Kaum eine andere Region hat so gute Voraussetzungen für Weinbau wie Bío-Bío und Itata. Die Weinberge in Bío-Bío grenzen teils an den Pazifik und profitieren von den kühlenden Winden des Pazifiks, der auch für ausreichend Regenfälle sorgt, sodass keine Bewässerung notwendig ist. Die Rebflächen liegen im Wesentlichen entlang des Flusses Bío-Bío auf sandigen und steinigen Konglomerat- und Sedimentböden. Itata schließt sich nördlich an und liegt an den Flüssen Itata und Ñuble. Auch dort finden sich sandige Böden und Konglomerat-Gestein, vor allem aber gibt es dort den ältesten Granit des Kontinents, der in weiten Teilen tonig verwittert ist und für viele Mineralstoffe sorgt. Lange Zeit war die Region einer der Hauptproduzenten für einfache Weine. Der moderne Weinbau mit französischen Sorten fand ab dem 19. Jahrhundert dann zunehmend weiter nördlich statt. Die alten Sorten wie etwa País wurden zunehmend missachtet. Itata und Bío-Bío wurden zum zweitklassigen Erzeuger von billigen Landweinen degradiert. Ein Kilo Trauben wird dort bis heute noch gelegentlich für umgerechnet 10 Cent verkauft. Davon können die Kleinbauern, die oft nicht mehr als einen oder zwei Hektar besitzen, nicht leben. Dabei besitzen sie oft Schätze an Weinlagen mit 200 bis 300 Jahre alten Rebstöcken. Doch was ist ein solcher Schatz wert, wenn er sich nicht heben lässt und der Hunger in den Mägen knurrt? Die Rettung kann nur ein langsamer Prozess der Rückbesinnung sein, wie ihn Winzer wie François Massoc, Leonardo Erazu oder Roberto Henríquez eingeleitet haben. Sie erzeugen moderne Interpretationen klassischer Weine, sind damit erfolgreich und können den Weinbauern fünf- bis 15-mal so viel an Kilopreisen zahlen wie die großen Händler oder die Kooperativen. Gleichzeitig versucht die örtliche Regierung durch Modernisierung der Infrastruktur das Leben für die Landbevölkerung attraktiver zu gestalten. Das größte Problem für die Bewahrung des klassischen Weinbaus ist, dass die jüngere Generation den Sinn in der harten, rein körperlichen Arbeit nicht mehr erkennen kann, wenn die Balance nicht stimmt. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Noch vor 20 Jahren gab es 15.000 Hektar an País in Chile. Heute sind es keine 8.000 Hektar mehr. Aber immerhin ist die Zahl in Itata in den letzten Jahren konstant geblieben.
Demgegenüber verändert sich das Anbaugebiet Bío-Bío seit 20 Jahren sehr deutlich. Auch hier waren die klassischen Sorten immer die País und der Moscatel de Alejandría. Doch heute dominieren Sauvignon Blanc, Chardonnay und Sémillon, Riesling, Gewürztraminer und Viognier. Investoren aus dem Norden haben die Vorzüge des besonderen Klimas entdeckt, das sich ein wenig mit dem des spanischen Nordens rund um die –> Rías Baixas vergleichen lässt. Auf den 50 bis 200 Meter hoch gelegenen Weinbergen entstehen heute die frischesten Weißweine des Landes. Und auch die Schaumweine sind schon gut, wenngleich die Entwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. Auch hier versuchen Winzer wie Roberto Henríquez sehr alte Weinberge zu retten, damit das traditionelle Erbe des Bío-Bío-Weinbaus erhalten bleibt und nicht zugunsten der weltweit üblichen Sorten unwiederbringlich verloren geht.
Funktionale Cookies sind für die Funktionalität des Webshops unbedingt erforderlich. Diese Cookies ordnen Ihrem Browser eine eindeutige zufällige ID zu damit Ihr ungehindertes Einkaufserlebnis über mehrere Seitenaufrufe hinweg gewährleistet werden kann.
Tracking Cookies helfen dem Shopbetreiber Informationen über das Verhalten von Nutzern auf ihrer Webseite zu sammeln und auszuwerten.