Malbec, der große Verführer
Januar – Das Jahr fängt gut an
Gleich nach Sylvester, Paris wacht langsam wieder auf, sind Bianca und ich auf Erkundungstour in die kulinarische Metropole geflogen. Es ist zu dieser Zeit viel ruhiger, gemächlicher, freundlicher, weniger hektisch und auch wesentlich preiswerter. Wir hatten sogar Glück mit dem Wetter. Strahlender Sonnenschein, eiskalt, aber trocken. Brillant!
Natürlich wollten wir in die großen Restaurants, aber auch die Szene erkunden. Es geht hier bei weitem nicht so langweilig und mondän zu, wie immer behauptet wird. Paris ist nach wie vor eine der heißesten kulinarischen Adressen der Welt, vor allem mit etwas Recherche. Es ist die Logik der Küche, die Liebe zum Produkt und die perfekt inszenierte Einfachheit vor der wir uns verbeugen.
Wir haben dann diesen Wein gefunden, der uns total elektrisierte. Der 2001 Vin Jaune von Château d’Arlay aus dem Jura, der sich zu einem legendären Essen im *** Michelin Klassiker l’Ambroisie als ambivalenter Speisenbegleiter herausstellte. Eine schicksalhafte Begegnung. C’est la vie!
Eines der Produkte des Jahres ist, neben der kraftvollen Steinscharlotte, die „Rosa Roscoff“. Diese aus der Bretagne stammende Zwiebelsorte wird auf weit weniger als 100 Hektar angebaut wird. Einfach köstlich, pikant, würzig, saftig und beim braten wird sie richtig kross und nussig. Gekauft beim Händler unserer Vertrauens, dem Genusshandwerker.
Februar – Die WaL-Familie wächst
Fio Wines – Dirk & Daniel Niepoort und Philipp Kettern
Mit dem deutsch-portugiesischen Weinvisionär Dirk van der Niepoort verbindet mich eine fast 20 jährige Freundschaft. Und nun führte uns das Schicksal wieder beruflich zusammen. Vor einigen Jahren hat Dirk mit dem Moselaner Philipp Kettern und seinem Sohn Daniel den Grundstein für das Fio-Projekt gelegt. Grandiose Rieslinge, eigenwillig, charakterstark und außerhalb des weithin bekannten Geschmacksmusters. Begossen haben wir den Beginn unserer Zusammenarbeit mit einem Livestream.
Neu in der Wal-Familie ist das Weingut Gaec du Haut Planty mit seinen wilden, salzigen Interpretationen der Rebsorte Melon de Bourgogne (Muscadet Sèvre et Maine) von der Loiremündung. Ein Mitbringsel von einer Messe aus Paris. Den herzensguten Alain und seine Weine werden wir Euch in 2018 vorstellen. Nebenbei sei erwähnt, dass Alain gerne eine deutsche Frau kennenlernen möchte.
Leben ist aussuchen. Besuch auf dem Weingut Balthasar Ress im Rheingau und seinem Betriebsleiter Dirk Würtz. Mit dabei war Josephin Peränen vom Weingut Candialle aus der Toskana die auf dem Rheingau Gourmet und Weinfestival ihre Gewächse präsentierte. In den Tanks reifen die Rieslingweine ungestört, ohne Zusätze und unterschiedlich lang auf der Hefe zwischen 18 und 42 Monaten.
Zu Besuch in Dresden. Diese Skulptur vom Künstler Maaf Halbouni erinnert an den bitteren grausamen Krieg in Aleppo/Syrien. Hinter drei Bussen haben die Menschen Schutz vor Scharfschützen gesucht. Beschämend waren die Demonstrationen im Vorfeld. Im November wurde die Skulptur dann vor dem Brandenburger Tor in Berlin aufgestellt. Auch hier gab es mächtig Diskussionen.
März – Jetzt geht es los
Ein grandioser, freundschaftlicher Abend im Restaurant Jin in München. Sommelier Daniel Kurosh hat ein paar kongeniale Weine zu der geschmackvollen Küche ausgesucht. Toll, dass Peter und Susy Vinding-Diers von Montecarrubo aus Sizilien den weiten Weg auf sich genommen haben, um die Münchner Sommelierlegende Paula Bosch zu treffen.
Bevor der März richtig Fahrt aufnahm, waren wir noch für ein paar Tage auf der Kanareninsel Lanzarote. Schon seit einigen Jahren besuchen wir das entspannte Surferdörfchen Famara. Traumhafter Strand, Sonne, viel Platz und herrliche Luft gibt es hier in rauen Mengen. Eines unser absoluten Lieblingsrestaurants ist das „El Risco“ mit seiner frischen Küche, freundlichen Service und einem traumhaften Blick auf Meer und dem „El Risco“ dem geologisch ältesten Teil der Insel. Dazu ein Malavasier von Bermejo im Glas. Das Leben ist wunderbar.
Leider kommt selbst hier, mitten im Atlantik, der Zivilisationsmoloch immer näher. Die hübschen farbigen Teilchen, sind keine Halbedelsteine, sondern von den Gezeiten klein geschredderter Plasikmüll. Die Fische essen es, wir essen die Fische…usw. Nachdenklich.
Die wichtigste Weinmesse der Welt ist die Prowein in Düsseldorf. Wir waren mächtig aufgeregt, denn schließlich kamen 13 unserer Produzenten aus der ganzen Welt auf unseren Stand. Wir hatten Spaß ohne Ende und bekamen von den Messebesuchern viel Interesse geschenkt. „Wein am Limit“ ist selbst für viele Profis noch Neuland, doch der Auftrieb war enorm. Sogar Granden, wie die Master of Wine Fiona Morrison und der legendäre Stephen Spurrier schauten vorbei und lobten unser Sortiment. Besonders gefreut hat uns der Artikel vom geschätzten englischen Weinblogger Dr. Jamie Goode, der einige unserer Weine und Produzenten in den Weinhimmel lobte.
Unser Wein des Jahres! Diesen 2015 Moulin-a-Vent nennt Philippe Pacalet scherzhaft den „Romanée-Conti unter den Beaujolais. Hinter dieser Metapher verbirgt sich eine Menge Wahrheit. Einst waren die Weine aus dieser Lage genau so teuer wie berühmte Burgunder. In der Sorte Gamay steckt mehr als viele vermuten. Philippe’s „Windmühle“ ist noch blutjung, aber was für eine Spannung und Tiefe steckt da im Glas. Es wird groß, richtig groß!
Der April – Spaß und Konflikte
Dinner für geladene Gäste beim Klingenberger Gewürzhändler und Koch Ingo Holland, der ein guter Freund ist und an diesem Abend ein tolles Menü zauberte. Dazu stellten wir die naturbelassenen, polarisierenden Weine des Burgenländer Winzers Christian Tschida vor. Ein Großteil, der zumeist unbefangenen Gäste, mochte die außergewöhnlichen Weine; sogar sehr. Leider gab es an diesem Abend einige unangenehme Zeitgenossen (Etikettentrinker), darunter ein österreichischer Gastronom aus München, die sich über die Weine lauthals brüskierten. Unsere Lernkurve war, dass die geschmackliche Mitte häufig intolerant, festgefahren und wenig weltoffen ist. Sie verteidigt ihren, für sich in den Jahren eroberten Geschmack, als den einzig richtigen und duldet keine neuen Götter neben sich. Darüber hinaus beschuldigt sie die Naturweineszene als ideologisiert und dogmatisch (wo wir auch partiell zustimmen), aber selbst sind sie keinen Deut besser. Immer wieder treffen wir auf dieses reaktionäre Verhalten. Viele Verhinderer und selbsterklärte Weinkenner sitzen im System und halten den Topf „noch“ auf dem Deckel. Nur machen Sie die Rechnung ohne den „normalen Kunden“, denn der findet seinen Weg, früher oder später. Im November und Dezember waren Christian Tschidas Weine im WaL-Shop gefragter denn je.
Eine Investition in die Lebensqualität. Die Grillwelle hat auch uns gepackt. Ein Webergrill kam ins Haus. Irre, was man damit alles machen kann. Eine deutliche Verbesserung der Kulinarik im WaL HQ.
Im zweiten Teil blicken das nächste Tertiär zurück.