Traminer a.k.a. Savagnin
Der Traminer ist einer der ältesten Kulturreben Europas. Was man einerseits an der enorm hohen Zahl seiner Nachkommen erkennt. Pinot Noir, Silvaner, Grüner Veltliner, Chenin Blanc und Sauvignon Blanc zählen zu den wichtigsten direkten Nachkommen, der Riesling immerhin noch zu den Enkeln. Um nur die Wichtigsten zu nennen – die vollständige Liste seiner Nachkommen wäre ähnlich lang wie die der Kinder August des Starken.
Aber auch die Variationsbreite innerhalb der Sorte ist enorm. Grundsätzlich sind da mindestens drei verschiedene Grundtypen: der rotschalige Rote Traminer, der hellrote bis rosafarbene Gewürztraminer (in einigen Ländern werden beide als eine Sorte gewertet) und der Gelbe/Weiße Traminer mit seinen gelbgrünen Beeren. Doch so unterschiedlich sie in ihrer Optik auch sein mögen – ihre DNA ist trotzdem nahezu identisch. Eine Eigenheit, die der Traminer auch an seinen ähnlich mutationsfreudigen direkten Nachkommen, den Pinot Noir, weitergeben hat.
Neben der ausgesprochen ähnlichen Genetik teilen die Mitglieder des Savagnin-Clans auch die Neigung zu kräftigem Alkohol und die grundsätzliche Aromenstruktur. Die ist würzig-intensiv mit deutlich floraler Note (meist Rose) und einem merklichen, aber nicht unangenehmen Bitterton. Das alles noch eine Spur intensiver zeigt dann der Gewürztraminer.
Auch, wenn sein Name – nach der Ortschaft Tramin in Südtirol – etwas anderes nahelegt, die Herkunft des Traminers war lange alles andere als sicher geklärt. Neuere Gen-Analysen legen inzwischen die Entstehung als Hybrid unter Beteiligung von Wildreben nahe. Der Traminer ist also höchstwahrscheinlich eine der europäischen Urreben. Sie dürfte nach heutigen Erkenntnissen im Schweizer oder französischen Jura entstanden sein.
Die neben dem „Gewürz“, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, wichtigste Spielart des Traminers ist der Savagnin Blanc a.k.a. Weißer/Gelber Traminer in Frankreich. Er ist die Rebsorte, aus der im Jura der Vin Jaune gekeltert wird. Weltweit wurden im Jahr 2016 auf über 15.000 Hektar Anbaufläche Spielarten des Traminer/Savagnin angebaut. Mehr als fünf Sechstel davon waren Gewürztraminer. Auf den Savagnin Blanc fielen zu diesem Zeitpunkt 2.250 Hektar.