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Weinfehler und Krankheiten - ist das Kunst oder kann das weg?

Sie sind der Horror eines jeden Weinfreunds - Weinfehler. Da öffnet man eine besondere Flasche, schenkt voller Vorfreude ein Glas ein, riecht daran und merkt sofort: da stimmt etwas nicht. Aber wie riechen die Fehler und warum ist nicht jeder Fehler schlimm?

Was ist ein Weinfehler?

Weinfehler sind ein weites Feld der Klugscheißerei. So mancher geriert sich in einer Tischrunde als Weinkenner, indem er einem Wein einen Fehler unterstellt. Damit Ihr es künftig besser wisst, haben wir die sieben wichtigsten Weinfehler für Euch zusammengestellt.

Wir haben alle unterschiedliche Wahrnehmungsschwellen für verschiedene Duftstoffe. Mag der eine einen Wein bereits als fehlerhaft abtun, kann der andere nichts Falsches in ihm erkennen. Zweifelt also nicht an Eurem Verstand, wenn Euch ein Wein schmeckt, den andere lieber stehen lassen – erlaubt ist, was schmeckt.

 

Was bedeutet Oxidation? 

Der Wein erinnert in der Nase an Sherry, am Gaumen wirkt er zudem bitter. Bei Weißwein erkennt man diesen Fehler auf den ersten Blick, da sich der Wein bräunlich verfärbt. Oxidation ist zunächst einmal schlicht die Reaktion des Weins mit Sauerstoff. Das kann in Teilen erwünscht sein, etwa beim Karaffieren.

Während der Weinbereitung wird dem Wein teilweise kontrolliert Luft hinzugefügt, zum Beispiel während der Reifung im Holzfass. Hier dringt Luft durch die Poren des Holzes, die sogenannte Mikrooxidation. Weißweine verfügen über weniger Gerbstoffe, weshalb sie auch während der Lagerung anfälliger für Oxidation sind.

Oxidierter Apfel
Oxidation ist ein chemischer Vorgang, bei dem sich ein Stoff mit Sauerstoff verbindet. Das kennt man von Rost und aufgeschnittenen Äpfeln.

Korken aber auch Schraubverschlüsse versiegeln die Flasche nicht hermetisch, weshalb schon mal Sauerstoff an den Wein gelangt. Dieser als Flaschenreifung bekannter Prozess ist meist erwünscht. Doch hier ist Vorsicht geboten, denn nicht alle Weine verfügen über langes Lagerpotenzial. Steht eine Flasche zu lange offen, erlebt man schnell den Effekt der Oxidation. Aber zu diesem Problem dürfte es ja selten kommen.

 

Was ist ein Korkfehler? 

Ein muffiger, modriger Geruch, der an feuchten Keller und nasses, faules Holz erinnert. Ein intensiver Fehlton, den man recht schnell erkennt. Eine geruchsintensive Verbindung, die sich mal stärker, mal zurückhaltender präsentiert. Ist er schwach ausgeprägt, verflüchtigt sich dieser, vor allem wenn man den Wein etwas belüftet oder über Nacht offenstehen lässt. Einen Versuch ist es wert.

Schmeckt der Wein nach Kork, ist TCA im Spiel.
Schmeckt der Wein nach Kork, ist der chemische Stoff Trichloranisol (TCA) im Spiel.

Ausgelöst wird der Korkton durch eine Verbindung namens Trichloranisol, Kosename TCA. Die Ursachen sind zahlreich. Bedingt durch den Abbau bestimmter Holzschutzmittel kann TCA bereits in der Rinde der Korkeiche entstehen. Die häufigste Ursache sind allerdings chlorhaltige Reinigungsmittel im Weingut. Es ist also kein Mythos, dass auch Wein mit Schraubverschluss nach Kork riechen kann. Entweder über Nacht offen stehen lassen oder weg damit. TCA kann man aber auch mit zusammengeknüllter Frischhaltefolie aus dem Wein zaubern. Na dann mal prost…

 

Was ist UTA? 

UTA, die untypische Alterungsnote oder auch Naphtalin-Note genannt, fällt unter die Kategorie Mangel und tritt nur bei Weißweinen auf. Eindeutig erkennbar am charakteristisch muffigen Geruch nach nassen Wollsocken oder Mottenkugeln. Ein erster Hinweis kann die Farbe sein. Betroffene Weine sind untypisch blass und hell. Im Mund sind sie ausdruckslos und dumpf. Das Gute an diesem Fehler: er ist ziemlich selten.

Die Ursache ist in den Weinbergen zu suchen. Trockenstress der Reben in heißen Jahren, zu hohe Erträge und verdichtete Böden durch die zunehmende Mechanisierung sind die Ursachen. Die Abhängigkeit der Weinqualität vom Boden ist nicht von der Hand zu weisen. Alles deutet darauf hin, dass eine schlechte Stickstoffversorgung der Beeren in der Reifephase hierfür verantwortlich ist. Tipp: weg damit und sein Glück bei einer weiteren Flasche versuchen.

 

Was ist Brettanomyces? 

Wer mal Urlaub auf einem Ponyhof gemacht hat, erkennt diesen Fehler sofort. Es riecht nach Pferdestall bzw. Pferdeschweiß, nassem Hund, Speck oder Teer.

Mit Brett ist das so eine Sache. Die anderen Weinfehler und Mängel riechen meist einfach nur unangenehm. Da kommt es dann darauf an, wie hoch die eigene Empfindlichkeit ist, also ab welcher Konzentration man in der Lage ist, den Fehler zu deuten. Die Noten von Brett sind, wenn sie sich in Grenzen halten, weitgehend eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ganz nach dem Motto „ein bisschen Brett ist ganz nett“. Während der eine Weintrinker diese Note als Bereicherung empfindet und den Wein gerne als animalisch bezeichnet, rennt der andere schreiend zum Ausguss – hängt vielleicht davon ab, wie sehr man Pferde mag… Reden wir also lieber von einer geschmacklichen Besonderheit statt eines Fehlers.

Brett riecht nach Pferdeschweiß
Brettanomyces sorgt für animalische Noten im Wein. Ein bisschen Brett ist nett, oder?

Auslöser sind Hefen der Gattung Brettanomyces. Diese treten ausschließlich in Rotweinen auf, die im Holzfass reifen. Manch einem Winzer fliegen diese Hefen zu und er tut alles, um sie wieder loszuwerden. Andere haben nichts dagegen oder geben Brettanomyces-Hefen sogar absichtlich zu. Es soll Weinkritiker geben, die diese geschmackliche Ausprägung lieben und jenen Wein mit reichlich Punkten bedenken.

 

Was ist flüchtige Säure? 

Flüchtige Säure ist ein normaler Bestandteil des Weins und riecht, wer hätte es gedacht, nach Essig. Während der alkoholischen Gärung wird der vorhandene Zucker durch Hefen zu Kohlenstoffdioxid und Ethanol abgebaut. Jetzt heißt es aufgepasst, denn dieser Alkohol kann nun durch Bakterien zu Essig verarbeitet werden. Der typische Essigton entsteht dabei weniger durch die schwach riechende Essigsäure, als durch eine Reihe von Veresterungsprodukten wie dem Essigsäureethylester. Was in geringer Menge dem einen das Salz in der Suppe ist, lässt den anderen erschauern.

Grund sind unter anderem Bakterien, die bereits im Weinberg auftretet können. Sind Beeren durch Hagel, die Kirschessigfliege, andere Insekten, Vögel, Pilze oder Mäusefraß verletzt, nehmen die auf den Trauben sitzenden Bakterien, bereits hier ihre Arbeit auf und das Verhängnis seinen Lauf. So muss bereits bei der Lese darauf geachtet werden, betroffene Beeren auszusortieren. Andernfalls vermehren sich die Bakterien in der Maische, dem Most oder Jungwein.

 

Was ist Mäuseln beim Wein? 

Wer mal auf die Idee kam, sich Mäuse als Haustiere zu halten, der wird wissen, wovon hier die Rede ist. Hat man den Käfig längere Zeit nicht saubergemacht, riecht er unangenehm nach Mäusepippi. Wer so klug war, sich andere oder gar keine Haustiere anzuschaffen, der denke an den Geruch von Ammoniak.

Mein Wein mäuselt
Wenn es im Wein nach Mäusepippi oder Ammoniak riecht, kann weitere Flaschenreife Abhilfe schaffen.

Hat man einen von diesem Fehler betroffenen Wein im Glas, ist die Enttäuschung groß. Anders als bei Brett oder flüchtiger Säure gibt es hier keine Diskussion: Es riecht einfach unangenehm. Eine mikrobielle Veränderung, die früher häufig zu finden war, heute aber durch ein anderes Verständnis von Traubenreife und Kellertechnik zum Glück selten auftritt. Bei leicht infizierten Weinen kann weitere Flaschenreife Abhilfe schaffen. Bei starkem Befall wird es metallisch und bitter im Mund, was auf das giftige Acrolein zurückzuführen ist. Hier bleibt nur noch die Bekanntschaft mit dem Ausguss…

Was ist der Styrolton?

Riecht es im Glas beißend zimtähnlich nach Lack oder stechend nach Diesel, Kunststoff oder Gummi, handelt es sich wahrscheinlich um einen Weinfehler, der als Styrolton bekannt ist. Grund hierfür sind die gelblichenTanks aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Zur Herstellung dieser Gär- und Lagertanks wird Styrol, zur Aushärtung des Verbundkunststoffes, verwendet. Styrol kommt zwar im Wein auch natürlich vor, allerdings in zu vernachlässigenden Mengen. Bereits durch die kleinsten Beschädigungen am Tank gelangt dieser Stoff in den Wein und beeinträchtigt ihn nachhaltig. Hier gibt es leider keinen Trick oder ein Hausmittel, was Abhilfe schafft.

Was ist mit dem Marienkäferton gemeint? 

Der Marienkäfer gilt als Nützling im Weinberg, indem er sich von Blattläusen, Milben, Eiern etc. ernährt. Doch sie können in seltenen Fällen auch den Weingenuss verderben. Der in Deutschland als invasiv geltende asiatische Marienkäfer verdrängt nicht nur den einheimischen Marienkäfer, sondern beeinträchtigt unter Umständen sogar den Wein negativ. Nicht nur seine Farbe ist ein deutliches Warnsignal an andere Tiere, sondern auch das bittere Sekret, welches er bei Gefahr absondert.

Marienkäfer im Weinberg
Geraten bei der Lese viele Marienkäfer mit in das Lesegut und werden mitgekeltert, können durch die bittere Hämolymphe der Käfer Fehltöne im Wein entstehen.

Als lebensgefährlich empfindet der gepunktete Winzling auch den Weg in den Entrapper oder die Presse. Und das nicht zu Unrecht. Der bittere Geschmack des Käfers erreicht bereits bei 5 Käfern pro Kg eine erkennbare Geruchsschwelle. Der Wein ist somit nicht nur für Veganer*innen kein Genuss mehr, sondern alle…

 

Was tun, wenn der Wein unangenehm riecht und schmeckt?

Schreibt uns zeitnah eine Mail an office@weinamlimit.de und wir finden eine Lösung. Weinfehler passieren, sind ärgerlich, aber nicht schlimm. Auf mehr fehlerfreien Spaß im Glas.

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