Riesling
In Deutschland ist der Riesling der unangefochtene Rebsorten-King und wächst auf mehr als 24.000 ha. In den weltweiten Anbaucharts ist er allerdings nicht in den Top 10. Denn in Sachen Klima ist er eine echte Diva. Als spätreifende Sorte braucht Riesling eine ordentliche Dosis Sonne. Wird’s ihm allerdings zu heiß, zickt er rum und wird breit und plump. Passt alles, liefert er aber amtlich ab: nämlich Weine von unvergleichlicher Komplexität und Finesse. Deshalb gilt er auch international als eine der hochwertigsten Sorten für Weißweine überhaupt.
Deutschland ist die Heimat des Rieslings, das Rheintal sein Ursprung. Dort wird er schon im 15. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Einer seiner Eltern ist eine vermutlich im Weinberg spontan entstandene Kreuzung aus Traminer und einer rheinischen Wildrebe. Der zweite Elternteil Heunisch brachte die späte Reife und die typische Säure als Sorteneigenschaften mit ein. Anfangs wurde Riesling nicht besonders geschätzt und nur im Gemischten Satz (also zusammen mit anderen Rebsorten) angebaut. Im 18. Jahrhundert begann dann der sortenreine Siegeszug zur Krone des deutschen Weinbaus. Ende des 19. waren Rieslinge von Rhein und Mosel dann auch international so begehrt und oft teuerer als die besten Premier Cru und Grand Cru aus Frankreich.
Bei der Art des Ausbaus zeigt sich Riesling so flexibel wie eine rumänische Gymnastik-Athletin. Er kann enorm viel Frucht und Extrakt entwickeln. Und auch mit höherem Restzucker sorgt seine kräftige Säure dafür, dass er nicht plump wird. So gut süß/sauer kann sonst nur noch das China-Restaurant um die Ecke – eine andere Rebsorte sicher nicht. Aber auch edelsüß oder trocken spielt der Riesling in der Champions League.
Typische Riesling-Aromen sind Aprikose, Pfirsich oder Apfel. Darüber hinaus ist er aromatisch so vielseitig wie die Böden, auf denen er wächst. Seine Mineralität spiegelt dann oft seine Herkunft. Edelsüßer Riesling aus guten Jahren ist nahezu unsterblich, aber auch trockene Exemplare können sehr gut und lange reifen. Die Petrolnote, die sie dann mit den Jahren entwickeln, verraten unverkennbar den Riesling.