Espadeiro
Wer etwas über den Espadeiro wissen möchte, muss als allererstes einmal klären, von welchem denn die Rede ist. Oder besser gesagt, von wo der fragliche Espadeiro stammt. Denn das, was im portugiesischen Vinho Verde aus dieser Sorte gekeltert wird hat mit dem, was nur wenig Kilometer weiter nördlich im spanischen Rías Baixas darunter verstanden wird, nichts zu tun.
Aus dem portugiesischen Namensvetter werden in der Regel Rosés oder Rotweine eher heller Farbe gekeltert. Die Sorte belegt in den Bereichen Beiras, Douro und Vinho Verde nicht ganz 240 Hektar Anbaufläche. Hinter dem, was sich unter dem gleichen Namen auf 120 Hektar in den Rías Baixas findet, verbirgt sich dann schon auf den ersten Blick etwas offensichtlich völlig anderes: Deutlich dunkler ist dieser Espadeiro. Die lange gehegte und naheliegende Vermutung, dass die größte Gemeinsamkeit der beiden Varianten eben einfach nur im Namen besteht, wurde 2006 durch DNA-Untersuchungen tatsächlich final bestätigt: Genetisch verfügen die nahen Nachbarn über einen ähnlich hohen Verwandtschaftsgrad wie das Leuchtmittel mit dem Obst namens Birne.
Stattdessen ist der spanische Espadeiro in Wahrheit vermutlich ein Südfranzose namens Camaraou Noir, der – in seiner ursprünglichen Heimat fast völlig verschwunden – in Galicien ein Exil-Eckchen für seinen Fortbestand gefunden hat. In den Händen von Spitzenwinzern wie Rodrigo Méndez bringt die wuchskräftige, spätreifende Sorte dort tieffarbene Weine hervor. Die changieren auf faszinierende Art und Weise zwischen tiefgründiger Finesse und einer gewissen Rustikalität und weisen zudem – insbesondere bei Anbau in Meeresnähe – oft eine faszinierende Salzigkeit auf.