Ertrag a.k.a. Hektarertrag
Der Ertrag ist eine der wichtigsten Stellschrauben, die dem Winzer zum Steigerung der Qualität seiner Weine beziehungsweise seiner Trauben zur Verfügung steht. Gemessen wird er üblicherweise in Hektoliter pro Hektar, manchmal auch in Kilogramm oder Tonnen pro Hektar. Grob vereinfacht gilt die Regel: je niedriger der Hektarertrag, desto besser die Qualität des Weines.
Auch, wenn es seltene Ausnahmen von dieser Regel gibt, ist das Prinzip dahinter doch völlig klar. Der grundliegende Gedanke: Die Fähigkeit einer einzelnen Rebe, mit ihren Wurzeln Nährstoffe und Mineralien aus dem Boden zu ziehen, ist naturgemäß begrenzt. Und egal, wo diese Grenze auch liegen mag – es macht natürlich einen Unterschied, ob sich nur 5 bis 7 Trauben dieses Maximum teilen müssen oder eben mehr als 20. Weine aus stark ertragsbeschränkten Weingärten sind deshalb in der Regel dichter und intensiver als solche, bei denen der Winzer der Rebe freien Lauf beziehungsweise Wuchs gelassen hat.
Grundsätzlich ist der maximal zulässige Hektarertrag in den Weinbauvorschriften der meisten Regionen gedeckelt. Die genauen Zahlen können dabei je nach Land, Region, Rebsorte und Qualitätsstufe extrem variieren. Für das Soave in Italien gilt beispielsweise eine Obergrenze von 140 Hektolitern pro Hektar, im spanischen Priorato sind’s weniger als ein Zehntel davon. Gerade einmal 10 Hektoliter pro Hektar sind hier erlaubt. Und egal, wo diese Grenze auch liegt, nahezu alle Spitzenproduzenten in den jeweiligen Regionen bleiben dann noch einmal ein Stück unter dieser Zahlen.
Zur Steuerung des Ertrags hat der Winzer verschiedene Werkzeuge in seiner Toolbox. Mit einem der wichtigsten fängt jedes neue Weinjahr an (das manchmal sogar schon im Winter des alten Jahres beginnt): dem Rebschnitt. Je nachdem, wie rigoros dort zurückgeschnitten wird, wird am Ende der Ertrag ausfallen. Weitere Maßnahmen im Verlauf der Vegetationsperiode ergänzen den Schnitt. Das Ausdünnen oder die grüne Lese (a.k.a. Vendange Vert) und Traubenteilung sind die üblichen Techniken. Ein Teil der schon an der Reben hängenden Trauben wird herausgeschnitten, damit sich die Kraft der Pflanze auf die verbleibenden Trauben konzentrieren kann.