Muscat d’Alexandrie
Die weiße Rebsorte Muscat d’Alexandrie ist Mitglied des riesigen Muskateller-Familien-Clans. Sie ist direkter Nachkomme des Muscat Blanc à Petits Grains, der zweite Elternteil ist DNA-Untersuchungen zufolge die alte sardische autochthone Rebsorte Axina de Tres Bias a.k.a. Heftakilo. Im direkten Vergleich zum stolzen Elternteil gilt sie als einfacher und rustikaler strukturiert. Genutzt wird sie vor allem zur Produktion von Süßwein, aber auch für Tafeltrauben.
Auch, wenn ihr Name etwas anderes nahelegt, aus dem alt-ägyptischen Alexandria stammt die Rebsorte nicht. Das Aufdecken des zweiten, autochthon sardischen Elternteils und der vermutlich natürlichen Kreuzung lässt eine Herkunft aus Sardinien, Süditalien oder Griechenland am wahrscheinlichsten erscheinen – trotz der schönen Legende von der Lieblingstraube Kleopatras. Sehr alt und rund um das Mittelmeer seit vielen Jahrhunderten im Anbau ist sie trotzdem, oft unter lokalen Synonymen wie auf Sizilien beziehungsweise Vins et Vignettes der kleinen Nachbarinsel Pantelleria beispielsweise als Zibibbo.
Auch auf dem südamerikanischen Kontinent ist der Muscat d’Alexandrie schon seit dem 16. Jahrhundert vertreten – dort unter dem Namen Moscatel, eine der acht zugelassenen Sorten zur Destillation des peruanischen Nationalheiligtums Picso. Die Sorte hat sowohl aufgrund natürlicher Kreuzungen als auch aufgrund bewusster Züchtung eine große Menge an Nachkommen hervorgebracht. Neben vielen Tafeltraubensorten dürfte die vermutlich bekannteste der vor allem in Süditalien verbreitete Grillo sein (zweiter Elternteil: Catarratto Bianco.
Der Muscat d’Alexandrie ist mittelaustreibend und spätreifend. Er bildet große Trauben mit – im Gegensatz zu seinem Elternteil mit dem Beinamen à Petits Grains – ebenso großen Beeren mit meist enorm hohem Zuckergehalt. Die Sorte ist ausgesprochen Hitze- und trockenresistent und wird oft als Buschrebe erzogen. Anfällig ist sie für echten Mehltau a.k.a. Oidium, Botrytis und den Befall durch Insekten. Aromatisch ist sie etwas simpler gestrickt als der kleinbeerigere Muscat Blanc. Neben dem clan-eigenen Signature-Aroma, dem Muskatton, zeigt sie gern marmeladige Noten oder einen florale Orangenblüten-Ton. Die Sorte ist rund ums gesamte Mittelmeer im Anbau, an der Spitze liegt Spanien mit mehr als 9.500 Hektar Fläche. Auf den Plätzen folgen China, Argentinien, Marokko und Australien mit jeweils zwischen zwei- und dreitausend Hektar. Insgesamt waren 2016 weltweit knapp unter 35.000 Hektar mit Muscat d’Alexandrie bestockt. Was für einen beachtlichen Platz 25 in den weltweiten Rebsortencharts reichte.