2020 Pinot Noir - Sessions Vineyards Whole Cluster

Faktor Mensch
Mit Michael McNeill arbeitet erst der vierte Kellermeister bei Hanzell. Bei mehr als 70 Jahren Historie sagt das viel über die Kontinuität im Keller. Das Weingut hat sich einen exzellenten Ruf als Pinot Noir Experte erarbeitet und so manche Burgunder Winzer bekommen schwitzige Hände, wenn diese California-Crus in Verkostungen auftauchen. Klar sind die großen Weine aus Frankreich das stilistische Vorbild, aber davon hat man sich in Sonoma mittlerweile emanzipiert. In den Höhenlagen, die von kühlen Nächten und dem morgendlichen Nebel profitieren, entstehen faszinierend eigenständige Weine. Die sind weit weg vom Übersee-Klischee des überladenen Holzmonsters. 
Die Weinberge mit ihrem roten vulkanischen Boden liefern erstklassiges Traubenmaterial für langlebige, ausdrucksstarke Weine. Der Faktor Mensch ist nicht unwichtig und mit den beiden Abfüllungen des Sessions Vineyards zeigt Michael McNeill das mit einer ungewöhnlichen Idee.Einmal werden die Trauben komplett entrappt und einmal werden zu 100% Ganztrauben verwendet. Der weitere Ausbau ist identisch. Beide Weine reifen für zehn Monate in zu einem Drittel neuen Fässern aus französischer Eiche. 
In den Rappen, also den Stielen und Stängeln, sind deutlich mehr und auch härtere Tannine als in den Beeren. Bei den regulären Abfüllungen wird meist nur ein gewisser Anteil nicht entrappt, um den Wein zu pimpen. Wie viel genau variiert von Jahrgang zu Jahrgang. Werden die Ganztrauben verwendet, sind die Weine deutlich gerbstoffbetonter, fester und benötigen mehr Zeit zu reifen oder in der Karaffe.

Ganztrauben
Sattes Rubinrot im Glas. In der Nase finden sich herb-fruchtige Noten wie Granatapfelkerne, frisch gepflückte Preiselbeeren und rote Kirschen. Dazu ein erdiger Pinot Noir-typischer  Unterton von warmem Waldboden und gebackenem Sellerie. Am Gaumen fest und mit viel Gripp. Es ist deutlich zu spüren, dass hier nichts entrappt wurde. Aber die Gerbstoffe sind reif, nichts Grünes oder Hartes dabei. Überraschend ist die Frische des Weines. Die lebhafte Säure ist angenehm tragend und gibt gemeinsam mit den Zitrusnoten von Blutorange und rosa Grapefruit dem Wein eine unglaubliche Tiefe. Im ewig langen Abgang dominieren wieder rote Früchte und erdige Aromen.

Mit Gripp
Wer ihn jetzt schon öffnen möchte, sollte dies rechtzeitig tun und ihm etwas Zeit in der Karaffe gönnen. Die Gerbstoffe verlangen nach Sauerstoff. Im großen Burgunderglas serviert fühlt er sich am wohlsten. Zu der festen Struktur passt kurz gebratenes rotes Fleisch hervorragend. Wer rankommt, nimmt Hirschrücken. Eine Sauce mit Portwein und roten Johannisbeeren dazu, himmlisch. Oder ihr macht den direkten Vergleich mit der zu 100% entrappten Abfüllung.