Ramilo Wines
Colares, Portugal
Region
Colares, Portugal
Wer kennt schon die seltenen Weine rund um Lissabons Küste? Selbst den meisten Portugiesen fällt dazu kaum etwas ein. Obwohl diese kleinen Weinregionen historisch zu den bedeutendsten des Landes zählten, sind sie heute fast von der Landkarte verschwunden. Die voranschreitende Urbanisation stellt dabei nur einen Teil des Problems dar. Nach dem Fall der Monarchie und den Weltkriegen kam der Weinbau in diesem Landstrich, wegen der hohen Produktionskosten und den schweren Bedingungen nur langsam, aber nie wieder richtig in Schwung.
Als die beiden Brüder Nuno und Pedro das Familenweingut 2013 in der 4. Generation von ihrem Vater Belmiro übernahmen, wollten sie ihren eigenen Weg gehen. Ohne Kompromisse und unter Wahrung der Tradition wollten sie Weine keltern, die aus der Masse hervorstechen. Ihre 10 Hektar Weinberge liegen zwischen den windgepeitschten Hängen von Mafra und Colares nördlich von Lissabon, in einem der schönsten Teile des Landes. Romantik pur und beim Blick auf den graublauen Atlantik ereilt einen ein wenig das melancholische Gefühl des berühmten portugiesischen Fernwehs, der Saudade.
Auf ihrer Quinta do Cameijo in Colares besitzen sie fast 2 Hektar der legendären, sandigen Weinberge, die mit wurzelechten Reben bepflanzt sind. Niemand anders in der Region kann das von sich behaupten, denn sonst gehen die gesamten Beeren der seltenen Ramisco und der lokalen Malvasia an die örtliche Coop. Diese übergibt die fertigen Weine wiederum an unterschiedliche Negociants zum langjährigen Ausbau. Ramilo ist damit die einzig verbliebene Erzeugerabfüllung dieser epischen Weine, die in der Geschichte des Landes einen Ruf wie Donnerhall besaßen. Vor allem für ihre Langlebigkeit und Finesse. Auch die Quinta do Casal do Ramilo in Alqueidão hat eine besondere Lage mit südlicher Orientierung unweit von Colares. In dieser von kleinen Flüssen dominierten Region in den Bergen nahe der pittoresken Stadt Sintra gibt es viel Kalkstein und ein geschütztes Mikroklima. Der Boden dieser alten hochgelegenen Terrassenanlagen ist steinig und karg.
Alles wird in strikter Handarbeit gemacht und das marginale Klima begrenzt die Erträge auf natürliche Art und Weise auf ein Minimum. Dabei erreichen die Weine im lusitanischen Kontext eine ausgewogene Balance, die in Zeiten des Klimawandels noch mehr Bedeutung bekommen. Mit ziemlicher Sicherheit gehören diese Stoffe zum Besten, was in Portugal auf die Flasche gezogen wird. Leider gibt es nur sehr wenig davon, viel zu wenig. Que pena!
Die Region: Colares
Colares ist die westlichste Weinregion Kontinentaleuropas und mit knapp 20 Hektar eine der kleinsten des Landes. Die Weinproduktion, die gerade mal 10 bis 20.000 Liter im Jahr beträgt, erfolgt in den Dünen, die sich von der Atlantikküste bis etwa 2 km ins Landesinnere erstrecken. Aufgrund der Nähe zum Meer herrscht ein feuchtes Klima, dass durch das Mikroklima der Berge von Sintra noch verstärkt wird. Man spürt trotz der sommerlichen 30°C den kühlen Atlantik jederzeit auf der Haut. Um die Rebstöcke vor diesen ungünstigen Bedingungen zu schützen, entwickelten die Winzer spezielle Techniken wie den Bau von Schilfpalisaden.
Die Region um Colares war vor allem für ihre grüne Natur und die Paläste sehr bekannt, die einst beliebte Sommerresidenzen für Könige und reiche Adlige des europäischen Königshauses waren. Auch heute noch ist sie bekannt für ihre rauen, ungezähmten Strände und die wilde Natur, sowie für die legendären Weine Ramisco und Malvasia de Colares. Die Weine sind seit Jahrhunderten berühmt und waren ein fester Bestandteil der königlichen Tafeln und sehr begehrte Geschenke der portugiesischen Könige an die Höfe vieler Länder. Das goldene Zeitalter begann Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Einzug der Reblaus in Europa, da diese im Sand nicht überleben konnte und die Reben daher zu den wenigen überlebenden zählten. Die Reben in Colares gehören bis heute zu den ältesten Europas und werden noch immer unveredelt gepflanzt.