Malbec
Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde in Frankreich in über 30 Departements Rotwein aus Malbec produziert. Meist unter seinem historischen Namen Côt (auf naheliegende schlechte Scherze mit dem Namen verzichten wir an dieser Stelle). Tiefdunkel bis schwarz waren die Weine meist, dazu tanninreich und jung dementsprechend sperrig.
Doch dann kam der Winter des Jahres 1956. Und mit ihm Temperaturen, die einen Aufenthalt in der Tiefkühltruhe zur angenehmen Erholung gemacht hätten. In Deutschland fror der Rhein zu und in Süd- und Südwestfrankreich starben die Weinreben in rauen Mengen den Kältetod. Weite Bestände des Malbecs wurden in Frankreich damals vernichtet – und das meiste davon danach durch den zugänglicheren Merlot ersetzt.
Wie zum Beispiel im Bordeaux. Da ist der Malbec immer noch einer der sechs Player mit Spieler-Lizenz fürs Team „Bordeaux-Cuvée“. Im Spielbericht taucht er aber heute so gut wie nicht mehr auf. Im Cahors im Südwesten Frankreichs ist das anders. Dort, wo auch der Ursprung der Rebsorte vermutet wird, wurde damals wieder Malbec gesetzt. Heute sehen die Appelationsvorschriften der Appellation einen Anteil von mind. 70% (neben Tannat und —> Merlot) vor. Auch an der Loire konnten sich einige wenige Anlagen erfolgreich vor der Kälte 1956 und modischen Neupflanzungs-Wahn verstecken.
Schon 1853 hatte der Malbec aber auch den Sprung über den großen Teich gewagt und nach Argentinien rübergemacht. Am Fuß der Anden traf er genau auf die trockene Wärme, die sein großes Potential voll ausschöpft. Zack, Erfolgsgeschichte! Heute befinden sich fast vier Fünftel der weltweiten Anbaufläche allein in Argentinien. Weitere nennenswerte Mengen gibt’s in Chile, den USA, Australien und Südafrika. Besonders die südamerikanischen Malbecs erinnern in ihrer Art stark an klassische Bordeaux.
Entstanden ist die Sorte aus einer natürlichen Kreuzung der nahezu ausgestorbenen Sorte Magdeleine Noire des Charentes und der alten, ebenfalls recht raren südwestfranzösischen Sorte Prunelard. Pflaume und Tabak sind die Leitaromen, Blaubeere, Lorbeer, Wacholder und andere Gewürze ihre Begleiter. Auch Kirsche und Bitterschokolade sind typisch. Wie alle tanninbetonten Weine kann – und muss! – der Malbec reifen. Er dankt die Zeit, die man ihm gönnt, dann aber auch mit hochspannendem Trinkgenuss.