Napa Valley
Nördlich von San Francisco erstreckt sich auf acht Kilometer Breite und 50 Kilometer Länge der Superstar unter den US-Weinanbaugebieten: das kalifornische Napa Valley. Schon vor der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden hier erste Reben gepflanzt, meist von europäischen Aussiedlern für den Eigenbedarf.
Das erste kommerzielle Weingut gründete Charles Krug zu besten Wild West-Zeiten im Jahr 1861. 1890 gab es dann rund 140 Weingüter im Tal. Doch dann kamen in schneller Folge die Reblaus, der 1. Weltkrieg, die Rezession, die Prohibition und schon war’s vorerst Essig mit dem Boom.
Wirklich weiter ging es dann erst wieder nach dem Ende des 2. Weltkriegs. 1966 kommt eine der großen Lichtgestalten des Napa-Weinbaus nach einer ausgedehnten Europa-Reise zurück ins Valley: Robert Mondavi. Und mit ihm neue Methoden sowie ein neues Verständnis vom Wein. Sein Ehrgeiz, Weine von Weltgeltung zu schaffen, war von Beginn ausgeprägt, und ebenso seine charmante Art, diese Weine zu präsentieren. Hierzulande weniger bekannt aber mindestens so einflussreich war der in Russland geborene Weinmacher André Tchelistcheff, der gleich mehrere Weingüter entscheidend geprägt hat.
Szenenwechsel. Zehn Jahre später in Paris: Am 24. Mai 1976 fand dort eine vom britischen Weinhändler Steven Spurrier organisierte Blindprobe statt. Deren Idee: die Napa-Spitze verdeckt verkostet in Konkurrenz zu Weinen aus der französischen Champions League, bewertet von der Crème de la Crème der französischen Weinindustrie. Nach dem Zusammenzählen deren Zettel ganz oben: Stag’s Leap Wine Cellars beim Rotwein und Château Montelena beim Weißwein. Zweimal Napa Valley. Ganz unten: der grotesk überhöhte französische Wein-Chauvinismus. Dieses Tasting war einige Wochen später, als darüber im Time-Magazine geschrieben wurde, der Startschuss zum Napa-Valey-Boom, der bis heute anhält.
Zurück nach Kalifornien: Heute wächst im Napa Valley auf knapp 17.500 Hektar Wein. Sedimentböden dominieren die Geologie des Tals im Süden, je weiter man Richtung Norden kommt, desto stärker wird der vulkanische Einfluss. Hauptrebsorte ist der —> Cabernet Sauvignon mit rund 7.000 Hektar Anbaufläche. Platz zwei teilen sich —> Merlot und —> Chardonnay. Auf Rang drei der --> Pinot Noir.
Bemerkenswert ist das vom nahen Pazifik stark beeinflusste Klima. Einerseits gibt’s jede Menge gute kalifornische Sonne. Die für Finesse notwendige Kühlung verschaffen den Trauben dann die nahezu täglich auftretenden Morgen-Nebel, die aus der Bucht von San Francisco das Tal heraufziehen. So entstehen Weine 100-Punkte-Dauerabonnenten von ultrararen Gewächsen wie Screaming Eagle. Doch auch unterhalb dreistelliger Parker-Punkte und (damit automatisch verbundener) vierstelliger Flaschenpreise lässt sich im Napa Valley feiner Stoff finden. Angesichts der riesigen Waldbrand-Probleme, die der kalifornische Weinbau in den letzten Jahren hatte, kann man nur hoffen, dass es so bleibt.