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Früher Weinbau hat viel mit Legenden zu tun. In Ribeira Sacra ist es die, dass die Römer, die auch in Galicien lange Zeit die Macht ausübten, den Weinbau an den steilen Hängen der Flüsse begründet und gefördert haben. Kaiser Tiberius (42 v. Chr. bis 37 n. Chr.) soll ein großer Liebhaber der Weine von dort gewesen sein, und der Wein wurde quasi palettenweise in Amphoren nach Rom transportiert. Im Mittelalter kamen die Zisterzienser-Mönche, die zunächst abgelegene Klausen erbauten, aus denen dann oft stattliche Klöster wurden. Dutzende waren es, anderthalb Dutzend sind heute noch zu besuchen. Wie so oft aber in der spanischen Weinbaugeschichte verwaisten die Anbaugebiete nach einer Hochphase, in der wie etwa von Ribeira Sacra gigantische Mengen an Wein nach Übersee verschifft wurden, bis man dort selbst Weinbau betrieb und nach und nach unabhängig wurde. Der Weinbau ging also zurück. Dann kam die Reblaus, danach die Landflucht, schließlich der Bürgerkrieg und, darauf folgend, die Diktatur. Was übrig blieb von Ribeira Sacra waren uralte Weinberge an Steilhängen, die schwer zu bewirtschaften waren. Die Weinbauern, die ihr Geschäft weiter betrieben, verkauften die Trauben zu geringen Preisen an eine Zentralkellerei, die aus dem Traubenmaterial Billigwein erzeugte, weshalb Ribeira Sacra bis heute in Spanien einen zweifelhaften Ruhm genießt.
Das Denominación de Origen Ribeira Sacra umfasst gerade einmal 1.200 Hektar, die in sechs Subzonen aufgeteilt sind. Sie heißen Amandi, Chantada, Quiroga-Bibei, Ribeiras do Miño, Ribeira do Sil-Ourense und Sober. Fast alle Weinberge liegen in sehr steilen, terrassierten Hängen auf verwittertem Schiefer- und Granitboden, und zwar vor allem am Grenzfluss zu Portugal, dem Miño, ferner am Bibei und am Sil im Nordwesten der Provinz Ourense sowie im südlichen Teil der Provinz Lugo. Die Herausforderungen an den Weinbau sind immens; denn es ist nicht nur sehr steil, sondern tagsüber in der Vegetationsperiode und der Lesezeit auch brutal heiß. Da Ribeira Sacra sowohl von kontinentalen als auch von maritimem Klima beeinflusst wird, profitieren die Weinberge vor allem nachts von der Kühle und den feuchten Brisen, die über Rías Baixas vom Meer kommen, und natürlich von den Flüssen. Die steinharten Granit- und Schieferböden haben oftmals die Ausbreitung der Reblaus verhindert und den Schatz alter Reben bewahrt. Doch erst in den letzten 15 Jahren kamen die ersten Winzer, die sich dieses Schatzes auch annahmen. Die harte Arbeit und der zweifelhafte Ruf der Region hatte viele davon abgehalten, sich dort anzusiedeln. Es braucht immer Fürsprecher. Und das waren Leute wie Raúl Pérez, Eulogio Pomares, Jesús Olivares oder auch Telmo Rodriguez und Dirk Niepoort, die den Ruf der Region vor allem international komplett verändert haben. Unterm Strich sind dort in den letzten Jahren Weine entstanden, die extrem gut in das Bild des neuen Spaniens passen. Es sind Weine, die Komplexität und Frische, Transparenz und Wildheit miteinander in Einklang bringen. Die Rotweine sind meist aus Mencía (mindestens 85 % Anteil in den Weinen) und Garnacha Tintorera erzeugt, die Weißweine aus Albariño (Alvarinho), Godello, Loureiro oder Treixadura (Trajadura).
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