Cinsault (a.k.a. Cinsaut)
Die rote Rebsorte Cinsault a.k.a. Cinsaut ist eigentlich wie gemacht für den Klimawandel. Sie gilt zwar als anfällig für Mehltau, ist gleichzeitig aber ausgesprochen trocken- und wärmeresistent. Folgerichtig hat der Cinsault seine Heimat vor allem in Südfrankreich. Unter dem Namen Ottavianello findet man ihn aber auch in Apulien im Süden Italiens. Und vor der Unabhängigkeit Algeriens wurden auch auf der anderen Seite des Mittelmeers große Mengen Cinsault angebaut. Die landeten bis in die späten 1960er Jahre hinein nicht selten als ungenannter (und eigentlich nicht zugelassener) Verschnittpartner für Körper und Fülle in vielen Burgundern. In Châteauneuf-du-Pape ist er dagegen noch heute regulärer Stammspieler in der offiziellen Cuvée-Mannschaftsaufstellung.
Der Cinsault ist eine alte Rebsorte – schon im Jahr 1600 wird er das erste Mal erwähnt. In den letzten Jahrzehnten war sein Anbau aber eher auf dem absteigenden Ast: Ende der 90er Jahre wurde weltweit noch auf rund 45.000 Hektar Cinsault angebaut, 2016 waren es nicht einmal mehr 23.000.
Aromatisch wird Cinsault stark von seiner Frucht geprägt. Waldbeeren, Kirsche, rote Johannisbeere sind typisch, oft ergänzt von floralen, zuweilen auch würzigen Tönen. Die angenehm weiche, schmeichelnde Frucht macht den Cinsault aber auch zur idealen Grundlage für Rosés. In der Provence feiert er in dieser Funktion zusammen mit den Weingenre Rosé seit einigen Jahren eine Renaissance. Bei strikter Ertragsreduktion – idealerweise unterhalb von 40 Hektolitern pro Hektar – liefert er so den duftigen und höchst eleganten Beweis, dass Rosé nicht zwingend ein billiger Weinbastard für Wirkungstrinker sein muss.
In Südafrika kann man den Cinsault als rising star bezeichnen, seitdem junge Weinmacher vor einigen Jahren alte Flaschen aus den 1960ern entdeckt haben und begeistert davon waren, wie gut diese Rebsorte reift. Entsprechend sieht man den Cinsault zunehmend häufiger reinsortig ausgebaut und auch die Rebfläche wächst und umfasst heute rund 2.000 Hektar. Nicht zu vergessen ist die Rolle, die der Cinsault als Elternteil der einzigen eigenständigen südafrikanischen Rebsorte gespielt hat. Denn zusammen mit dem Pinot Noir wurde aus dem Cinsault, der in Südafrika früher Hermitage genannt wurde, der Pinotage gezüchtet.