Weißburgunder
Deutschland ist Weltmeister! Nicht nur alle 20 Jahre, wie beim Fußball, sondern manchmal auch recht zuverlässig und konstant. Zum Beispiel beim Weißburgunder. Trotz Pinot Blanc in Frankreich und Pinot Bianco in Italien: Soviel Weißburgunder wie hier ist sonst nirgends. Fast 6.000 Hektar sind’s inzwischen, Tendenz steigend. Er wächst vor allem dort, wo’s dem Riesling schon längst zu heiß ist. Tendenz – leider! – ebenfalls steigend. Put the blame on the Klimawandel.
Ob der Weißburgunder die Henne und Grauburgunder das Ei ist oder umgekehrt, lässt sich nicht eindeutig klären. Sicher ist: der eine ist die Mutation des anderen. Und beide stammen vom Ahnherren Pinot Noir, a.k.a Spätburgunder ab. Genetisch sind sie sich dabei alle drei so ähnlich, dass in DNA-Untersuchungen nicht zu klären ist, wer genau bei einer Kreuzung mit ihrer Beteiligung der Elternteil ist. Der Pinot x Heunisch Sprössling Chardonnay ist so ein Fall. Mit diesem äußerlich ähnlichen Abkommen wurde er früher gern verwechselt.
Für den Winzer bedeutet Weißburgunder easy going. Stimmt’s mit Boden (tiefgründig und trocken) und Lage (warm und sonnig), verzichtet er weitgehend auf Gezicke im Anbau und liefert amtlich: Nämlich konstante Erträge und hohe Mostgewichte. Für die ganz große Finesse und Klasse ist der Weißburgunder nicht wirklich zuständig, da sucht man besser beim Chardonnay. Auch, wenn in Deutschland ein paar Lagen für große Gewächse klassifiziert sind. Und obwohl er sogar in der Champagne als Rebsorte zugelassen ist. Ein paar wirklich hinreißende Cuvées entstehen da unter seiner Beteiligung. Und nicht nur dort, sondern auch in Österreich, wo der Wein viel häufiger als das ausgebaut wird, was er ist: Die E-Klasse mit gewisser Eleganz, Frische und heller Frucht. Die Anerkennung als Edelrebsorte – Cepages nobles – ist ihm trotzdem verwehrt geblieben. Aber irgendwas ist ja immer.
Heller als der Grauburgunder ist er, blass bis hellgelb seine Weine. Die nussigen Aromen hat er allerdings mit seinem farbintensiveren Verwandten gemeinsam. Aber er fällt dabei in der Regel feiner und nicht ganz so voluminös aus. Typische Fruchtaromen sind Melone, Birne, Quitte und Aprikose. Aber auch Zitrusfrüchte sind nicht selten.