Massale Selektion
Die massale Selektion ist eine Methode zur Vermehrung von Reben. Im Gegensatz zum Klonen, bei dem auf Grundlage einer einzelnen Superrebe eine Vielzahl genetisch absolut identischer Klone produziert wird, stellen bei der Selection Massale in aller Regel mehrere im Weinberg ausgesuchte unterschiedliche Reben das genetische Material der Nachkommenschaft.
So gesehen, verhalten sich die beiden Methoden zueinander ungefähr so, wie die Vergärung mit Reinzuchthefen zur Spontangärung. Wobei die massale Selektion dem Sponti-Gärer und die Reben-Klonarmee der Reinzuchthefe entspricht. Komplexe Vielfalt steht stromlinienförmig optimierter Uniformität gegenüber. Der große Vorteil einer auf massaler Selektion beruhenden Parzelle: Die aufgrund der größeren genetischen Bandbreite deutlich erhöhte Resilienz – also die Widerstandsfähigkeit gegen Umwelteinflüsse und Krankheiten.
Es gibt aber auch eine wesentliche Gemeinsamkeit der beiden Methoden: Denn genau wie beim Klonen setzt man auch bei der Vermehrung über die massale Selektion auf eine vegetative, also ungeschlechtliche Reproduktion der Rebe. Im Wingert werden von ausgesuchten (a.k.a. selektionierten) Mutterreben Edelreiser geschnitten, die dann auf geeignete Unterlagsreben gepfropft werden. Auch hier ist also nichts mit wildem Reben-Sex. Den – oder sachlicher ausgedrückt: die geschlechtliche Vermehrung von Reben – gibt es im professionellen Weinbau nur, wenn es darum geht, durch Kreuzung neue Rebsorten zu züchten.
Die Bestockung über Klone wird heute trotzdem meist gewählt, wenn es darum geht, ganze Parzellen neu zu bepflanzen. Um einzelne Kranke oder zu alt gewordene Reben zu ersetzen, greift man dagegen gern zum Material mit der Genetik aus dem Wingert - sprich der massalen Selektion.