It’s the freshness, stupid: Trip durchs atlantische Portugal
Der erste Brunello entstand 1870
Erstmals abgefüllt wurde Brunello in den 1870er Jahren auf dem Weingut Biondi-Santi, das bis heute zu den Ikonen des Gebietes zählt. Da das Weingut den Brunello nur in den allerbesten Jahren abfüllte, gab es bis in die 1940er Jahre nur vier Jahrgänge, die schnell Kultstatus und hohe Preise erreichten. Ab den 1950ern kamen dann nach und nach weitere Weingüter hinzu, die ebenfalls Brunello und Rosso di Montalcino produzierten. In den 1970er Jahren waren es rund 25 Erzeuger, zwei Jahrzehnte später etwa 100, und heute sind es mehr als 200 Weingüter, die vom Boom dieser Region profitieren können.
Vom strengen Stil zur Konzentration
Natürlich hat sich dabei die Stilistik des Weins verändert. Biondi-Santi hat die ersten Weine langsam in großen Fässern aus slawonischer Eiche ausgebaut. Damals hatte man noch viel Zeit, und die abgefüllten Weine selbst brauchten ebenfalls viel Zeit; denn sie waren zu Beginn ziemlich sperrig und sehr tanninreich. Ab den 1980ern und 1990ern stiegen dann die Modernisten ein. Das kann man durchaus ein wenig mit der Entwicklung im Piemont vergleichen, wo der Barolo ja ebenfalls lange in großen Fässern ausgebaut wurde und zu Beginn so viel Tannin hatte, dass die Zunge taub wurde. Die Modernisten haben diese Weine gezähmt und sie in französischen Barriques ausgebaut. Das machte die Weine deutlich zugänglicher, schuf aber auch ein neues Phänomen, das man ebenfalls im Piemont beobachten konnte und ebenso in Bordeaux.
Die Weine wurden immer stärker, sprich, der Holzeinfluss wurde immer intensiver, das Toasting des Holzes, das den Weinen Röstnoten verleiht, gewann an Einfluss. Dazu wurden viele der Weine konzentrierter, volumiger und mit dem Klimawandel auch durchaus alkoholstärker. Diese Stärke war gewollt. Man nennt diesen Stilwandel auch gerne Parkerisierung, da die Weine dem Geschmack des weltweit lange einflussreichsten Weinkritikers sehr entgegenkamen. Mit den Weinen aus Montalcino konnte man diesen Stil sehr gut verwirklichen. So kam die Goldgräberstimmung zustande, die aus Montalcino einen Ort großer Investments machte. Die Originalität der Weine blieb dabei oftmals auf der Strecke.
Der neue Brunello ist finessenreich und elegant
Doch wo es Bewegungen in eine Richtung gibt, entstehen auch Gegenbewegungen. Die Winzer in Montalcino, für die wir uns entschieden haben, gehören dazu. Ornella Tondini und Lionel Cousin sind keine Modernitätsverweigerer, aber sie verbinden Modernität mit ursprünglichen und natürlichen Bearbeitungsmethoden im Weinberg und einer fast archaischen Weinbereitung im Keller. Das ist auch kein Wunder; denn der Mentor der beiden war kein Geringerer als Henri Jayer. Jayer ist eine der Legenden im burgundischen Weinbau. Er ist einer, der sich im Burgund radikal wegbewegt hat von übermäßigem Holzeinsatz und Extraktion im Keller hin zu Finesse, zu Eleganz und der Herausarbeitung des Terroirs im Wein.
Die aufwendige ökologische und teils biodynamische Weinbergsarbeit und der elegante, immer dienende Einsatz bester französischer Fässer ist es, den die beiden Winzer auf ihrem Weingut Cupano pflegen. Sie sind damit nicht allein. Wenn man so will, sind Ornella und Lionel Teil des Montalcino 3.0. Nach den klassischen Weinen kamen die Parker-Weine, und nun ist die Zeit für burgundische Finesse gekommen. Cupano ist unserer Meinung nach der eleganteste Vertreter dieser Richtung.