Cabernet Franc
Mit dem Cabernet Franc ist’s ein wenig wie mit Kirk Douglas: Weltberühmt, aber im Ansehen inzwischen überholt vom noch deutlich bekannteren Sprössling. Bei den Schauspielern hört der auf den Namen Michael. In der Weindynastie heißt er —> Cabernet Sauvignon. Und noch ein weiteres Cabernet Franc-Kind ist so fein geraten, dass es an seinen Erzeuger deutlich überragt: der —> Merlot. Die weltweiten Anbaucharts sind da gnadenlos: Auf Platz eins Cabernet Sauvignon, auf zwei Merlot und erst auf siebzehn dann der Cabernet Franc. Trotzdem gehört er, zusammen mit seinen Nachkommen, in die Mannschaftsaufstellung vom Team Bordeaux. Nur sechs Rebsorten haben dort überhaupt die Lizenz zur Cuvée.
Seine Sprösslinge lassen’s mit ordentlich Aroma-, Farb- und Tannin-Wumms gern krachen. Der Ahnherr ist da eleganter. Heller, leichter, seidiger. Obwohl er früher reift als der Cabernet Sauvignon, gibt er aber auch gern die Diva. Süd- oder Südwestlage darf es für den feinen Herrn schon sein. Und bei zu früher Lese zickt er trotzdem unerbittlich – mit einer amtlichen Dosis harter, unreifer grüne Paprika und jeder Menge frisch gemähtem Gras.
Früher war mehr Lametta – und mehr Cabernet Franc im Bordeaux. Trotzdem findet er sich auch heute in Spitzencuvées. In guten Jahren in Petrus und Mouton zum Beispiel. Und mit ungewöhnlich hohen 60% im legendären Weißen Rössl der Dordogne – der Wein-Ikone Cheval Blanc.
Solo-Auftritte legt der Cabernet Franc vor allem an der Loire hin. Passt alles, entstehen dort hinreißende reinsortige Cabernet Francs. Die bieten dann einen Korb pickepacke voll mit roten Beerenfrüchten (Himbeere, Cassis, Erdbeere) vollendet von einer ordentlichen Dosis grüner Pfeffer. Auch Kräuterwürze, Süßholz und Veilchen sind typisch. Besonders bekannt sind die Weine aus Chinon, Bourgeuil und Saumur-Champigny. Mit der modernen Toskana rund um Bolgheri hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten eine vergleichsweise warme Region mit Cuvées und reinsortigen Cabernet Francs einen Namen gemacht.
Die Vorfahren des Cabernet Francs waren vermutlich Wildreben. Im Bordeaux ist er nachweislich schon seit mehreren hundert Jahren zuhause. Neben seiner Heimat Frankreich findet er sich in Brasilien, Italien, den USA, Chile und Ungarn (wo er in Villany wie an der Loire auch sortenrein ausgebaut wird). Sein eher kühl wirkendes Aromenbild lässt hoffen, dass er – dem Klimawandel sei Dank – in Zukunft wieder eine größere Rolle spielen wird. Eleganztrinker dürfen sich freuen.