Bairrada
Das Weinanbaugebiet Bairrada in Portugal hat eine bewegte Geschichte. Zusammengefasst liest sie sich fast wie die eines Hauses aus dem Fantasy-Epos „Game of Thrones“: Jahrhunderte alt, doch irgendwann ins Zwielicht geraten, in Betrügereien verwickelt, verboten und fast völlig ausgemerzt, nahezu vollständig vergessen aber schließlich doch wieder zurückgekehrt. Heute wird in der DOC in der portugiesischen Region Beiras nahe am Atlantik wieder auf über 10.000 Hektar Wein produziert.
Der wurde vermutlich schon seit dem 10. Jahrhundert in Bairrada erzeugt. Im 14. und 15. Jahrhundert auf rund einem Drittel der Fläche des Gebiets. Einer der Hauptkunden für die Produktion war damals England. Als aber 1756 weiter nördlich im Douro die zugelassenen Flächen für den in England ebenfalls sehr gefragten Portwein bestimmt wurden, ordnete der damalige Ministerpräsident Marques de Pombal die vollständige Rodung der Bairrada-Weinberge an. Denn zu oft war zuvor da, wo „Port“ draufstand, in Teilen oder gar vollständig „Bairrada“ drin – es sollte mehr als 200 Jahre dauern, bis sich die Region von dieser Verfügung erholt hatte.
Erst seit 1979 ist Bairrada wieder als eigenständige Region – kurz darauf auch mit DOC-Status – anerkannt. Normalerweise herrscht in portugiesischen Weinbaugebieten ein kunterbuntes Durcheinander unterschiedlichster Rebsorten. In Bairrada wird aber rund 70 % der Anbaufläche von nur einer Rebsorte bestimmt. Die heißt Baga und ist auch im portugiesischen Rosé-Export-Schlager Mateus die dominierende Sorte. Aber man kann aus ihr natürlich auch Rosé und Rotweine erzeugen, die bei entsprechender Sorgfalt in Weinberg und -keller deutlich ernst zu nehmender sind. Tatsächlich gilt sie heute als Anbaugebiet der Zukunft, in dem ein atlantisch geprägter, frischer Stil entsteht. Zudem sind die Weine überaus reifefähig.
Das Gebiet liegt in unmittelbarer Nähe zum Atlantik – regelmäßiger Regen ist die Folge. Geologisch bemerkenswert ist der hohe Anteil von Kalkgestein in den Böden der Region. Der hinterlässt nicht nur in den kräftigen Rotweinen seine mineralischen Spuren. Der Kalk ist auch als Trigger hoher Säurewerte bei den Sorten Bical und Maria Gomez hochwillkommen. Die sind nämlich die Grundlage für die hervorragenden Schaumweine a.k.a. Espumante, für das Gebiet vor allem bekannt ist. Rund zwei Drittel der portugiesischen Schaumweinproduktion stammt von hier.