Sauvignon Blanc
Wenn es einen Aufsteiger unter den weißen Rebsorten gibt, dann ist das der Sauvignon Blanc. Der wird anderswo getrunken wie hier der Grauburgunder. Allerdings ist das natürlich ein anderer Schnack und etwa so unterschiedlich wie ein Pale Ale zu einem typischen Fernsehbier; denn beim Sauvignon Blanc macht’s der Aromenmix. Wenige Rebsorten sind so klar und sicher auch blind im Glas zu identifizieren wie der frisch grüne und grasige Sauvignon Blanc. In Europa ist er vor allem durch Johannisbeer- und Stachelbeer-Aromen bekannt, aus Übersee und vor allem aus Neuseeland kommen Weine mit tropischen Noten wie Maracuja und Mango.
Begonnen hat der Hype um den Sauvignon Blanc im Neuseeland der 1990er Jahre. Das Weingut Cloudy Bay hat die Rebsorte damals fast neu erfunden. Plötzlich wurde der Sauvignon exotisch, und dieser Typ war der Startpunkt für einen weltweiten Siegeszug. Viele Weingüter haben diesen Stil einfach kopiert. Und Hefe-Erzeuger haben diese besondere Aromatik direkt in ihre Hefe gepackt. Zwischen 2000 und 2010 hat der Sauvignon Blanc seine Anbaufläche weltweit verdoppelt. Heute ist er in Chile ebenso angesagt wie in Südafrika, in Südtirol wie auch in der Steiermark. Auch in Deutschland wird inzwischen dreimal so viel Sauvignon Blanc angebaut wie noch vor zehn Jahren.
Sauvignon Blanc hat jedoch noch viel mehr drauf. Häufig ist er sehr laut, er kann aber auch sehr fein und komplex sein, zum Beispiel in Frankreich oder in der Steiermark. Seine erste Heimat ist Frankreich. Und da gibt es ihn in Cuvées und reinsortig. Typische Cuvées sind weiße Bordeaux, bei denen die Sorte zusammen mit Sémillon ausgebaut wird. Reinsortig findet man ihn vor allem an der Loire in Sancerre, in Pouilly-Fumé und in der Touraine. Die einfachen Qualitäten sind Tischweine und fruchtige, mineralische und frische Essensbegleiter. Es gibt aber auch hochkomplexe Kultweine wie beispielsweise den Silex von Dagueneau.
Wo der Sauvignon Blanc ursprünglich entstanden ist, ist nicht sicher. Man kennt nur einen Elternteil, nämlich den Traminer, der in Frankreich Savagnin genannt wird. Außerdem kennt man ein Geschwister, den Chenin Blanc, und den Nachkommen Cabernet Sauvignon.
Wenn der Sauvignon Blanc laut und expressiv ist, dann mag man das oder eben nicht. Aber es gibt auch die subtilen Weine, und man muss dem Sauvignon Blanc lassen, dass er sehr wandlungsfähig ist. Wird er im Holz ausgebaut, ändert er sich stark. Wird er als Orange Wine auf der Maische vergoren, erfindet er sich gleichsam komplett neu.