Bodega el Reventon
Sierra de Gredos , Spanien
Region
Sierra de Gredos, Spanien
Gredos, Granit, Garnacha.
Wer bei den Schlagworten “Sierra de Gredos” und “Reventón” leuchtende Augen bekommt, der kennt sich aus in Spanien. Denn das Gebirge ist eigentlich kein offizielles Anbaugebiet. Und auch das Weingut ist noch recht neu im Business. Im Gegensatz zu den Protagonisten.
Garnacha statt Malbec
Nur eine Handvoll Winzer macht hier überhaupt nennenswerten Wein. Die berühmteste Figur unter ihnen ist mit Sicherheit Dani Landi. Er füllte bereits legendäre Gredos Grands Crus ab: darunter El Reventón. Und eben jenen verkaufte er vor wenigen Jahren an das Trio aus Alejandro Vigil, Gearóid Lane und Adrianna Catena, für ihr gemeinsames Projekt “Bodega El Reventón”. Adrianna ist die jüngste Tochter von Nicolás Catena Zapata, dem Godfather of Argentinian Malbec. Alejandro Vigil ist Kellermeister der argentinischen Bodega. Den irischen Ingenieur und weinbegeisterten Nachhaltigkeitsexperten Gearóid Lane traf Adrianna während seiner Vorbereitungen auf das WSET Examen. Als dieser erzählte, dass er in den Ruhestand gehen würde, um seine Passion für Wein verfolgen zu können, schlug Adrianna vor, gemeinsam mit Alejandro Vigil in der Sierra de Gredos etwas auf die Beine zu stellen.
“If you go to Gredos, you’ll fall in love with Gredos!”
Die Suche nach einem geeigneten Ort für ihr Projekt zog sich über Jahre hin und brachte sie an entlegene Orte. Kurz vor dem Scheitern meldete sich Dani Landi mit einem unschlagbaren Angebot: El Reventón. Sie griffen sofort zu, und fügten die Lage “La Reina” sowie eine Parzelle des Weinbergs “San Gregorio” hinzu. Das direkt an “La Reina” angrenzende Gebäude wurde zum Keller umgebaut. Hier führte Gearóid Regie und stellte sicher, dass Nachhaltigkeit an oberster Stelle steht. Die Energieversorgung läuft zu 100% netzunabhängig über Solar und Batteriespeicher, selbst zur Erntezeit. Im Keller setzt man auf Understatement: spontane Vergärung, maßvoller Einsatz von Ganztrauben, Ausbau in Beton, etwas Edelstahl und altem Holz. Keine Schönung, keine Filtration. Low Intervention, aber mit Präzision. Abgefüllt werden die Weine dann als DOP Cebreros. Auf dem Vorderetikett schreiben sie natürlich selbstbewusst “Sierra de Gredos”.
Burgundisches Konzept – Iberischer Wein
Laut Adrianna Catena haben Garnachas aus Gredos ein enormes Qualitätspotential. Ähnlich wie Pinot Noir in Burgund sind sie perfekt an ihre Umgebung angepasst und transportieren glasklar ihr Terroir. Das Trio sieht sich nicht nur als Hüter der alten, knorrigen Reben von Gredos. Immerhin sind ihre Weinberge bis zu 80 Jahre alt. Sie denken weiter und planen diesen einmaligen DNA-Schatz durch massale Selektion zu vermehren und weitere Weinberge anzulegen. Um so nicht nur das Erbe der Sierra zu erhalten, sondern auch zu verbreiten und weiter zu tragen.
Die Region: Sierra de Gredos
Sierra de Gredos ist ein Gebirge, kein offizielles Weinanbaugebiet. Und doch eine der aufregendsten Zonen Spaniens. Westlich von Madrid erhebt sich die Sierra bis auf 2.000 Meter, gekrönt vom Pico Almanzor. Zwischen Kastilien-León und Kastilien-La Mancha gelegen, zerschneiden politische Grenzen diesen zusammenhängenden Natur- und Kulturraum in drei Appellationen: Méntrida, Vinos de Madrid und Cebreros. Eine gemeinsame DO „Sierra de Gredos“ scheiterte bislang an der spanischen Bürokratie. Zum Nachteil der Vermarktung, nicht aber der Qualität. Denn was hier wächst, gehört zur Spitze Spaniens. Die drei Gs prägen den Charakter: Grenache, Gredos, Granit. Alte Garnacha-Reben klammern sich an steile Hänge, wurzeln tief in Granitsand, teils auch in seltenem Schiefer oder Quarz. Das zerbröselnde Gestein zwingt die Pflanzen, hart zu arbeiten, um an Wasser und Nährstoffe zu kommen. Das Resultat sind Weine von karger Eleganz, feiner Mineralität und vibrierender Frische. Das Klima wechselt zwischen mediterran-heiß und atlantisch-kühl. Vor allem die Höhe bringt Balance. Tagsüber Sonne, nachts Abkühlung. So entsteht die für Gredos so typische, einzigartige Spannung zwischen Reife und Frische. Eine Region, die es offiziell nicht gibt und vielleicht gerade deshalb umso faszinierender ist.
DOP Cebreros
Die wahrscheinlich spannendste Appelation am Herzen des kastilischen Scheidegebirges ist die DOP Cebreros, die auch den Löwenanteil des Kulturraums Sierra de Gredos für sich verbuchen kann. Nicht zu verwechseln mit Cerberus, dem den Eingang zur Unterwelt bewachenden, dreiköpfigen Schoßhund des Hades. Auf 500 Hektar wachsen Reben in einer Höhe von 600 bis 1200 Meter auf Granit und sandigen Granitverwitterungsböden. Selten mischt sich etwas Schiefer dazwischen. Auf 85% der Weinberge wachsen Garnachareben, davon viele uralt und knorrig. Mit 10% Rebfläche weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz liegt Albillo Real, die spannende und große Weißweine hervorbringt. Das mediterrane Klima ist kontinental geprägt. Mit den vielen unterschiedlichen Tälern, Hängen und Ebenen ist die DOP Cebreros ein Füllhorn an Mikroklimata. Ein Schelm, der hier den Vergleich zu Burgund zieht.