Autochthon
Autochthone Rebsorten sind die Local Heroes der Weinwelt. Aus dem Griechischen übersetzt bedeutet der Begriff soviel wie eingeboren oder alteingesessen. Beim Wein bezeichnet man damit Rebsorten, die in der Region wachsen, in der sie ihren Ursprung haben. Die Frage, ob sie auch an anderen Orten in der Welt verbreitet sind, ist dabei eigentlich nicht wichtig. So ist der —> Chenin Blanc eine autochthone Rebsorte der Loire mit jahrhundertelanger Tradition. Die Tatsache, dass er inzwischen in Südafrika deutlich weiter verbreitet ist, ändert daran überhaupt nichts.
Geht man davon aus, dass die meisten Rebsorten an ihren Entstehungsorten immer noch präsent sind, ist also nahezu jede Rebsorte im Prinzip irgendwo auch autochthon. Innerhalb der Weinwelt wird der Begriff aber oft auch in einem deutlich engeren Sinn gebraucht. Nämlich für Rebsorten, die (nahezu) ausschließlich in der Region angebaut werden, in der sie entstanden sind. Rebsorten wie der deutsche Tauberschwarz aus dem Taubertal oder der französische Prunelart aus dem Gaillac sind dafür Beispiele. Ebenso die unzähligen regionalen Rebsorten des authochtonen Weltmeisters Italien. Zwischen 300 und 800 wachsen davon dort, so schätz man. Eine genauere Bestimmung ist wegen der einerseits hohen Zahl regional unterschiedlicher Namen für genetische gleiche Reben und andererseits vieler Homonyme – also gleicher Namen für völlig unterschiedliche Reben – nahezu unmöglich.
Aber egal ob die formal weitere Definition oder der engere Sinn gemeint ist: Mit dem Begriff autochthon ist so oder so keinerlei Wertung über die Qualität der aus den Reben produzierten Weine verbunden. Aus manchen autochthonen Rebsorten werden Weine von absoluter Weltklasse gekeltert, aus anderen nur solche von regionaler Bedeutung oder einfacherer Qualität.