Trebbiano
Die italienische Weißwein-Rebsorte Trebbiano ist so etwas wie die Golf-Klasse unter den Rebsorten. Und wir reden hier vom Fahrzeug, nicht der Sportart. Das gilt zum einen für ihre enorme Verbreitung. Es gilt aber auch für die Qualität der aus ihr gekelterten Weine. Die ist meist eher so mittelprima. Im Idealfall liefert Trebbiano einfache, frische und säurebetonte Weine für Jedermann und jeden Tag. Gar nicht mal so selten reicht’s aber auch nur für einen schwach motorisierten Polo!
Auch, wenn er in den Welt-Anbauflächencharts von Platz 5 auf die 9 gefallen ist: Es gibt viel Trebbiano – und die Familie der seiner Unterarten ist ungefähr so zahlreich wie der Clan der Kennedys. Die verbreitetste ist der Trebbiano Toscano. Der wächst außerhalb von Italien auch südlich und nördlich der Gironde unter dem Synonym Ugni Blanc beziehungsweise St. Émilion in Frankreich. Auch die Weine dort wären eigentlich keiner Erwähnung wert – würde aus ihnen nicht richtig feines Zeugs namens Cognac und Armagnac destilliert.
Andere Trebbiano Varianten sind Trebbiano di Soave, Trebbiano Romagnolo, Trebbiano Spolentino, Trebbiano Giallo und Trebbiano Abruzzo. Die Sorten sind bei weiten nicht so eng mit einander verwandt, wie es der gemeinsame Familienname vermuten lässt. Und Einiges von dem, was in Italien ebenfalls Trebbiano genannt wird, hat mit ihm genetisch so viel gemeinsam, wie die Brücke in der Kauleiste unten links mit der Golden Gate in San Francisco.
Alle Trebbiano teilen aber die helle Beerenfarbe, Frosthärte und den starken Wuchs mit extrem hohem Ertrag bei niedrigem Extrakt und Alkohol. Zusammen sind sie in über einhundert DOC und DOCG-Weinen enthalten, und darüber hinaus in zahllosen IGTs. Frascati, Est! Est! Est!, Verdicchio oder Lugana sind bekannte Namen. Eine Sonderrolle hat der Orvieto, der zum Teil aus der qualitativ höherwertigen Trebbiano Toscano Variante Procanico gekeltert wird.
Auch in Süditalien werden die Trebbiano als Lieferant von viel Säure bei wenig Alkohol gern in Weißweine integriert. Bis zum Verbot von weißen Trauben in der Cuvée im Jahr 2006 war Trebbiano in gleicher Funktion auch traditioneller Bestandteil klassischer Chiantis. Apropos „traditionell“: Neben dem Lambrusco ist Trebbiano-Most auch die Grundlage für Aceto Balsamico traditionale.