Victoria Torres Pecis
La Palma, Spanien
Wenn es einen Titel auf der Welt für „Weinbau am Limit“ gäbe, dann sollte sich die Kanareninsel La Palma für den 1. Platz bewerben. Das Familienweingut Matias i Torres (gegr. 1885) wird in der 5. Generation, seit 2010, von der sympathischen Victoria Torres geleitet. Die meisten Winzer auf der Insel sind männlich und 60+. Viki zeigt ein großartiges Feingefühl und Präzision für die Weine ihrer Insel, da könnte so mancher männliche Kollege neidisch werden. Das Durchschnittsalter der Reben, die auf vielen kleinen Parzellen rund um die Insel verteilt sind, ist ca. 50 Jahre. Im Bestand sind viele Rebstöcke die 100 Jahre und älter sind. Auf den teilweise extrem steilen Lagen, mit vulkanischen Böden findet die Produktion der 15.000 bis 18.000 Flaschen nur in Handarbeit statt.
Im Weinberg werden keine Pestizide, Herbizide oder Fungizide verwendet, sondern nur natürliche Stoffe wie Zimt und Brennesselsaft. Die Reben kriechen eng am Boden entlang, um den extremen Winden zu entkommen und die Sonnenstrahlen bestmöglich einzufangen. Ein wichtiger Aspekt ist, dass es auf La Palma keine Reblaus gibt. Somit werden die Stöcke „ Massal" vermehrt und sind keine Klone. Das heißt, wenn ein Weinstock zu alt wird, nimmt man eine starke Rute und steckt diese in Boden bis sie wieder wurzelt. Diese Vermehrungsform nennt sich „Macoutage“. Es dauert mind. 5 Jahre bis eine Pflanze mit Früchten daraus entsteht.
Die langsame Vergärung findet spontan mit den Hefen des Weinbergs statt, um anschließend in 30 – 50 Jahre alten Eichen- und Kastanienfässern zu reifen. Das ist alles kein Hexenwerk, sondern eine lebendige Tradition, die sich an den besten Ergebnissen orientiert. Dazu gehören so altmodische Dinge wie Weinkeltern aus kanarischem T(h)ea-Holz, der kanarischen harzreichen Kiefer (pinus canariensis) dem Wahrzeichen La Palmas. Dieses Holz ist spezifisch schwerer und dichter als das der mitteleuropäischen Nadelbäume und verleiht einen ätherischen, herben Geschmack . Auch das Einmaischen mit Füßen, in nach römischer Art konzipierten Kelterbecken, hat bei Matias i Torres ein, seit Generationen, gelebtes Selbstverständnis.
Aufgrund der Kleinteiligkeit der Weingärten und der unterschiedlichen Mikroklimata (bis zu 1400 Meter über dem Meer) auf engstem Raum, findet die Lese über ein recht langes Zeitfenster von 60 Tagen statt. Das sind große Weine, die niemals den Anspruch auf so eine Bezeichnung haben wollten, aber es durch ihre natürlichen Vorraussetzungen rechtfertigen.
Die Region: DO La Palma
Die DO La Palma hat ihren Namen von der gleichnamigen Kanaren-Insel, auf der es bis heute einen archaisch anmutenden Weinbau gibt. Die kleinen Parzellen der weit verstreuten Weinberge stehen zwischen Bananenplantagen und anderweitig genutzten Feldern rund um die Insel an der Küste. Das Klima liegt im gemäßigten subtropischen Bereich, die Böden haben einen Unterboden aus Vulkanfelsen, können gehaltvoll und fruchtbar sein oder auch nur eine Deckschicht aus Vulkansand besitzen. Neben 80% Weißweinen entstehen Rotweine, Süßweine und auch ein Rancio.