Schiefer
Doch den Schiefer gibt es eigentlich gar nicht. Denn mit ihm ist’s ein wenig so wie mit dem Sandstein: Schiefer ist nämlich nicht eine einzige fest definierte Gesteinsart, sondern eine Gruppe von Gesteinen. Jedenfalls geologisch gesehen. Definiert wird diese Gruppe über ihre Struktur als Sedimentgesteine – den Aufbau in den typischen, parallel zueinander verlaufenden Schichten, der durch horizontale Ablagerungen von Ton und Schlamm in großer Tiefe unter hohem Druck zusammengepresst wurde. Dieser Aufbau bewirkt auch das gemeinsame Wesensmerkmal (fast) aller so entstandenen Schieferarten: die ausgezeichnete Spaltbarkeit des Gesteins, die beispielsweise beim Tonschiefer für seine Verwendung im Hausbau gesorgt hat.
Die neben dem Tonschiefer zweite große Gruppe der Schiefer sind die Mineralschiefer, zu denen der Glimmerschiefer und der Glaukophanschiefer – in der Weinwelt besser bekannt als Blauschiefer – gehören. Bei diesen Schieferarten haben sich unter moderaten Temperaturen aber sehr hohem Druck aus den Ausgangsmineralien neue kristalline Strukturen (a.k.a. Schichtsilikate) gebildet. Geologisch betrachtet keine, beziehungsweise sogenannte falsche Schiefer sind dagegen der an organischen Materialien reiche Ölschiefer, der süddeutsche Posidonienschiefer oder der Kupferschiefer.
Schiefer wird an erster Stelle oft mit deutschem Wein – und hier, wie schon erwähnt, vor allem mit dem Riesling – assoziiert, er spielt als wichtiges strukturgebendes Merkmal aber auch in anderen Weinbauregionen der Welt eine zentrale Rolle. Österreichische Blaufränkisch profitieren genauso von ihm und der mineralischen Tiefe, die er auf ihm wachsenden Weinen verleiht, wie Weine aus spanischen Gebieten wie dem Priorat oder Bierzo. Und auch im portugiesischen Douro-Tal spielt der Schieferboden eine entscheidende Rolle. Hier – wie auch in Spanien – ist’s nicht nur die Mineralik, von der die Weine profitieren. Es sind auch die außerordentlich guten Wasserspeicher-Fähigkeiten, die die Schiefer-Böden dort für den Weinbau prädestinieren.