Willkommen im neuen Kalifornien
Ein Drittel der Champagne ist mit Meunier bestockt
In der Champagne wird sie schon lange angebaut, war aber bis vor 150 Jahren eher eine Sorte unter vielen. Damals dominierten Spätburgunder und Grauburgunder, und auch Gamay war weit verbreitet. Dann kam die Reblauskatastrophe. Es musste flächendeckend neu gepflanzt werden, und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Richtlinien für den Anbau und Ausbau von Champagner erlassen. Eine dieser Richtlinien war, dass nur noch Rebsorten gepflanzt werden durften, die vom Pinot stammten. Ausnahmen gab es nur bei den Rebsorten Petit Meslier und Arbanne, die beide direkt aus der Champagne stammten. Man findet sie heute nur noch sehr selten, und auch Pinot blanc und Pinot gris, der Weiß- und Grauburgunder, stehen auf lediglich nur noch rund sechs Hektar. Durchgesetzt haben sich der Pinot noir und der Chardonnay, der damals zur Gruppe der Pinot-Reben zählte, und eben der Meunier.
Meunier, daheim in der Montagne de Reims und im Tal der Marne
Schon damals fand man ihn hauptsächlich im Tal der Marne und in den frostgefährdeten Bereichen der Montagne de Reims. Da der Meunier eine härtere Schale als der Spätburgunder hat, ist er widerstandsfähiger. Obwohl Meunier fast genauso oft angebaut wird wie Chardonnay und Pinot noir, nämlich auf rund einem Drittel der Fläche der Champagne, wurde ihm lange nachgesagt, er sei weniger edel, und die Weine seien rustikaler und hätten eine geringere Lagerfähigkeit. All jene, die das behaupten, haben mit Sicherheit noch nie einen Wein von René Collard probiert. Dieser Winzer ist für alle, die sich intensiver mit Meunier beschäftigen, eine Ikone. Er war über Jahrzehnte hinweg der Einzige, der Meunier reinsortig ausbaute. Da er die meisten seiner Weine ab den 1940ern im eigenen Keller hortete und nur wenig verkaufte, findet man immer noch alte Abfüllungen von ihm, und zwar vor allem aus den grandiosen Jahrgängen 1985, 1976 und 1969. Ganz nebenbei erwähnt: Collard hat schon damals so gearbeitet, wie die meisten Meunier-Spezialisten es heute auch tun. Er hat auf den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden bereits verzichtet, als noch keiner von bio sprach.
Von der Cuvée zum Einzellagenchampagner
Während viele große Häuser, darunter auch die ganz distinguierten wie Krug oder Bollinger, den Meunier nutzen, um ihren Cuvées mehr Tiefe und Struktur zu verleihen, finden sich seit rund 15 Jahren immer mehr reinsortige Meuniers. Einer der ersten Winzer, dessen Meunier einen gewissen Kultstatus erlangt hat, war Jerôme Prévost. Er hatte einen kleinen Weinberg namens »Les Beguines« in Gueux in der Montagne de Reims geerbt, und auf diesem Weinberg stand nahezu ausschließlich Meunier. Er beschäftigte sich intensiv mit dieser Sorte, ging eine Zeitlang beim großen Anselme Selosse in die Lehre, baute bei ihm auch seine ersten Jahrgänge aus und zeigte der Champagne-Welt schließlich, dass man mit Meunier auch große Weine erzeugen kann. Das war die Initialzündung für viele weitere Winzer, die sich dann zunehmend selber trauten, ihren Meuniers die Bühne zu verschaffen, die sie verdienten. Neben Françoise Bedel und Benôit Tarlant war das beispielsweise auch Christophe Mignon. Christophe führt einen typischen Marne-Betrieb mit 90 % Meunier und je rund 5 % Pinot noir und Chardonnay. Auf seinen 6,5 Hektar arbeitet er heute wie seinerzeit René Collard. Er verzichtet auf jegliche Chemie und setzt verschiedene Methoden der Biodynamie ein. Schwefel wird nur minimal dosiert, und der Grundwein wird meist im gebrauchten Holzfass ausgebaut.
Wie schmeckt eigentlich Meunier?
Die Rebsorte gibt nicht nur den Cuvées eine zusätzliche Dimension, der Meunier bringt auch für sich genommen einen zusätzlichen Aspekt in den Champagner. Beim Chardonnay schätzen wir in der Jugend die große Kraft, die Präzision und die Kargheit. Die Fruchtaromen liegen zunächst im Zitrusbereich und wandeln sich mit zunehmendem Alter hin zu Brioche und Steinobst. Beim Pinot noir sind es die Kraft und die Dichte, die Eleganz und der breite Bereich an Beerenfrüchten, die dem Champagner seinen Charakter verleihen. Bei Pinot Meunier geht die Aromatik in Richtung Kirsche, Zwetschge und Reineclaude und hat tropische Noten von Ananas, Mango oder Maracuja. Der Pinot Meunier ist etwas fülliger und aromatisch breiter als die beiden anderen Sorten. Wenn er altert, dominieren irgendwann Honigtöne und reife Mango. Manchmal finden sich zusätzlich Noten von Tabak, Waldboden und Feuerstein. Es kommt dabei natürlich immer darauf an, auf welchem Boden der Meunier gewachsen ist. Er hat die mergeligen und tonhaltigen Böden, die er an der Marne findet, besonders gerne. Man findet ihn aber, wenn auch selten, auf der Kreide der Côte des Blancs und auf den Kalkböden der Côte des Bar.
Zu unserem Champagner im Shop
Für uns gehört der Meunier – natürlich speziell in der Stilistik, die Christophe Mignon verfolgt – untrennbar zur Champagne. Frucht und Struktur der Meunier-Champagner entscheiden sich deutlich von Chardonnay und Pinot noir, doch die Erfahrung hat gezeigt, dass die gut gemachten Meuniers wie die von Mignon genauso gut reifen wie die anderen Sorten und dabei eine neue Dimension in den Champagner gebracht und die Weine dieses Anbaugebiets bereichern.