungweine.
Wer war der einflussreichste Mentor in Deiner Karriere?
Ich hatte sehr viel Glück auf meinem Weg in die Weinindustrie. Die Art und Weise, wie jeder einzelne Mentor meinen Weg in der Weinwelt beeinflusst hat, aufzuzählen, würde einen ganzen Aufsatz füllen. Aber ich möchte nur einige Mentoren nennen, die mich großzügig an ihrer Weisheit teilhaben ließen und mich ermutigten und inspirierten, meiner Leidenschaft nachzugehen (in keiner bestimmten Reihenfolge): Peter-Alan Finlayson (Crystallum), Johan Reyneke, Alain Deloire, Gerard de Villiers, Gunter Schultz, Neal Martin, Eben Sadie, Rosa Kruger, Ryan Mostert, David Bryce, Chris Alheit und mein Mann und Weinliebhaber Roland Peens.
Eine starke Frau im Portfolio von Wein am Limit, eine, die mit unfassbar viel Leidenschaft und Verstand an die Sache herangeht. Herzlich willkommen in der Wein am Limit-Familie, liebe Jessica!
