Chianti
Ein Fiasko, murmelten in den 70er/80er Jahren viele, wenn sie in der Pizzeria eine der traditionell bast-ummantelten Flaschen mit dem toskanischen Roten sahen. Und lagen damit gleich doppelt richtig: Wegen der meist unterirdischen Qualitäten, die daraus ins Glas flossen. Und weil diese Flaschen in Italien tatsächlich „Fiasco“ genannt werden. Doch die Zeiten, wo sich Chianti vor allem durch Mut zu robuster Säure bei gleichzeitiger Abwesenheit von Frucht oder Freude auszeichnete, sind Gott sei Dank vorbei. Chianti geht auch in richtig gut.
Produziert wird Wein in der Toskana seit Zeiten der Etrusker. Und schon im 14. Jahrhundert wird erstmals ein Chianti erwähnt – damals meinte das noch einen Weißwein. Das Wappentier der in der Zeit gegründeten militärischen Chianti-Liga, der schwarze Hahn (a.k.a. Gallo Nero), ziert bis heute den Chianti Classico. Im 18. Jahrhundert haben dann die Medici den Grundstein gelegt für den Chianti, wie wir ihn heute kennen. Die Regionen, aus denen er stammen darf, wurden 1932 dann noch einmal deutlich erweitert. Neben dem Classico gibt es sieben weitere. Alle zusammen produzieren auf 21.000 ha rund 1 Millionen Hektoliter Chianti. Aus der kleinen hügeligen Region zwischen Florenz und Siena ist so eine Großzone mit unterschiedlichsten Böden und klimatischen Bedingungen geworden.
Der Hauptbestandteil aller Chianti ist aber gleich: Er muss nämlich zu 80 % aus Sangiovese bestehen. Dazu kommen zum Beispiel Canaiolo oder Colorino und heutzutage internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah. Früher war das Verschneiden mit weißen Trauben wie Malvasia Standard. Das sollte den Wein leichter und alltagstauglicher machen. Heute ist das nicht mehr erlaubt. Doch selbst wenn es das so wäre: Daydrinking hat keinen genügend guten Ruf mehr dafür.
Aromatisch ist Chianti geprägt von seiner Frucht. Brombeeren-, Blaubeeren-, Johannisbeeren- und Preiselbeeren sind typisch. Dazu kommen würzige Noten wie Leder, Tabak, Nelke, Lakritz oder Teer. Je höher man in der Qualitätspyramide steigt, desto mehr steigt dann auch der Anteil des unverkennbar pelzigen Tannins beim jungen Wein. Die besten Chianti aber können Jahrzehnte reifen und bauen im Laufe der Zeit ihr Tannin wieder ab.