Silvaner a.k.a. Sylvaner
Auch wenn der —>Silvaner heute als ur-fränkische, quasi —>autochthone Rebsorte wahrgenommen wird – stammt die weiße Sorte doch ursprünglich aus Österreich. Sie ist allerdings von dort schon vor 350 Jahren in Deutschland gekommen, erstmalig erwähnt als „Östareiche Rebe“ im Jahr 1665 vom Abt eines fränkischen Klosters im Steigerwald. Sechs Jahre zuvor waren die ersten Rebstöcke im fränkischen Casteller Schlossberg gepflanzt worden.
Danach folgte in Deutschland über die Jahrhunderte eine steile Karriere: Sage und schreibe 22 % der Anbaufläche nahm der Silvaner schließlich im Jahr 1970 ein – und war damit noch vor dem Riesling die meistangebaute Rebsorte im Land. Danach begann der Abstieg. 2019 waren es gerade noch 4,5 % und Platz 7 (Platz 5 unter den weißen Sorten) in den deutschen Charts. Neben Franken hat die Sorte bis heute eine große Bedeutung in Rheinhessen. Verdrängt wurde der Silvaner dann von einem qualitativ sicher nicht überlegenen Nachfolger: dem —>Müller-Thurgau.
In eher einfachen Lagen liefert Silvaner zwar ähnlich durchschnittliche Qualitäten wie der Müller-Thurgau, sich in für ihn geeigneten Lagen und bei entsprechender Ertragsreduktion kann er Weine von hoher und höchster Qualität und ganz eigenem Charakter hervorbringen. Erdig ist ein Begriff, der im Zusammenhang mit Aromen und Bouquet des Silvaners sehr häufig genannt wird, Stachelbeer- oder Birnenfrucht, Kräuter und Noten von Artischocke sind weitere ihm oft verliehene Attribute. In aller Regel spiegelt der Silvaner deutlich das Terroir, von dem er stammt: Auf schweren Böden entwickeln sich aus ihm ausgesprochen körperreiche und opulent-füllige Weine, auf kargeren Böden zeigt er dagegen eine tiefe mineralische Finesse.
Die Herkunft der Sorte gilt durch DNA-Untersuchungen inzwischen als geklärt: Silvaner ist eine natürliche Kreuzung aus —>Traminer (a.k.a. Savagnin) und der vor allem im Osten Österreichs verbreiteten Sorte Österreichisch-Weiß. Die ist wiederum ein direkter Nachkomme der europäischen Ur-Rebsorte —>Weißer Heunisch (a.k.a. Gouais Blanc). Dadurch ist der Silvaner auch mit der großen Familie der Pinots verwandt. Und zwar entweder als Enkel oder aber als Halbgeschwister. Er ist auch Elternteil zahlreicher Nachkommen, darunter qualitativ hochstehende Sorten wie beispielsweise der vor allem in der Pfalz höchst beachtliche Ergebnisse liefernde Rieslaner.
Silvaner ist mittel reifend und ertragreich – jedenfalls, wenn ihm Frost, Chlorose, Echter und Falscher Mehltau (a.k.a. —> Oidium und —>Peronospora) oder die —>Botrytis, für die er allesamt anfällig ist, nicht allzu sehr zusetzen. Neben Deutschland finden sich namhafte Bestände der Sorte noch im französischen Elsass (1.027 Hektar) und dem Schweizer Wallis (250 Hektar). Zusammen mit kleineren Flächen in Südosteuropa, Südtirol (Eisack-Tal) und in Übersee summiert sich die weltweite Anbaufläche auf mehr als 6.000 Hektar. Die Sorte verfehlt damit die Welt-Top 100 mit Platz 102 (Stand 2016) nur denkbar knapp.