Nero d’Avola a.k.a. Calabrese
Der Nero d’Avola ist die meistangebaute rote Rebsorte Siziliens. In der offiziellen Liste der italienischen Rebsorten ist sie unter ihrem wichtigsten Synonym Calabrese eingetragen. Das widerspricht der Herkunftsangabe d’Avola (übersetzt also: aus Avola) nur scheinbar. Denn in diesem Fall ist Calabrese kein Hinweis auf Kalabrien, sondern die verballhornte Form eines Dialektbegriffs, der ebenfalls auf die Herkunft aus der kleinen Stadt im Südosten der Insel, nicht weit von Syrakus verweist.
Die Abstammung des Prinicpe Siciliano – übersetzt: Fürst Siziliens, wie die Sizilianer den Nero d’Avola respektvoll nennen – ist bisher ungeklärt. Studien zur Genetik der Sorte haben nur eine überraschend hohe Vielfalt unterschiedlichster Subtypen und Varianten festgestellt. Ihr eigentlicher Ursprung wird aber in Griechenland vermutet. Wie die Übersetzung seines Namens ins Deutsche – der Schwarze aus Avola – schon andeutet, produziert Nero d’Avola körperreiche Weine von intensiver, tiefdunkler Farbe. Ein hoher Gehalt von meist seidig-weichen Tanninen sorgt dazu für beachtliches Alterungspotential. Er ist wuchskräftig und kommt insbesondere durch seine hohe Trockenresistenz sehr gut mit den Bedingungen in heißen Regionen klar. Dafür ist er aber andererseits recht anfällig gegenüber —>Oidium (a.k.a. Echter Mehltau).
Früher wurde Nero d’Avola als Färbetraube (a.k.a. Teinturier) innerhalb von Cuvées eingesetzt und dafür zum Teil sogar nach Frankreich exportiert. In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich aber die besseren Produzenten der Insel der Sorte angenommen und sie nicht nur in Cuvées zusammen mit internationalen Sorten eingesetzt, sondern auch reinsortig ausgebaut. Sie kann so eine beachtliche Komplexität mit intensiven Fruchtaromen wie Brombeere, Kirsch und/oder Pflaume dazu Schokolade, Pfeffer und würzige Töne wie Zedernholz oder Leder entwickeln.
Mit etwas über 14.000 Hektar Anbaufläche – nahezu alles davon auf Sizilien gelegen – verpasst der Sizilianische Fürst aus Avola auf Platz 53 nur knapp die Top 50 der weltweiten Rebsorten-Charts.