Sémillon
Die weiße Rebsorte Sémillon tanzt gern auf vielen Hochzeiten. Aus ihr können trockene rebsortenreine Weine vinifiziert werden, sie macht aber auch beim Formationstanz (a.k.a. Cuvée) eine gute Figur. Ihre dünne Schale macht sie zwar ausgesprochen anfällig für Milben und Schwarzfäule – aber auch für Botrytis. Und die sorgt für das dritte Talent – um nicht zu sagen die große Superkraft des Sémillon: Die Möglichkeit, edelsüße Weine aus ihm zu vinifizieren.
Wie im Sauternes zum Beispiel, wo er die Basissorte der weltweit bekannten Süßwein-Legende ist. Hauptverbreitungsgebiet des Sémillon ist ohnehin der Südwesten Frankreichs. Hier findet er sich – neben dem schon erwähnten Süßweinen – auch in vielen trockenen Cuvées. In eher einfachen wie im Entre-Deux-Mers oder an der Dordogne genauso wie in hoch- und höchstwertigen trockenen weißen Bordeaux zum Beispiel aus Graves und Pessac-Léognan.
Die erste bekannte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1736. Die Abstammung ist dagegen nicht eindeutig geklärt. DNA-Untersuchungen belegen zwar eine enge Verwandtschaft zum —>Sauvignon Blanc, schließen andererseits aber eindeutig eine Eltern-Kind-Beziehung aus. Möglicherweise ist aber diese Verwandtschaft auch der Grund, dass sich die beiden Sorten in Cuvées oft so perfekt ergänzen: Der Sémillon sorgt für ausreichend Säure und Körper als Basis, auf der der expressivere Sauvignon Blanc dann aromatische Glanzlichter setzt. Und genau wie beim deutschen Riesling eröffnet erst die kräftige Säure der Sorte das Tor für spannungsreiche Süßweine mit hohen und höchsten Restzucker-Gehalten.
Aromaintensität ist sicher nicht die Stärke des Sémillon – aber völlig aromafrei ist er natürlich auch nicht. Sortenrein ausgebaut gelten Aprikose, Apfel und Zitrusfrüchte wie Zitrone oder Limette als typisch. Aber auch Bienenwachs ist eine klassische Sémillon-Note. Bei den edelsüßen Varianten gesellen sich dazu gern Honig, Aprikose, Pfirsich und kandierte Früchte.
Etwas mehr als die Hälfte der weltweit 19.000 Hektar Sémillon-Anbaufläche befinden sich in Frankreich. Ein weiteres gutes Viertel in Australien. Dort wird die Sorte unter dem Label „SemChard“ immer öfter auch mit Chardonnay verschnitten. Und es gibt dort eine besondere Spezialität, die sich Hunter Sémillon nennt, benannt nach dem Hunter Valley, in dem ein so spezielles Klima herrscht, dass dort sehr mineralisch und energetisch wirkende Sémillons entstehen, die Jahrzehnte reifen können. Weitere nennenswerte Anbauflächen finden sich in Südafrika, Chile, Argentinien und den USA.