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Lese

Für den Winzer gibt es jedes Jahr eine Zeit so anstrengend und gleichzeitig aufregend wie sonst keine: die Lese. Die übrigens so heißt, weil beim ganz besonderen Saft namens Wein eben nicht einfach alles hereingeholt wird, was draußen so rumhängt a.k.a. Ernte, sondern eben nur in die Kelter a.k.a. Weinpresse kommt, was es wert ist, am Ende auch in der Flasche zu landen. Die Guten ins Töpfchen und die schlechten ins Kröpfchen lautet – genau, wie beim Aschenputtel – die Devise beim Wein. Jedenfalls in der Theorie und bei Weinen die von Hand gelesen werden.

Schon im Wingert werden die schlechten, faulen oder – im schlimmsten Fall – schon essigsauren Trauben aussortiert. Darüber hinaus sogar – je nach Anspruch des Weines und Ambition des Winzers – noch einmal auf Sortiertischen einzelne Beeren aussortiert (a.k.a. handverlesen). Bei maschineller Ernte sieht die Sache natürlich anders aus. Da wird vom Rebstock gerupft, was dranhängt. Aber aus dem Grund heißen die Dinger eben auch Vollernter und nicht Vollleser.

Spannend ist die Lese für den Winzer aber vor allem wegen der Auswahl des perfekten Zeitpunkts. Der Endgegner für den Winzer ist hier das Wetter. Denn – wenigstens grob vereinfacht und für nördlicher gelegene Weinbaugebiete gilt: Je später gelesen, desto besser der Wein. Schon wenige Tage können da einen deutlich wahrnehmbaren Unterschied bewirken. Andererseits gilt aber auch: Nur etwas zu lange zu warten kann dafür sorgen, dass eine nahezu komplette Parzelle nicht mehr verwertbar ist. Ein paar Tagen Regen bei hohen Temperaturen und schon ist so viel Botrytis im Weinberg, dass man den Trauben buchstäblich beim am-Stock-verfaulen zusehen kann.

Und dann ist da auch noch die physiologische Reife. Die hat einen entscheidenden Einfluss auf die spätere Aromatik des Weins (weshalb wir ihr —> hier auch einen eigenen Eintrag gewidmet haben). Schließlich reifen nicht alle Trauben gleich. Was oft eine Vorlese und eine Hauptlese notwendig macht. Auch dreimal in der gleichen Parzelle zu lesen, kann bei Spitzenerzeugern durchaus vorkommen.

Sinkende Säuregrade, steigende Oechslewerte, physiologisch vollreife Trauben, der ständige Blick auf Wettervorhersage und Regenradar – und dann müssen auch noch die naturgemäß nur limitiert vorhandenen Lese-Kapazitäten verteilt werden. Denn selbst, wenn Manpower unendlich vorhanden wäre, muss schließlich alles, was gelesen wurde, möglichst zeitnah auch im Keller weiterverarbeitet werden können. Während der Weinlese ist der Winzer damit beschäftigt, mit einer Vielzahl von Bällen zu jonglieren. Jedes Jahr aufs Neue – und jedes Jahr in anderen Konstellationen.