Maria Gomes a.k.a. Fernão Pires
Die Maria Gomes ist den Portugiesen ihr Riesling – jedenfalls was die reine Anbaufläche angeht. Und auch nur dann, wenn man ihr eigentlich verbreiteteres Synonym Fernão Pires mit in die Rechnung einbezieht. Dann allerdings ist die Sorte der unangefochtene Tabellenführer unter den weißen Rebsorten in Portugal.
Fernão Pires oder eben Maria Gomes, wie die Sorte vor allem in der Region Bairrada heißt, ist eine alte Sorte. Erstmals urkundlich erwähnt wird sie Ende des 18. Jahrhunderts. Lange Zeit wurde ihr Ursprung im Tejo vermutet, aber die bemerkenswert große genetische Varianz innerhalb der Reben, die im Bairrada stehen, spricht eher für ihren Ursprung dort. Ins Tejo ist sie dann vermutlich erst im Zuge einer großen innerportugiesischen Umsiedlerwelle im 18. Jahrhundert gekommen.
Auf wen genau sich der Name Fernão Pires bezieht, ist heute unklar – zu verbreitet ist der Name in Portugal. So sehr, dass sich dort noch diverse weitere „Fernão Pires“ Reben finden: Fernão Pires de Beco, …de Colares, ...Galego. Allesamt haben sie eines gemeinsam – nämlich genetisch rein gar nichts miteinander zu tun zu haben.
Die eigentliche Fernão Pires beziehungsweise Maria Gomes (im Norden des Landes) ist früh ausbrechend und -reifend und höchst fruchtbar. Ein strenger Rebschnitt ist für qualitativ überzeugende Ergebnisse deshalb unverzichtbar. Die Sorte bringt mittelgroße Trauben mit eher kleinen Beeren. Sie reagiert empfindlich auf Trockenstress – und zwar in Form von Laubverlust und eintrocknenden Beeren. Die Wahl des Lesezeitpunkts erfordert auch eine glückliche Hand, denn zum Ende der Reifeperiode fallen die Säurewerte rapide. Auch der Ausbau braucht schließlich eine gewisse Sorgfalt – Fernão Pires neigt zu unerwünschter Oxidation.
Die Aromatik des Fernão Pires ist dafür vielschichtig: Zitrusfrucht, Orangen- und Lindenblüten, Mimose und Lorbeer sind typische, oft sehr expressiv ausgeprägte Aromen. Wer es dann mit der modernen Kellertechnik und ihrer kühlen Vergärung im temperaturkontrollierten Edelstahltank übertreibt, wird prompt mit penetrant parfümiert und aromatisch unbalanciert wirkenden Weinen bestraft.
Zu finden ist die Sorte in ganz Portugal – besonders wichtig ist sie in Bairrada und im Tejo. Auch, wenn die Anbauflächen in Portugal in den letzten 10 Jahren gesunken sind, war sie 2016 mit 12.138 Hektar immer noch deutlich fünfstellig. Zudem ist Fernão Pires eine der wenigen autochthonen Sorten aus Portugal, die auch international eine gewisse Karriere gemacht hat. In Südafrika, Australien und Kalifornien finden sich zwar noch nur eher kleine Flächen, das aber mit steigender Tendenz.