Blaufränkisch a.k.a Lemberger, Kékfrankos
Eines ist sicher: nutzt man sein enormes Potential, ist der Blaufränkisch eindeutig eine der großen roten Rebsorten der Welt. Der Legende nach hat die Sorte eine sehr lange Geschichte. Charlemagne a.k.a. Karl der Große höchstpersönlich soll mit seiner Anordnung „die guten fränkischen Sorten von den schlechten heunischen Sorten zu trennen“ für ihre Verbreitung gesorgt haben.
Aber selbst, wenn die Legende um Charlemagne tatsächlich wahr sein sollte, allzu gut hat es damals nicht geklappt, mit dem Trennen von den heunischen – was so viel bedeutet wie östlichen – Sorten. Denn wie DNA-Untersuchungen 2016 aufgedeckt haben, handelt es sich beim Blaufränkisch um eine natürliche Kreuzung aus Blauer Zimmettraube und Weißem Heunisch. Entstanden höchstwahrscheinlich inmitten des ehemaligen österreichisch/ungarischen KuK-Gebiets in der Untersteiermark. Die – vorsicht, Falle! – heutzutage nicht mehr auf österreichischen Staatsgebiet liegt, sondern auf der anderen Seite der Grenze im nordöstlichen Slowenien.
Blaufränkisch gilt als östlicher Cousin des Pinot Noir, auch mit Gamay hat er viele Ähnlichkeiten, so dass lange eine Verwandtschaft vermutet wurde. Die Sorte erbringt Weine von tiefer Farbe, kräftigen Tanninen und frischer Säure. Bei der Frucht dominieren Kirsche und Brombeere, dazu gesellen sich gern kräuterige Noten, insbesondere Minze. Durch seine kraftvolle Art ist er auch gut geeignet für den Ausbau im Barrique. Auf geeigneten, nicht zu fetten Böden, kann Blaufränkisch eine außerordentliche Tiefe und Finesse entwickeln. In seinem Vermögen die Mineralität des Bodens zu spiegeln, ist er dann großen Pinots oder Syrahs von der Nordrhône ebenbürtig.
Blaufränkisch blüht früh und reift spät – und ist somit anfällig sowohl für frühjährliche Spätfröste als auch für Frost durch frühe Wintereinbrüche. Aus Winzersicht das exakte Gegenteil einer win-win-Situation. Die Sorte neigt bei zu kühler Witterung zudem zum Verrieseln. Sie braucht deshalb ein warmes Klima, um mit befriedigenden Erträgen angebaut werden zu können. Sicher einer der Gründe dafür, dass Blaufränkisch vor allem in den von kontinentalem Klima und seinen heißen Sommern dominierten (süd)osteuropäischen Weinbaugebieten heimisch ist.
In Ungarn ist er – dort unter seinem Synonym Kékfrankos – noch heute die meistangebaute Rebsorte. Nennenswerte Anbauflächen finden sich auch in Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Rumänien, Serbien und Kroatien. Und – natürlich – in Österreich, dort vor allem im Burgenland. In Deutschland schließlich wächst er auch – hier unter seinem Synonym Lemberger und vor allem in Württemberg. Insgesamt waren im Jahr 2016 weltweit etwas über 17.000 Hektar mit Blaufränkisch/Lemberger/Kékfrankos bestockt. Und mit Platz 48 erreicht er so gerade eben noch eine Position in den Top 50 der weltweiten Rebsortencharts. Neben den drei genannten zeugen zahllose weitere Synonyme von der großen Bedeutung, die die Sorte insbesondere im östlichen Europa hat.