Caiño a.k.a. Borraçal
Mit dem Caiño ist’s einmal mehr, wie so oft in der Welt der Rebsorten: nämlich kompliziert. Eigentlich ist er eine alte, autochthone rote Rebsorte, die in Galicien, im Nordwesten von Spanien verbreitet ist. Beim Nachbarn in Portugal findet sich die Sorte auch, dort allerdings unter dem Synonym Borraçal. Um Verwechslungen mit der weißen Sorte Caiño Blanco auszuschließen, wird sie meist Caiño Tinto genannt. Nicht verwechseln darf man sie aber mit dem Caiño Bravo. Der ist nämlich – trotz äußerer Ähnlichkeiten – eine eigene Sorte – namentlich jene, die in Portugal unter dem Namen Amaral angebaut wird. Dann gibt’s schließlich auch noch den Caiño Longo, der zwar gleich einen doppelten Eintrag im internationalen Rebsortenverzeichnis VIVC hat, über den man aber sonst so gut wie nichts weiß. So weit, so unübersichtlich.
Hier ist im Folgenden der Tinto gemeint, wenn nur kurz von Caiño die Rede ist. Zum ersten Mal erwähnt wird die Sorte im Jahr 1790. Ihre Abstammung ist bislang nicht geklärt, dafür aber die stolze Rolle als jeweils eine Elternhälfte der Sorten Caiño Blanco und Loureiro. Sie bringt dickschalige, dunkle Trauben hervor – und folgerichtig ebenso farbintensive Weine, die in ihrer Jugend aufgrund kräftiger Tannine zudem oft kantig herb wirken können. Auf Granitböden wie denen Galiciens kann die Sorte aber zur Basis alkoholstarker und säurereicher Weine mit intensiver Mineralität und hocheleganter Finesse werden. Und dies um so mehr, je älter die Rebstöcke sind. Bis zu 180 Jahre alte Reben sollen dort vereinzelt immer noch im Ertrag stehen.
Die Sorte ist mittelfrüh blühend, aber spätreifend. Weshalb sie eher warme Standorte benötigt, um völlig auszureifen. Sie ist anfällig für —>Verrieseln, —>Oidium und —>Peronospora, und besonders empfindlich gegenüber —>Botrytis. Dafür aber ausgesprochen gut geeignet für trockene und karge Untergründe. Im Jahr 2016 wurde die Sorte auf 513 Hektar insgesamt angebaut, rund 350 davon in Galicien in den Gebieten Rías Baixas und Ribeiro.