TCA a.k.a. 2,4,6-Trichloranisol
Für Chemiker ist TCA die Abkürzung für eine Verbindung aus der Gruppe chlorierter aromatischer Kohlenwasserstoffe namens 2,4,6-Trichloranisol. Für den weintrinkenden Teil der Menschheit sind diese drei Buchstaben vor allem ein steter Quell von Frustration und Enttäuschung. Denn das Molekül, das sich hinter der Abkürzung verbirgt, ist die Ursache für den gefürchteten Korkschmecker.
Der unangenehme, muffig-penetrante Fehlton gelangt meist über den Korken in den Wein. Er ist allerdings nicht spezifisch und ausschließlich auf diesen Verschluss zurückzuführen. Weshalb auch Weine unter Schraubverschluss oder mit anderen alternativen Verschlüssen durchaus von „Korkgeschmack“ beeinträchtigt sein können. Das ist zwar deutlich seltener – Hauptquelle für die Beeinträchtigung ist eindeutig mit TCA kontaminierter Naturkork – aber es kommt eben auch vor. So oder so sind es aber stets Mikroorganismen, die in den Wein gelangte Kontaminationen in TCA umwandeln.
Das Korkschmeckerproblem wird nicht zuletzt dadurch verschärft, dass die menschliche Wahrnehmung auf TCA ähnlich sensibel anschlägt wie ein Schwarm Piranhas auf das Blutströpfchen im Amazonas: Schon im Bereich von Nanogramm – also milliardstel Gramm, immerhin stolze acht Nullen hinter dem Komma – ist der Stoff für trainierte und sensibilisierte Verkoster wahrnehmbar. Bei Weißweinen herunter bis zu einer Grenze von nur einem Nanogramm, bei Rotweinen liegt die Schwelle mit fünf Nanogramm etwas höher – Tannine und andere phenolische Verbindungen überdecken (a.k.a. maskieren) hier die Wahrnehmung des Fehltons.
Die Wahrnehmungsschwelle ist aber ohnehin nicht bei allem Menschen gleich, sondern sie variiert individuell je persönlicher Sensibilität für die Verbindung. Ursache für regelmäßige, leidenschaftlich geführte Diskussionen bei Verkostungen, ob eine Flasche denn nun von Kork beeinträchtig ist oder nicht. Doch selbst wenn der muffige Eigengeschmack des TCA für den Verkoster nicht wahrnehmbar ist, entfaltet der Stoff eine für den Weingenuss verheerend destruktive Wirkung. „Fruit scalping“ nennt sich der Effekt im anglophonen Sprachraum – was den Effekt, den so genannte schleichende Korkschmecker auf den Wein haben, ebenso drastisch wie treffend beschreibt.
Trotz aller intensiven Bemühungen zur Vermeidung ist Korkgeschmack leider immer noch ein regelmäßig auftauchendes Problem. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen drei und zehn Prozent aller gefüllten Weinflaschen, mehr oder minder stark betroffen sind. Insbesondere von Laien wird der Korkgeschmack aber auch oft mit anderen, nicht auf einer Belastung mit Trichloranisol beruhenden Fehltönen verwechselt: insbesondere mit – meist auf schlechter Kellerhygiene beruhenden – muffigen oder schimmligen Fass- und Kellertönen.